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Das größte Geheimnis der Christenheit?

"Der Da Vinci Code" - Kinostart am 18. Mai

Filmplakat The Da Vinci Code © 2000-2006 Sony Pictures Releasing GmbH


10.05.06: Am 17. Mai, feiert „The Da Vinci Code – Sakrileg“ seine Weltpremiere als Eröffnungsfilm des Internationalen Filmfestivals von Cannes, einen Tag später, 18.05.2006, folgt das deutsche Kinodebüt des gleichnamigen Buches von Dan Brown. Schon seit Monaten sorgt die Verfilmung von Dan Browns Bestseller für Kontroversen: Der Kassenerfolg sollte trotzdem – oder gerade deshalb – sicher sein.

Über 40 Millionen Mal ist der Weltbestseller "The Da Vinci Code" als Buch von Dan Brown über die Ladentheke gegangen. Ein Roman mit historischen Grundlagen, behauptet der Autor. Die Werbemaschinerie zum Kinostart läuft auf Hochtouren: Auf riesigen Plakaten wird der Film über das "größte Geheimnis der Christenheit" angekündigt.

Gibt es geheime Botschaften, die von der Kirche Jahrhunderte lang unterdrückt wurden? Sind in den Bildern da Vincis, zum Beispiel im letzten Abendmahl, geheime Codes zu finden, wie Dan Brown behauptet?

Es beginnt mit einem spektakuären Mord im Louvre

"Der Da Vinci Code" beginnt mit einem spektakulären Mord im Pariser Louvre. Alle Indizien weisen auf eine geheime, religiöse Organisation hin, die alles daran setzt, ein Geheimnis zu behüten, dessen Enthüllung eine seit 2.000 Jahren bestehende Glaubenslehre stürzen könnte.

"Werden Sie Zeuge der größten Vertuschungsaktion in der Geschichte der Menschheit"

Die Kinotrailer zum Film bieten einen ersten Vorgeschmack auf das, was Millionen Leser des Buches "Sakrileg" – so der deutsche Titel - fasziniert hat und Millionen Zuschauer in den Kinos faszinieren wird:

"Wir stecken mitten in einem so mächtigen Krieg, um ein Geheimnis zu bewahren, das, wenn es enthüllt würde, die Fundamente der Menschheit einstürzen ließe... Öffnen Sie die Augen! Werden Sie Zeuge der größten Vertuschungsaktion in der Geschichte der Menschheit... Sie müssen die Wahrheit in die Welt hinausschreien! Die Menschheit kann endlich befreit werden!"

Das sind Sätze, die von den Hauptdarstellern - darunter Tom Hanks, Audrey Tautou und Ian McKellen - in dem rasanten Action-Film über die verborgene Wahrheit des Christentums gesagt werden. Die Menschen sollten endlich erfahren, so die Kernaussage des Films, dass Jesus Christus mit Maria Magdalena verheiratet gewesen sei, Kinder gehabt habe und diese Wahrheit von der Kirche seit Jahrhunderten unter Verschluss gehalten worden sei.

Ausschnitt aus "Das letzte Abendmahl" von Leonardo Da Vinci

"Das letzte Abendmahl" von Leonardo Da Vinci Quelle. wikipedia.de
Die Person im blauen Kleid links neben Jesus sei nicht Johannes, der jüngste der Apostel, sondern Maria Magdalena, mit der Christus sogar ein Kind gehabt habe
- so Dan Brown in "Sakrileg".

Theologen und Historiker sprechen von unhaltbaren Thesen

Aus kunsthistorischer Sicht kann dies nicht bestätigt werden, sagt Professor Frank Zöllner von der Universität Leipzig: "Dan Brown entwickelt ein paar freie Phantasien über ein Gemälde und verbindet das zu einer Romanhandlung, die viele Leute spannend finden. Das kann er ja machen. Das ist sozusagen eine legitime Verhaltensweise eines Romanautors. Das hat natürlich überhaupt nichts damit zu tun, was in einem Gemälde von einem professionell ausgebildeten Kunsthistoriker eruiert werden würde."

Maria Magdalena : Enge Vertraute oder Geliebte von Jesus?

Im Bild "Das letzte Abendmahl" von Leonardo da Vinci soll das Geheimnis stecken: Brown behauptet in seinem Buch, die Person neben Jesus sei nicht der Lieblingsjünger Johannes, sondern eine Frau: Maria Magdalena. Waren Jesus und die reuige Sünderin, von der die Bibel erzählt, tatsächlich ein Liebespaar? Und hatten sie ein gemeinsames Kind - eine ganz normale Familie also? Da Vinci hat oft engelsgleiche Figuren gemalt - für Kunstexperten nichts Außergewöhnliches. Aber hat er, wie Dan Brown behauptet, gewusst, dass Jesus mit Maria Magdalena verheiratet war und dies in seinem Werk "codiert" dargestellt?

Professor Frank Zöllner hat eine einfache Erklärung für die Umdeutung der Jünger Johannes sei in Da Vincis Gemälde Maria Magdalena : "Da Vinci" hat in vielen seiner Gemälde, in vielen seiner Zeichnungen junge Männer etwas feminin dargestellt - und das ist auch hier der Fall. Davon sieht Brown eben ab. Vielleicht weiß er das sogar. Ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass er das alles weiß. Wenn er jetzt sagt, dieser Johannes ist Johannes, damit ließe sich kein Geld verdienen. Aber wenn er sagt, Johannes ist nicht Johannes, sondern Maria Magdalena, dann ist das ein Skandal! Damit verdient man Geld. Das ist der einfache Grund, warum man solch eine Behauptung in die Welt setzt."

Natürlich: Es sind nicht nur zwölf Jünger, die Jesus begleiten. Auch Frauen gehören zu seinen Anhängern. Maria Magdalena spielt im Leben Jesu tatsächlich eine besondere Rolle. Das bestätigt auch das neue Testament. Maria Magdalena gilt mit anderen Frauen als enge Vertraute und unterstützte ihn. Doch das ist kein stichhaltiger Beweis für eine Liebesbeziehung.

Nicht Proteste sind gefragt, sondern aktiver Dialog

In der neuen Ausgabe des Christlichen Medienmagazins pro (2/2006) widmen sich die pro-Autoren Dan Peter, Kirchenrat und Referatsleiter für Publizistik der Evangelischen Landeskirche in Württemberg und Andreas Dippel dem Thema "Sakrileg" und der Verfilmung: "Das 'Christliche' findet wieder Eingang in Literatur und Film, aber nicht nur im Sinne von Bestätigung einer frommen Sicht, sondern mehr noch als Herausforderung."

Ein Grundproblem sei, dass viele Menschen – und auch Christen – die Fakten der Kirchengeschichte und die Lehre des christlichen Glaubens nicht ausreichend kennen. "Von den Lesern des Buches und den Zuschauern des Films kann keiner erwarten, dass sie sich mit den Thesen auf dem Grund einer eigenen Meinung und Kenntnis der Fakten auseinandersetzen", so die Autoren. Daher seien Christen gefragt, nicht durch Proteste auf die Herausforderung zu reagieren, sondern durch aktiven Dialog und "Überbringung der Tatschen"

Kommentar

"Der Da Vinci Code – Sakrileg", eine Geschichte um Verschwörung, Erpressung und Mord. Der Religionsthriller "The Da Vinci Code", wie der Roman im englischen Original heißt, kommt am 18. Mai (2006) in die deutschen Kinos. Auch die Verfilmung verspricht ein Kassenschlager zu werden. Das Geschäft mit Stories über religiöse Verschwörungen blüht.

Sakrileg ist von der literarischen Sparte her ein Kriminalroman. Nach dem, was schon vor dem Kinostart zu erfahren war, sollte Sakrileg auch in dieser Sparte bleiben. Das fällt - wenn man das Original nicht kennt - bestimmt nicht leicht, weil Brown Historisches und Fiktives miteinander vermischt. Außerdem vermischt sich Kirchenkritik, die zum Teil wohl auch berechtigt ist, mit Bibelkritik. Der Roman wird nicht müde, dem Leser zu infiltrieren, dass das Neue Testament auf Erfindungen beruht (S. 461) und die "biblische Geschichte von Jesus Christus mehr Dichtung als Wahrheit" enthält (S. 364).

Das Buch "Der Da Vinci Code" ist wohl nur deshalb so erfolgreich, weil Religion und Macht seit jeher eine schwierige Liaison eingegangen sind, die beliebig viel Material für Verschwörungstheorien liefert.

Die Story von Dan Brown könnte aber Christen herausfordern, die Geschichten von Jesus aus Nazareth und Maria Magadalena auch spannend zu erzählen. Dann kommen die Leute gar nicht auf die Idee, bei Dan Brown nachzuschauen.

Filmdaten

Titel: The Da Vinci Code - Sakrileg
Originaltitel: The Da Vinci Code
Kinostart (Deutschland): 18.05.2006
Deutschland (FSK): Freigegeben ab 12 Jahren
Genre: Thriller
Länge: 148 Minuten
URL: www.davincicode-derfilm.de/

Hauptdarsteller Tom Hanks: Der Film könnte der Kirche nützen

In einem Interview mit dem US-Magazin «Entertainment Weekly» führte Hauptdarsteller Tom Hanks aus: «Ich glaube, dass der Film den Kirchen am Ende noch nützen kann. Wissen Sie, wenn man ein Schild aufhängt, wo draufsteht \"Am Mittwoch diskutieren wir über das Evangelium\", kommen zwölf Leutchen. Aber wenn auf dem Schild steht \"Am Mittwoch diskutieren wir über den Da Vinci Code\", kommen 800.»

Und da könnte er Recht haben. Der Chef von Opus Dei, Bischof Javier Echevarria, kann sich schon jetzt kaum noch retten vor Interviewanfragen. Die Zahl der Besucher seiner Website ist auf monatlich drei Millionen gestiegen. Die protestantische US-Pastorin Felisky Whitehead empfindet den «Da Vinci Code» fast als Geschenk des Himmels: «Jetzt ist es endlich völlig in Ordnung, auf Cocktail-Partys über Jesus zu plaudern.»

Quellen: zdf.de, jesus.de, pro-medienmagazin.de und sonypictures.medianetworx.de

Autor: Uwe Schütz, 10.05.2006

 

 

 

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