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„Prinz Kaspian von Narnia“

Die Fortsetzung der "Chroniken von Narnia" läuft seit 31. Juli in den deutschen Kinos

Filmplakat Die Chroniken von Narnia - Prinz Kaspian von Narnia
Filmplakat: Die Chroniken von Narnia - Prinz Kaspian von Narnia

Narnia ist zurück. Viele haben den neuen Teil der „Chroniken von Narnia“ bereits fiebernd erwartet, am Donnerstag, 31.07., startete „Prinz Kaspian von Narnia“ in den deutschen Kinos. Die packende Verfilmung des vierten Bandes der siebenteiligen Narnia-Buchreihe vom christlichen Autor Clive Staples Lewis setzt dort an, wo „Der König von Narnia“ vor knapp drei Jahren aufhörte. Doch auch diejenigen können den Film genießen, denen die Vorgeschichte nicht bekannt ist.

Film-Marketing schweigt sich über Buchautoren C. S. Lewis aus

Vor allem aber enthält auch der zweite Teil wieder etliche Anspielungen auf den christlichen Glauben, meint pro-Redakteur Jörn Schumacher. Die deutsche Werbemaschinerie hält sich zurück, zu betonen, dass C.S. Lewis einer der bedeutendsten christlichen Autoren des 20. Jahrhunderts war. Mit seinen apologetischen Büchern, darunter dem bekanntesten, „Pardon, ich bin Christ“, hat Lewis brillante Schützenhilfen für argumentierende Christen geschaffen und so manch einen Atheisten durch messerscharfe Argumente ins Grübeln gebracht.

Für das deutsche Marketing ist es eher unerheblich, wenn nicht gar störend, dass nicht nur der Schöpfer der Reihe, sondern auch der Chef der Produktionsfirma „Walden Media“, Phil Anschutz, Christen sind. Regisseur Andrew Adamson, Sohn von Missionaren, mit denen er sieben Jahre in Papua-Neuguinea lebte, äußert sich über seinen Glauben öffentlich so gut wie gar nicht. In Interviews sagt der in Neuseeland geborene Adamson nur, dass es ihm das Wichtigste sei, die Bücher von C.S. Lewis getreu wiederzugeben. Wer aus den Büchern Glaubensinhalte herauslesen könne, der solle es auch bei den Filmen können. Die Narnia-Filme wolle er jedenfalls nicht als Plattform für seinen eigenen Glauben benutzen.

Parallelen zu Grundaussagen der Bibel für Insider offensichtlich

Doch die christlichen Parallelen sind, wie schon im ersten Teil, offensichtlich. „Kinder sehen diese Allegorien sowieso nicht, und die erwachsenen Evangelikalen benutzen sie für ihre Botschaft“, unkte ein britischer Kritiker bereits beim ersten „Narnia“-Teil. Sicher, nirgends wird die Bibel erwähnt, und auf dem Löwen Aslan pappt kein Hinweisschild, auf dem „Jesus“ steht. Doch zwischen den Zeilen werden die Grundüberzeugungen von Christen angesprochen.

1.300 Jahre sind in der Welt „Narnia“ vergangen, seit die Pevensie-Geschwister Peter, Susan, Edmund und Lucy durch einen Wandschrank dorthin gekommen waren. Im echten Leben der vier Kinder war es nur ein Jahr. Sie sind wieder zur Schule gegangen und lebten den Alltag im England der 1940er Jahre. In Narnia indes ist eine neue böse Macht aufgekommen, die Telmarer, ein menschliches Volk, das seinen Ursprung in Piraten hat. Sie haben die Narnianer, die liebenswerten Fantasie-Geschöpfe und sprechenden Tiere des Waldes, unterdrückt und ausgerottet. So scheint es jedenfalls. In der Not bläst Kaspian, der Neffe des bösen Herrschers Miraz, in das magische Horn, das die vier Kinder wieder nach Narnia holt. Sie sind immerhin Könige Narnias und haben bereits zuvor während 15 Jahren Herrschaft bewiesen, dass sie für Narnia alles zu geben bereit sind. Und immer ist es der Gedanke an Aslan, den Löwen, den eigentlichen, ewigen Herrscher von Narnia, der die Vier antreibt, und der ihnen Hoffnung gibt. Noch viel mehr als im ersten Teil müssen sie beweisen, wie groß ihr Vertrauen in Aslan ist.

„Der Film ist wahrscheinlich ein wenig düsterer und härter als der letzte Film. Zum Teil liegt das daran, dass die Kinder älter geworden sind, was die Geschichte automatisch erwachsener werden ließ“, sagt Regisseur Adamson. Die Kämpfe sind tatsächlich härter und ausgefeilter; die Schlacht zwischen den schwarz gekleideten Telmarern und dem bunten Haufen der Geschöpfe Narnias, angeführt von den vier jungen Königinnen und Königen, ist filmisch ähnlich packend umgesetzt wie in der - ebenfalls in Neuseeland gedrehten - „Herr der Ringe“-Trilogie. Dieselbe neuseeländische Spezial-Effekte-Firma „Weta Workshop“, die bereits für Peter Jackson Orks, Ents und Nazguls Leben einhauchte, hat in beiden Teilen der Narnia-Reihe die kämpfenden Fantasie-Wesen der Völker Narnias vor den Bergen Neuseelands aufeinanderprallen lassen. Die umwerfende Wucht einer Schlacht um Helms Klamm wird in „Prinz Kaspian“ vielleicht nicht erreicht, dennoch kommt jeder, der auf imposante Fantasie-Kriege steht, voll auf seine Kosten. Vieles mehr erinnert an „Herr der Ringe“, etwa wenn aus dem Wasser statt Pferden ein angsteinflößendes Wasserwesen emporsteigt und den Feind vernichtend schlägt, oder wenn Bäume plötzlich zum Leben erwachen und mitkämpfen.

Déjà-vu für „Herr der Ringe“-Fans

Narnia ist zurück: Am 31. Juli startete „Prinz Kaspian von Narnia“ in den deutschen Kinos. Foto: disney.de

Aslan, den Löwen, haben Christen bereits im ersten Narnia-Film als Analogie zu Jesus Christus identifiziert. Sein Tod ist die Rettung Narnias, und seine Auferstehung der endgültige Beweis seiner Herrschaft auch über den Tod. In „Prinz Kaspian“ wurde Aslan über 1.000 Jahre nicht mehr im Lande Narnia gesehen. Erst die vier Kinder begreifen, dass es der Löwe ist, der den wirklichen Sieg über die Feinde bringen kann. Vor allem Lucy, die Jüngste der Geschwister, ist diejenige mit dem stärksten Glauben an Aslan. Sie muss, wie bereits im ersten Teil, ihre älteren Geschwister davon überzeugen, dass er es ist, der den Sieg herbeiführt. „Ihr redet wie die Erwachsenen“, weist sie sie zurück, wenn sie an Aslan zu zweifeln beginnen, weil er nirgends zu sehen ist. „Wie die Kinder“ sollen sie zu Aslan kommen. Erst nachdem ihr Glaube sie zu ihm führt, kommt er. Solange sie ihre Hoffnung auf sich selbst setzen, geht fast alles schief.

So geht Prinz Kaspian in der Verzweiflung angesichts des übermächtigen Heeres der Telmarer sogar so weit, die alte böse Hexe Jadis (wieder gespielt von Oscar-Preisträgerin Tilda Swinton) anzurufen - das Böse in Person. „Ein einziger Tropfen Blut von einem Adamssohn“, wie die Menschen bei Lewis heißen, genügt Jadis, die Macht wieder an sich zu reißen. „Ihr wisst, dass Ihr ohne meine Hilfe nichts tun könnt“, flüstert sie den Menschenkindern ein.
Im fulminanten Finale, das filmisch faszinierend umgesetzt ist, reißt das Flusswasser allein durch einen Hauch Aslans die Reiter der dunklen Seite hinweg.

Bibelfesten Zuschauern fällt sofort die Geschichte von der Teilung des Roten Meeres ein, bei dem die Ägypter in den Tod gerissen werden. Aslan, der auf der anderen Seite des Flusses steht, scheint die vier Pevensie-Geschwister sowie die Narnianer in sein Friedensreich einzuladen. Dort wird dann auch der kleine heldenhafte Mäuserich „Flitzeflink“ auf einer Bahre zu Aslan gebracht wie der Lahme im Markus-Evangelium. Alle huldigen dem Herrscher Narnias.
Am Ende müssen die vier Kinder zurück in ihre alte Welt. Zwei von ihnen dürfen sogar nie mehr zurück nach Narnia. Warum? In Narnia, sagt ihnen Aslan, haben sie Dinge gelernt, die sie in ihrer Welt, im London der 40er Jahre, nicht gelernt hätten. Nun könnten sie zurück und dort dem folgen, was sie gelernt hätten. So stehen die vier schließlich wieder wie am Anfang des Films in einer Londoner U-Bahn-Station, plagen sich mit dem Alltag eines normalen Schülers herum, haben statt Schwertern Schulranzen in der Hand und kämpfen statt mit dunklen, bärtigen Rittern mit nervenden Mitschülern. Doch sie wissen: der Glaube gibt ihnen Hoffnung, das Land Narnia mit dem Löwen als Friedefürsten ist real. Und in den Ohren klingt ihnen noch der immer wiederkehrende Schlachtruf: „Für Aslan!“

Autor: Jörn Schumacher
in www.pro-medienmagazin.de, 30.07.08

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