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Das Kalenderblatt

Eine Kalenderwoche zurück

KW 33 / 2020

Eine Kalenderwoche weiter

 

Ende eines Dinosauriers

Vor 100 Jahren: Zerschlagung des Osmanischen Reiches

10.08.1920: Vertreter des Osmanischen Reichs unterzeichnen den Vertrag von Sèvres Foto: wikipedia.de / public domain
mehr über das britische Mandatsgebiet Palästina
Vertrag von Sèvre 1920: Aufteilung der arabisches Gebiete des Osmanischen Reichs in ein französisches und ein britisches Mandatsgebiet gemäß Geheimabkommen zwischen Großbritannien und Frankreich (Sykes-Picot-Abkommen) von 1916

10.08.1920: Im Pariser Vorort Sèvre unterzeichnen die Siegermächte des 1. Weltkriegs und Vertreter der osmanischen Regierung einen Friedensvertrag.

Darin „verzichtet“ das Osmanische Reich auf alle Gebiete außerhalb von Kleinasien: Die Franzosen erhalten das heutige Syrien und den Libanon. Die Briten erhalten das Gebiet zwischen Ägypten und dem heutigen Irak und nennen es Palestine, Palästina. Dort soll unter Verweis auf die Balfour-Erklärung „eine Nationale Heimstätte für das Jüdische Volk“ entstehen.

Armeniern und Kurden wird das Recht auf Unabhängigkeit eingeräumt. Das Gebiet um Smyrna soll an Griechenland gehen, doch als die Griechen dort einmarschieren, leistet die nationalistische türkische Opposition (unter Mustafa Kemal Pascha, genannt Atatürk) energischen Widerstand. Infolge des Griechisch-Türkischen Krieges wird der Vertrag von Sèvre im Vertrag von Lausanne 1923 zugunsten der Türkei revidiert: Sie erhält große Gebiete der Armenier und der Kurden und den europäischen Teil der heutigen Türkei.

* * *

Der Vertrag von Sèvre beendete 1920 formal den 1. Weltkrieg und löste das Osmanische Reich quasi auf. Ein „Friedens“-Vertrag war es jedoch nicht:

Im Nahen Osten stellte der Vertrag die Weichen für Konflikte, die bis heute andauern. Kleinasien stürzte er in politisches Chaos und spülte nationalistische Türken an die Macht. Sie wollten die Türkei zu einem modernen, weltlich orientierten Staat machen und erklärten den Islam zum ideologischen Todfeind.

Doch mit dem Wandel der Türkei vom Agrarland zur Wirtschaftsmacht vollzog sich interessanterweise eine Rückbesinnung auf den Islam. Und deshalb war der „politische Erdrutsch“ bei den Parlamentswahlen 2002, bei denen die islamische AKP von Erdogan an die Macht kam, für mich keine Überraschung.

Die Idealvorstellung des Islam ist nicht - wie bei uns - der Pluralismus, sondern die Einstimmigkeit *). Das sollten wir respektieren, egal ob es um einen EU-Beitritt oder um unseren Urlaub geht.

Uwe Schütz

*) Quelle: Schlaglichter der Weltpolitik von Peter Scholl-Latour, S. 29

mehr bei uns aus der Zeit: mehr über das Osmanische Reich:  
1918 : Das Waffenstillstandsabkommen von Compiègne (Ende des 1. Weltkriegs)
1919 : Deutsches Reich startet in die Demokratie
1919 : Friedensvertrag der Siegermächte mit Deutschland
1920 : Totales Alkoholverbot in den USA
1920 : Zerschlagung des Osmanischen Reiches
1921 : 1. Internationaler Frauentag am 8. März
1921 : Geburt von Wolfgang Borchert
1923 : 1. Radiosender in Deutschland
1473 : Türken erobern Konstantinopel
1529 : Türken belagern Wien
1873 : Berliner Kongress trennt Bosnien, Rumänien und Bulgarien ab
1915 : Vertreibung der Armenier aus dem Gebiet der heutigen Türkei
1920 : Zerschlagung des Osmanischen Reiches
1924 : Türkische Regierung beschließt Trennung zwischen Kirche und Staat
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