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Helfer wurden Opfer von Hass und Gewalt

Die in Afghanistan getöteten Entwicklungshelfer waren engagierte Christen

08.09.2011: Die beiden Entwicklungshelfer, die seit dem 19. August als vermisst galten, waren engagierte Christen. Sie waren von einem privaten Ausflug in eine Bergregion nahe Kabul nicht zurückgekehrt. Bei den beiden Männern soll es sich um Siegbert Stocker aus Meißen (69) und Willi Ehret (59) aus Heimerdingen in Baden-Württemberg handeln. Der Werkzeugmacher Stocker war Mönch der evangelischen Christusträger Bruderschaft, die seit 1971 in Afghanistan tätig ist. Er arbeitete nach Angaben der Kommunität seit 2009 als Entwicklungshelfer in Kabul. Der promovierte Agrarwissenschaftler Willi Ehret leitete im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) ein Landwirtschaftsprojekt.

Es war ihnen einen Herzenwunsch, den Ärmsten in dem geschundenen Land zu dienen

Der sächsische evangelische Landesbischof Jochen Bohl und die Christusträger Bruderschaft reagierten mit tiefer Trauer auf den Tod Stockers. «Dass er einen gewaltsamen Tod sterben musste, kann ich nur mit Entsetzen über diese Tat und mit Trauer und Betroffenheit zur Kenntnis nehmen», erklärte Bohl in Dresden. Zugleich würdigte er das Leben und Wirken des 69-Jährigen mit «großer Dankbarkeit».

In der Christusträger Bruderschaft trauere man sehr um Bruder Siegbert, «der Opfer eines Gewaltverbrechens wurde», sagte Prior Christian Hauter am Mittwoch dem epd. Seit Stockers Besuch 2008 in Afghanistan sei es sein großer Wunsch gewesen, «von ganzem Herzen den Ärmsten in diesem geschundenen Land zu dienen», sagte Hauter. Im unterfränkischen Kloster Triefenstein solle ein nichtöffentlicher Trauergottesdienst stattfinden.

Mit Trauer reagierten auch die Mitarbeiter der GIZ auf den Tod von Willi E. «Wir sind entsetzt und erschüttert über diesen Vorfall», sagte GIZ-Vorstandssprecher Bernd Eisenblätter. «Unser Mitgefühl gilt jetzt den Angehörigen.» Über die Umstände und Hintergründe seines Ablebens liegen der GIZ laut eigener Auskunft keine gesicherten Informationen vor.

Willi Ehret: Berufen, um für Gott zu arbeiten

Siegbert Stocker (69) war seit März 2010 Leiter der neuen Lehrwerkstatt für Metallbauer, einer einer NGO (Nicht-Regierungsorganisation). Foto: www.christustraeger-bruderschaft.org

Will Ehret war noch vor wenigen Wochen zu Besuch in Deutschland. Er habe keine Angst. Gefährlich sei es in Afghanistan eher für Soldaten, meinte er. Ein unvorsichtiger Draufgänger war der Vater von drei erwachsenen Kindern nicht. Als junger Mann habe er erfahren, was für eine Kraft im christlichen Glauben steckt. War er vorher eher niedergeschlagen, strahlte er nun Freude und Zuversicht aus. Nach dem Besuch der Bibelschule Wiedenest (Bergneustadt bei Gummersbach) ging er als Missionar der Deutschen Missionsgemeinschaft (Sinsheim bei Heidelberg) nach Nigeria – ins islamisch geprägte Jos. Später wurde er Entwicklungshelfer im Auftrag der GIZ im ostafrikanischen Malawi, einem der ärmsten Länder der Erde. Als er dann in Afghanistan gebraucht wurde, sagte er zu.

Siegbert Stocker war Leiter einer Lehrwerkstatt

Siegbert Stocker (links im Bild) gehörte seit 1967 zu den Christusträgern. Seit zwei Jahren war er in Kabul tätig, zusammen mit zwei weiteren Brüdern. Die Bruderschaft betreibt in Kabul zwei Kliniken für Lepra- und Tuberkulosekranke und eine Werkstatt. Im März 2010 übernahm er die Leitung einer neuen Lehrwerkstatt für Metallbauer.

Er liebte seine „schöne und anstrengende Arbeit“ – trotz mancher Sprachprobleme. Immer wieder überlegte er, wie er den jungen Afghanen technisches Denken vermitteln könnte. Denn in der Kultur ist es üblich, dass Auszubildende immer nur „Ja“ sagen – auch wenn sie nichts verstanden haben. Was tun? Er beschaffte sich einige Lego-Technik-Bausätze, um das Technikverständnis der Jugendlichen zu fördern. „Mit guter Frucht“, wie er im letzten Rundbrief schrieb. Er wusste sich in seiner Tätigkeit von Gott abhängig. Als etwa seine Arbeitserlaubnis verlängert werden musste, schrieb er, dass er dafür „der himmlischen Abteilung für Auslandsdienste“ vertraue. Was ihn antrieb: In seiner Arbeit wollte er „ein lebendiger Brief Gottes sein“. Das ist er nun auch im Tod.

Bundeskanzlerin Angela Merkel: Schwer zu ertragen

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat nach Angaben ihres Sprechers den Tod von zwei deutschen Entwicklungshelfern in Afghanistan mit Bestürzung aufgenommen. Es sei schwer zu ertragen, dass zwei Männer, die in bester Absicht nach Afghanistan gekommen seien, Hass und Gier und Gewalt zum Opfer gefallen seien, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Mittwoch in Berlin. Die Bundesregierung erwarte, dass die afghanischen Behörden alles daran setzten, die Täter zur Verantwortung zu ziehen.

Afghanistan ist auf Platz 3 des Weltverfolgungsindex vorgerückt

22.01.2011: Obwohl das Taliban-Regime vor 9 Jahren gestürzt wurde, zählt Afghanistan weltweit zu den Staaten, wo Christen am stärksten verfolgt werden. Im neuesten Weltverfolgunsindex 2011 von Open Doors hat Afghanistan, seit 2003 islamische Republik, sogar Saudi-Arabien von Platz 3 verdrängt (bisher Platz 6).

Quellen: jesus.de-Newsletter vom 08.09.2011 / epd, ead.de und christustraeger-bruderschaft.org

Autor dieser Webseite: Uwe Schütz

 

 

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