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Anschlag auf koptische Christen

Ägypten: Mindestens sechs Christen nach Weihnachtsmesse erschossen

07.01.10: In dem Ort Nag Hammadi sind in der Nacht mindestens sechs koptische Christen nach einer Weihnachtsmesse erschossen worden.

Nach dem Anschlag sind im Süden Ägyptens Unruhen ausgebrochen. Der arabische Sender Al Dschasira berichtete am heutigen Donnerstag von Zusammenstößen zwischen etwa 2.000 Christen und der Polizei. Dem Bericht zufolge warfen die Demonstranten Steine auf die Sicherheitskräfte. Sie hatten sich vor der Leichenhalle eines Krankenhauses versammelt, wo sich die Opfer des Anschlags befanden. In der Nacht hatten laut Al Dschasira drei Männer vor der Jungfrau-Maria-Kirche mit Maschinengewehren auf Christen geschossen, die von der koptischen Messe kamen.

Nag Hammadi liegt etwa 65 Kilometer von Luxor entfernt, in der Provinz Kena. Dort war es bereits seit Tagen zu Zusammenstößen zwischen der christlichen Minderheit und der muslimischen Bevölkerungsmehrheit gekommen. Das ägyptische Innenministerium vermutet, dass der Anschlag ein Racheakt sei für die Vergewaltigung eines muslimischen Mädchens durch einen christlichen Mann, die im November in Nag Hammadi geschehen sei. Zeugen hätten den Haupttäter erkannt.

Koptische Kirche in Kairo
Koptische Kirche in Kairo
Als Kopten bezeichnete man ursprünglich die Einwohner Ägyptens, die die ägyptische Sprache verwendeten. Seit der zunehmenden Arabisierung und Islamisierung Ägyptens wird der Begriff allein für die Christen der koptischen Kirchen verwendet. Foto: Przemyslaw "Blueshade" Idzkiewicz Quelle: wikipedia.de Lizenziert unter der Creative Commons-Lizenz Attribution ShareAlike 2.5

Nach Medienberichten hatte Bischof Kirollos von Nag Hammadi anonyme Drohungen erhalten und deshalb die Messe eine Stunde früher als üblich beendet. Er beschuldigte radikale Muslime der Tat.

Kritik an Polizei und Justiz

"Die Sicherheitskräfte haben geschlafen", wettern die Kopten. Ein koptischer Anwalt glaubt, dass die Polizei und die Justiz nicht konsequent gegen "terroristische Gruppen" vorgehen, die Christen angreifen. Dadurch fühlten sich diese "motiviert, immer neue Verbrechen zu begehen".

Koptische Kirche gehört zu den ältesten der Welt

Die koptisch-orthodoxe Kirche existiert seit dem ersten Jahrhundert nach Christus und gehört damit zu den ältesten der Welt. An der Spitze steht Papst Shenuda III. In Ägypten sind etwa 15 Prozent der 75 Millionen Einwohner Kopten. Die Verschiebung des Weihnachtsfests um 13 Tage gegenüber dem Westen beruht auf dem alten Julianischen Kalender, an dem die orthodoxen Kirchen festhalten.

Quelle: jesus.de-Newsletter vom 07.01.2010 / epd

 

 

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02.01.2020: Unser Kalenderblatt erinnert 10 Jahre danach an den Anschlag