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Das Kalenderblatt

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KW 29 / 2022

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Nürnberger Anstand

Vor 490 Jahren: Protestanten erhalten vorübergehend Religionsfreiheit

Augsburger Reichstag 1530: Kanzler Dr.Christian Beyer verliest vor Karl V (links im Bild) die "Confessio Augustana" von Phillipp Melanchton. Nachdem der Reichstag nicht annahm, schlossen sich die Protestanten 1531 zum Schmalkaldischen Bund zusammen. Die Schrift gehört als Augsburger Bekenntnis noch heute zu den verbindlichen Bekenntnisschriften der lutherischen Kirchen.
Holzschnitt aus dem 16.Jahrhundert in Nürnberg Quelle: wikipedia.de
Erst am 31.10.1999 legten die römisch-katholische Kirche und die Evangelisch-Lutherischen Kirchen ihren Streit um die Rechtfertigungslehre in einer gemeinsamen Erklärung offiziell bei. Bild: Gedenktafel in Augsburg, am Ort, an dem die Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre unterzeichnet wurde (St. Anna).
Quelle: wikipedia.de unter GNU Free Documentation License

23.07.1532: In Nürnberg schließt Kaiser Karl V. mit den protestantischen Reichsfürsten ein Abkommen, das die Protestanten vorübergehend vor Verfolgung schützt, sie aber gleichzeitig auch zum Frieden verpflichtet. Es geht als „Nürnberger Religionsfrieden“ oder auch als „Nürnberger Anstand“ in die Geschichtsbücher ein.

* * *

Was war passiert? 15 Jahre zuvor (31.10.1517) hatte ein unbedeutender Augustinermönch und Theologiedozent nach 1.200 Jahren Kirchengeschichte (324 - 1517) den Kern des Evangeliums wiederentdeckt und veröffentlicht. Er wurde dafür aber nicht gefeiert, sondern verfolgt. Und was heute immer wieder gefeiert wird, war leider keine Reform der Kirche, sondern eine Spaltung, die der Mönch nicht gewollt hat. Einen wirklichen Religionsfrieden erlebte er nicht mehr.

Heute sieht es für mich so aus, als bräuchte die Lutherische Kirche selbst eine Reform oder eine Erweckung, denn auch zum Jubiläumsjahr musste man nach den Kernaussagen ihres Namensgebers in offiziellen Veröffentlichungen lange suchen.

Luthers Kernfrage war: Wie werde ich vor Gott gerecht? (theologisch: Rechtfertigungslehre) Ich bin davon überzeugt, dass der Mensch von heute auch wissen will, woher er kommt und wohin er geht. Klare Antworten werden heute wie damals gerne vorenthalten.

Luther fand die Antwort in den Briefen von Paulus, die er an die ersten Christen in Europa schrieb. Darin heißt es: Aus Gnade seid ihr gerettet - nicht durch eigene Werke, sondern allein durch den Glauben an Gottes Sohn Jesus Christus, der eure Schuld durch seinen Tod am Kreuz bezahlt hat. (z.B. im Paulusbrief nach Ephesus im Kapitel 2, Verse 8 - 9)

Das Abkommen von Nürnberg 1532 war menschlich gesehen nur eine vorübergehende Vernunftentscheidung, aber es war ein Anfang und es veranlasste Süleyman I., sich mit seinem türkischen Heer kampflos zurückzuziehen.

Autor: Uwe Schütz
Sprecher: Heiko Müller

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