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KW 4 / 2010

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Untold Stories

Vor 65 Jahren : Untergang der "Gustloff" mit über 10.000 Flüchtlingen

Kreuzfahrtschiff Wilhelm Gustloff
Die "Wilhelm Gustloff". Sie wurde 15.03.1938 als
Passagierschiff der nationalsozialistischen Organisation "Kraft durch Freude" (KdF) in Dienst gestellt und am 22.09.1939 als Lazarettschiff der Kriegsmarine übergeben.
Ihre Versenkung durch das sowjetische U-Boot S 13 am 30. Januar 1945 ist mit über 9.000 Opfern die größte Katastrophe in der Seefahrtsgeschichte.

Januar 1945: Nach dem Durchbruch der Roten Armee an der Ostfront sind Millionen Deutsche in Ostpreußen eingeschlossen. Die Marine versucht, die Menschen (mit den letzten noch vorhandenen Schiffen) auf dem Seeweg zu evakuieren. So verlässt am Mittag des 30.01.1945 das Kreuzfahrtschiff "Wilhelm Gustloff" überfüllt mit über 10.000 Flüchtlingen - vor allem Frauen, Verwundete und Kinder - die Danziger Bucht Richtung Westen.

Doch die Flucht über das Meer wird zur tödlichen Falle: Am Abend wird die Gustloff (auf der Höhe von Stolpmünde) von drei Torpedos eines sowjetischen U-Boots ("S13") getroffen. Die Gustloff sinkt innerhalb einer Stunde. Über 1.200 Menschen können gerettet werden, über 9.000 Menschen ertrinken oder erfrieren in der eiskalten Ostsee. (Wegen der Überfüllung gibt es viel zu wenig Rettungsboote.)

* * *

Die Gustloff war eigentlich ein Kreuzfahrtschiff der Nazis und wurde während des 2. Weltkriegs der Marine als Lazarettschiff unterstellt, diente aber auch zur Ausbildung. Die Versenkung der Gustloff ist nach dem Kriegsvölkerrecht deshalb wohl vertretbar, moralisch meines Erachtens jedoch nicht.

Bis Kriegsende wurden sogar weitere Flüchtlingsschiffe versenkt (Die "Steuben" am 09.02.1945 mit ca. 4.000 Menschen und die "Goya" am 16.04.1945 mit ca. 8.000 Menschen.). Jedesmal kamen wesentlich mehr Menschen ums Leben als bei der Titanic (1.513 Menschen) oder beim Anschlag auf das World-Trade-Center.

Obwohl der Untergang der Gustloff die größte Schiffskatastrophe aller Zeiten ist, wurde sie 2007 mit einem ZDF-Zweiteiler ("Die Gustloff") wohl zum ersten Mal medial aufbereitet. Aber in diesem Film starben beliebige Menschen. Auch die Menschen, die 1945 auf der Flucht starben, haben es verdient, dass ihre Namen und ihre Geschichten erzählt werden. Es darf in unseren Medien keinen Unterschied machen, ob ein Mensch in den USA, in Deutschland, in Asien oder in Afrika stirbt.

Uwe Schütz

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