zur AREF-Startseite
Das Kalenderblatt

Eine Kalenderwoche zurück

KW 37 / 2007

Eine Kalenderwoche weiter

Uwe Barschel - Täter oder Opfer ? 

Die Waterkant-Affäre

Deutschlands größter Politskandal - Für Uwe Barschel endet er tödlich

Uwe Barschel *13.05.1944 † 11.10.1987
Uwe Barschel Foto: ndr.de
*13.05.1944, †11.10.1987

12.09.1987: Unter dem Titel "Watergate in Kiel - Barschels schmutzige Tricks" meldet das Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL, CDU-Ministerpräsident Uwe Barschel habe seinen Medienreferenten Reiner Pfeiffer zu einer Verleumdungskampagne gegen den SPD-Herausforderer Björn Engholm angestiftet. Barschel weist alle gegen ihn erhobenen Vorwürfe zurück und erklärt (am 18.09.1987): „Über die (…) Eidesstattliche Versicherung hinaus gebe ich Ihnen mein Ehrenwort, ich wiederhole: mein Ehrenwort, dass die gegen mich erhobenen Vorwürfe haltlos sind“.

Nachdem DER SPIEGEL weitere Details veröffentlicht, die die Zweifel an Barschels Unschuld verstärken und der parteiinterne Druck zunimmt, tritt Barschel zum 2. Oktober vom Amt des Ministerpräsidenten zurück. Als die Staatsanwaltschaft während seines Urlaubs auch noch die Aufhebung seiner Immunität beantragt und die CDU ihm nahe legt, auch sein Landtagsmandat niederzulegen, kündigt Barschel seine Rückkehr nach Kiel an.

Dabei macht er einen Umweg über Genf, um dort einen Informanten zu treffen, der angeblich entlastendes Material für ihn hat. Am Tag darauf, am 11.10.1987, findet ein Stern-Reporter Uwe Barschel (*13.05.1944) in einem Hotelzimmer tot auf. Alles sieht nach Selbsttötung durch Medikamente und damit nach einem Schuldeingeständnis aus.

Aber fünf Jahre später (1992) kommt heraus, dass die SPD von den Machenschaften des CDU-Medienreferenten und "Kronzeugen" Reiner Pfeiffer gewusst hat, ihm hohe Geldsummen gezahlt hat und Björn Engholm (SPD) vor dem Untersuchungsausschuss eine Falschaussage gemacht hat. 1994, sieben Jahre nach Barschels Tod, ermittelt die Staatsanwaltschaft zum ersten Mal wegen Mordverdachts. Aber wegen schlampiger Ermittlungen seiner Zeit bleibt offen, was in dem Genfer Hotel geschah.

Der zweite Untersuchungsausschuss des Kieler Landtags kommt 1995 zu dem Ergebnis, dass Barschel nicht mehr als Auftraggeber der Diffamierungskampagne gegen Engholm gilt.

* * *

Obwohl es also offensichtlich Rufmord war, ist unsere Wahrnehmung durch die Medien eine andere. Uwe Barschels Witwe Freya kämpft bis heute um den Ruf ihres Mannes. Auffällig ist, dass außer der Familie Barschel offensichtlich niemand ein Interesse daran hat, die Medienmacher nicht, die SPD-ler nicht und die CDU-ler offensichtlich auch nicht. Das ist für mich der größte Skandal.

Uwe Schütz

mehr bei uns aus der Zeit: mehr bei uns über Politskandale:  
Die Radioversion anhören
Die Radioversion anhören
2:13, mp3, 64kbit/s, 1.045 KB