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Presse- und Meinungsfreiheit

Bundeskanzlerin Angela Merkel ehrt dänischen Mohammed-Karikaturisten

08.09.2010: Der Karikaturist Kurt Westergaard (links im Bild), der eine der dänischen Mohammed-Karikaturen gezeichnet hat, erhält für sein unbeugsames Eintreten für Presse- und Meinungsfreiheit und für seinen Mut, zu diesen demokratischen Werten zu stehen und sie trotz Gewalt- und Todesdrohungen zu verteidigen, den Potsdamer Medienpreis. Die Hauptrede des Abend hielt Bundeskanzlerin Angela Merkel (rechts im Bild) Foto: Pressefoto von www.m100potsdam.org

09.09.2010: Der Karikaturist Kurt Westergaard (links im Bild), der eine der dänischen Mohammed-Karikaturen gezeichnet hat, hat gestern für sein unbeugsames Eintreten für Presse- und Meinungsfreiheit und für seinen Mut, trotz Drohungen zu diesen demokratischen Werten zu stehen, den Potsdamer Medienpreis bekommen. Die Hauptrede des Abend hielt Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Westergaard hatte den im Islam als Propheten verehrten Mohammed im Jahr 2005 mit einer Bombe in Form eines Turbans gezeichnet. Die dänische Zeitung "Jyllands Posten" druckte seine und andere Zeichnungen ab und löste damit teilweise gewaltsame Proteste auf der ganzen Welt aus.

Der Zentralrat der Muslime in Deutschland und die Grünen kritisierten die Preisverleihung an den Karikaturisten.

Würdigung durch Bundeskanzerlin Merkel

"Die Toleranz ist ihr eigener Totengräber, wenn sie nicht vor Intoleranz schützt", sagte Merkel bei der Preisverleihung während des Potsdamer Medienforums M100. Damit verteidigte sie den Preisträger und Karikaturisten Kurt Westergaard.

Kurt Westergaard gehe es um die Meinungs- und Pressefreiheit, sagte Merkel am Mittwoch und weiter: "Bei ihm geht es darum, ob er in einer westlichen Gesellschaft mit ihren Werten seine Mohammed-Karikaturen in einer Zeitung veröffentlichen darf, ja oder nein; egal, ob wir seine Karikaturen geschmackvoll finden oder nicht, ob wir sie für hilfreich halten oder eben nicht. Darf er das? Ja, er darf." Religionsfreiheit meine eben nicht, dass im Zweifelsfall die Scharia über dem Grundgesetz stehe. Respekt bedeute nicht Unterwerfung. "Die Arbeit eines Zeichners und die Folgen, die sie für ihn und seine Familie bis heute hat, sie sollten uns mahnen, stets sorgsam mit unseren Einordnungen umzugehen, wie hoch die Zahl von Zuschriften und die Heftigkeit einer Diskussion zu welchem Thema auch immer sein mögen."

Attentat auf Westergaard misslang

Vor einem Jahr drang ein Somalier mit Axt und Messer bewaffnet in Westergaards Haus ein, um ihn zu töten. Das Attentat misslang. Westergaard steht seit fünf Jahren unter Polizeischutz.

Kritik von Muslimen und Grünen

Der Zentralrat der Muslime in Deutschland kritisierte Merkel für die Preisverleihung. Westergaard habe alle Muslime mit Füßen getreten, seine Auszeichnung sei hochproblematisch, erklärte ein Sprecher des Gremiums laut "Deutschlandradio Kultur". Die Bundestagsfraktionschefin der Grünen, Renate Künast, erklärte: "Ich hätte es nicht gemacht." Mit ihrer Rede habe die Kanzlerin den Ton in der Islam-Debatte verschärft.

Die Preisverleihung fand unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen statt

Nach Informationen der Tageszeitung "Die Welt", ist die Medienpreis-Veranstaltung in Potsdam störungsfrei verlaufen. Mehr als 300 Polizisten waren in der brandenburgischen Landeshauptstadt eingesetzt worden, um die Sicherheit des Preisträgers und der Gäste der Veranstaltung zu gewährleisten.

Westergaard: Ich wünsche keinen Konflikt mit unseren muslimischen Mitbürgern, aber wir müssen unsere demokratischen Werte verteidigen

In einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" erklärte Westergaard, Angela Merkel und der dänische Ministerpräsident seien bisher die einzigen beiden europäischen Staatsoberhäupter, die ihn empfangen hätten. Besonders unter Künstlern und Intellektuellen stehe er wegen seiner Zeichnungen nach wie vor in der Kritik. "Ich wünsche keinen Konflikt mit unseren muslimischen Mitbürgern, aber wenn es nun schon mal zu einem solchen Konflikt kommt, dann müssen wir unsere demokratischen Werte verteidigen, allen voran die Meinungsfreiheit", forderte er.

Quelle: pro-medienmagazin.de und www.m100potsdam.org


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