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Der da Vinci Code - Sakrileg
gesendet am Himmelfahrtstag, 25.05.2006 von Dr. Hans Frisch
Der da Vinci Code - Sakrileg 

Der da Vinci Code - SakrilegEndlich können wir Himmelfahrt mit ruhigem Gewissen als Vatertag feiern - wenn wir vorher im Kino waren. Natürlich in "Der da Vinci Code - Sakrileg", dem Aufklärungsfilm, auf den alle gewartet haben, die das Buch noch nicht gelesen hatten.

Was die meisten schon ahnten, jetzt wissen sie es endgültig - die Christenheit ist einem Schwindel aufgesessen, ja, einer regelrechten Verschwörung, die vor Mord und allen anderen Verbrechen nicht zurückschreckt - um eine Enthüllung zu verhindern. Der Regisseur braucht wohl trotzdem nicht um sein Leben zu fürchten, denn jetzt käme seine Beseitigung zu spät. Das Geheimnis ist gelüftet - schon seit dem Roman im Jahr 2004.

Wer es wissen wollte, der konnte es schon 1982 erfahren, als Baigent sein „Fachbuch“ zu dem Thema „Der Heilige Gral und seine Erben“ herausbrachte: Jesus war verheiratet - mit Maria Magdalena.

Baigent ließ Jesus die Kreuzigung überleben, bei Brown stirbt er am Kreuz, aber Maria Magdalena ist schwanger von ihm. Sie flieht nach Frankreich, bekommt hier eine Tochter „Sarah“, die wird Stammmutter der Merowinger. Bis heute, bis in den Film, gibt es Nachfahren Jesu. Bei Baigent soll noch einer kommen, der als König Herrscher Europas, wenn nicht sogar der Welt wird - ein später Messias als Nachkomme von David und von Jesus.

Ach ja - der Gral!

Das ist nicht der Abendmahlskelch, auch nicht das Gefäß, mit dem Josef von Arimathäa das Blut Jesu aufgefangen hat - es ist der Schoß der Maria Magdalena, über den das Blut Jesu auf dem Weg der Fortpflanzung weitergegeben wird.

Ausschnitt aus "Das letzte Abendmahl" von Leonardo Da Vinci
Ausschnitt aus "Das letzte Abendmahl" von Leonardo Da Vinci

Wer das Abendmahlsbild von da Vinci genau ansieht, erkennt es sofort: Der da immer als Jünger Johannes bezeichnet wird, das ist eine Frau, Maria Magdalena, und das V, welches sich aus der schrägen Körperhaltung von Jesus und Johannes - pardon, Maria Magdalena - ergibt, ist das Symbol der Weiblichkeit, wie jeder, der eine Aktzeichnung von Picasso sieht, an entsprechender Stelle gleich erkennen wird.

Endlich ist alles klar!

So nebenbei ist auch der Koran endlich richtig gestellt - denn der läßt Jesus gar nicht ans Kreuz gehen, Allah hat die Juden getäuscht, sie haben Judas gekreuzigt. Jesus wurde von Allah in den Himmel entrückt, von wo er am jüngsten Tag herabkommen wird, wahrscheinlich zum Gericht über Christen und Juden, weil die ihn nicht richtig verstanden haben. Also auch das ist Lüge oder Irrtum. Einen Karikaturenstreit von islamischer Seite dürfte der Film trotzdem nicht auslösen.

Die paar christlichen Spinner, die protestierend vor dem Kino stehen, die kann man lächelnd ignorieren, denn wir sind ja eingeweiht!

So weit - so schlecht!

Nach der Musik wollen wir versuchen, ernsthaft hinzuschauen.

* * * Musik * * *

Über 50 Millionen mal ist der Roman zum Film verkauft worden. Von dem finanziellen Erfolg der „Illuminaten“, dem Vorläuferroman, war sicher auch noch etwas übrig, so dass die Kosten von 95 Millionen Dollar für den Film Dan Brown wohl nicht arm gemacht haben - und sicher wird der „Da Vinci Code“ kein Kinoflop, trotz der schlechten Kritiken, - bei der Werbung!

Eigentlich könnte man über die Geschichte lachen. Doch wenn man das Publikum fragen würde, was bekannt ist über Jesus, über den Prozess und die Kreuzigung, über Maria Magdalena, über die Entstehung der ersten christlichen Gemeinden, über die früheste Kirchengeschichte, über die Gnosis und die gnostischen Schriften (nach Brown gibt es da angeblich 80 „Evangelien“, von denen die Kirche nur vier zugelassen hat), über die Organisation „Opus dei“ (die Bösen) und die angeblich alte „Bruderschaft von Zion“ (die Guten), - das Lachen würde einem im Hals stecken bleiben. (Es sei denn man trifft auf regelmäßige AREF-Hörer).

Wer die Bibel und den christlichen Glauben für überholt hält, der findet bei Dan Brown willkommene Argumente

Dan Brown meint (auf seiner Internetseite), dass ja jeder die Fakten überprüfen kann, und tut so, als täten es die meisten - und hofft wahrscheinlich, dass sie es nicht tun. Wer über die Evangelien und die frühe Kirchengeschichte Bescheid weiß, braucht nicht den offensichtlichen Unsinn zu überprüfen – wer aber die Bibel und den christlichen Glauben für überholt hält, der findet willkommene Argumente dagegen, und das noch auf unterhaltsame Weise. Doch der Erfolg des Buches und der zu erwartende Erfolg des Films hat wohl noch tiefere Gründe wie auch der Erfolg ähnlicher Machwerke der letzten Zeit.

Die Quelle der Erkenntnis sprudelt für den Roman und den Film und für fast alle sensationellen kirchenkritischen Enthüllungswerke in den gnostischen Schriften, von denen nicht 80, wie Brown behauptet, sondern nur vier als „Evangelium“ bezeichnet werden (im letzten Heft von National Geographic wird das Judas Evangelium dargestellt, leider auch recht reißerisch).

Als die gnostischen Schriften entstanden, gab es schon im ganzen Mittelmeerraum Christengemeinden; die Evangelien der Bibel und die Briefe der Apostel wurden in Abschriften verbreitet, es existierte bereits eine Art gemeinsames Glaubensbekenntnis. Neben dem Christentum gab es noch mehrere Mysterienreligionen und, als stärkste Konkurrenz, die Gnosis.

Das Weltbild der Gnostiker

Das gemeinsame Weltbild der verschiedenen Spielarten der Gnostiker war kurz folgendes: Die Welt ist schlecht, deshalb kann sie nur ein böser Gott geschaffen haben (es ist der Gott des Alten Testaments). Dieser hat die Lichtfunken, die vom guten Lichtgott ausgingen, in die dunkle Materie der Menschen eingesperrt, sie können sich nicht aus diesem Gefängnis befreien. Doch hat der Lichtgott Boten in die Welt gesandt, die den Menschen, in denen so ein Lichtfunke existiert, helfen, ihn freizusetzen - durch die Erkenntnis, die „Gnosis“. Durch die Einweihung in das Geheimnis können sie (auf verschiedene Weise bei den verschiedenen gnostischen Richtungen) zum Licht kommen.

Jesus wurde von der Gnosis vereinnahmt als „Lichtbringer“, und es entstanden mehr als 100 Jahre nach Jesus gnostische „Evangelien“, denen gemeinsam ist, dass einer Person (der Maria Magdalena im Evangelium der Maria, dem Thomas, oder auch dem Judas) die wirkliche Erkenntnis gegeben wird, die sie dann weiter sagt. Von einer Ehe Jesu berichtet allerdings keine dieser Schriften.

Es ist klar, dass sich die Christen gegen diese Verfälschung - man könnte sagen diesen Mißbrauch Jesu – abgrenzten. Doch scheint die Gnosis ein Bedürfnis der Menschen zu treffen, das nicht unterschätzt werden sollte - sind doch mit diesem Bedürfnis immer noch gute Geschäfte zu machen.

* * * Musik * * *

Warum funktioniert das mit der Gnosis heute noch?

Was gab die Gnosis ihren Gläubigen? Und ist das Bedürfnis, das sie bediente immer noch vorhanden?

„Es gibt eine dunkle, böse Macht, die das Gute und Lichte in euch unterdrückt. Sie tarnt sich und tut es so, daß ihr euer Gefangensein in der üblen Realität als normal anseht. Wir öffnen euch die Augen und zeigen euch einen Weg der Befreiung ins Licht.“

Der Platz der dunklen Macht läßt sich besetzen mit verschiedenen Machtgruppierungen: „der Vatikan“ (sehr beliebt), „die Pharmakonzerne“ (auch nicht schlecht), „die Ölkonzerne“ (beim Irakkrieg sehr aktuell), „die Kapitalisten“ (wieder im Kommen), „das Weltjudentum“ (durchaus noch nicht ausgestorben) - wer es glaubt, der durchschaut auch gleich die Tarnung, er erkennt die Verschwörung und reiht sich ein in die Front der Eingeweihten, denen man nichts mehr vormachen kann, und in die Reihe derer, die entsprechende Bücher kaufen und Filme ansehen, sie besuchen vielleicht auch Vorträge und Seminare, wo die Lichtboten (gegen entsprechendes Honorar) persönlich zu erleben sind und die Glaubensgewißheit stärken und lebendig halten. Es muss ja nicht soweit gehen, daß man sich mit dem Wachturm an eine Straßenecke stellt oder auf dem Weltwirtschaftsgipfel militant demonstriert. Schon die Gewißheit der wahren Erkenntnis, also die Gnosis, ist kostbar und schenkt ein gutes, neues Selbstbewußtsein.

Nun ist also wieder einmal der Vatikan dran und bewußt oder unbewußt wird der gleichgesetzt mit „der Kirche“, mit „dem Christentum“. Von der Kirche wird im Film nur der Mißbrauch des Christentums gezeigt, vor allem die Hexenverfolgungen, als dunkler Hintergrund auf dem die Botschaft der reinen Menschlichkeit um so heller strahlt. Da findet am Schluß der Film sogar nach aller Hektik und Hetze noch zu einer anrührenden Szene.

Machen wir uns nichts vor, auch in uns ist das Bedürfnis, das die Gnosis in ihrer alten und in ihren vielen neuen Formen befriedigt - und auch im christlichen Bereich lauern die gleichen Gefahren. Auch wir wollen auf der richtigen Seite stehen, gegen das Falsche, Dunkle, Böse. Auch wir wollen eingeweiht sein in die wirkliche Wahrheit.

Und wo liegt die Wahrheit?

Die wirkliche Wahrheit, an die wir glauben, ist aber nicht ein Geheimnis und nicht eine Erkenntnis, sondern eine Person. Jesus hat von sich gesagt: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben - und hat seine Aussagen besiegelt mit dem Tod am Kreuz. Das offenbarte, für jeden offene Geheimnis lautet: Gott ist Liebe - und hier am Kreuz hat er sich offenbart. Hier ist die offene Tür in seine Liebe.

Man kann das links liegen lassen, wie Dan Brown, man kann den Tod am Kreuz leugnen, wie Baigent, man kann Jesus als Propheten hoch achten und die Kreuzigung leugnen, wie der Koran, man kann es auch einfach ignorieren - doch jeder darf es ernst nehmen und für sich beanspruchen, jeder darf durch diese offene Tür zu Gott kommen.

Mich macht es froh, dass auch der heutige Papst diese Botschaft in seiner ersten Enzyklika verkündet. Dass Jesus zum Himmel aufgefahren ist, bedeutet für mich: Er ist nicht eine historische Person der Vergangenheit, sondern bleibende Wirklichkeit - auch hier und jetzt. Wer damit nichts zu tun haben will, darf in Ruhe Vatertag feiern und darf die Botschaften von Enthüllungsromanen und -filmen ernst nehmen.

Ehe ihr nun anfangt, die Fakten zum Roman und zum Film, selbst ist zu recherchieren - lest lieber einfach ein Buch "Dan Browns Sakrileg", das euch die Arbeit abnimmt: von Hank Hannegraaff und Paul Maier. Ihr bekommt es (billig) bei C. L. V. - über das Web unter www.CLV.de

Dr. Hans Frisch

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