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Das Kalenderblatt

Eine Kalenderwoche zurück

KW 33 / 2025

Eine Kalenderwoche weiter

 

Das Kreuz mit dem Kreuz

Vor 30 Jahren: „Kruzifix-Urteil“ des Bundesverfassungsgerichts

Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe bei der Veröffentlichung einer Entscheidung (Symbolbild, Screenshot von ARD)

10.08.1995: Das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe verkündet, das Anbringen von Kreuzen in den Unterrichtsräumen einer staatlichen Schule verletze die in Artikel 4 des Grundgesetzes gewährte Religions- und Glaubensfreiheit. (Die Richter erklärten insbesondere, dass die staatliche Anordnung von Kreuzen in der Bayerischen Volksschulordnung (von 1983) verfassungswidrig sei.)

Die Beschwerdeführer hatten geltend gemacht, dass mit dem Kreuz gegen ihre Weltanschauung und ihre Erziehungsvorstellungen auf ihre Kinder eingewirkt werde. Das mit knapper Mehrheit (5:3) zustande gekommene sogenannte "Kruzifix-Urteil" löst Großdemonstrationen und sehr emotional geführte Debatten aus. Bis heute ist es jedoch weitgehend ohne praktische Folgen geblieben.

(Das geänderte bayerische Schulgesetz schreibt weiterhin Kreuze vor und enthält jetzt lediglich bei Einspruch von Eltern eine Konfliktregelung. Auch nach dem jüngsten Urteil des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs will die Bayerische Staatsregierung an den Kreuzen in öffentlichen Schulen festhalten)

* * *

Ich bin zwar für eine striktere Trennung von Kirchen und Staat, aber mit dem Gedanken, dass ein Kreuz an der Wand gegen die Religionsfreiheit verstoßen soll, komme ich nicht klar: Religionsfreiheit ist ein Menschenrecht und bedeutet ja nicht, frei von Religion, sondern dass jeder seine Religion frei wählen, wechseln und dafür werben darf.

Sehr bemerkenswert finde ich, dass in der Urteilsbegründung davor gewarnt wird, das Kreuz zum „abendländischen Kulturgut“ herabzuwürdigen: Es sei doch das „spezifische Glaubenssymbol des Christentums“ und versinnbildliche die Erlösung des Menschen durch den Opfertod Jesu.

mehr bei uns über Kreuz und OpferJa, das Kreuz ist die Mitte des Christentums, aber diese Mitte ist immer wieder in Gefahr. Einig ist man sich darüber, dass der Mensch der göttlichen Vergebung bedarf. Aber gerade in den protestantischen Lagern ist „das Wort vom Kreuz“ immer seltener das Thema, oder es wird hinterfragt, ob Gott Blutopfer nötig hat, um uns vergeben zu können. Dabei ist die Antwort darauf eigentlich nicht schwer:

Nicht Gott hat es nötig, dass sich ein Mensch opfert,
sondern der schuldige Mensch kommt damit in die Haltung, in der er Gottes Vergebung erfahren kann,
und zwar so intensiv, dass sie ihn verändert.
Dr. Hans Frisch in unserer Karfreitagssendung

Autor: Uwe Schütz
Sprecher: Heiko Müller

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Schlussbemerkung: Dass es der Mensch ist, der Sündeböcke braucht, sieht man auch gerade an der Rücktrittsforderungen angesichts der Love-Parade-Katastrophe in Duisburg

mehr bei uns aus der Zeit: mehr bei uns zum Thema:  
1994 : Beginn des Völkermords in Ruanda
1994 : Misteröser Massenselbstmord der Sonnentempler
1994 : "Forrest Gump" startet in den Kinos
1995 : 1. offizielles Friedensgespräch im Nordirland-Konflikt
1995 : Bosnienkrieg: Serben stürmen die Moslem-Enklave Srebrenica
1995 : "Kruzifix-Urteil" des Bundesverfassungsgerichts
1995 : "Das Netz" startet in den Kinos
1996 : Attentat auf israelischen Ministerpräsidenten Jitzchak Rabin
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