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Das Kalenderblatt

Eine Kalenderwoche zurück

KW 52 / 2009

Eine Kalenderwoche weiter

 

"Schöne Bescherung"

Vor 30 Jahren: Weihnachtszeit als Geisel in US-Botschaft im Iran

Teheran 1979: Studenten mit US-Geisel
Teheran 1979: Revolutionäre mit US-Geisel

Dezember 1979: Seit dem 4. November (1979) halten Revolutionäre 52 Geiseln in der US-Botschaft in Irans Hauptstadt Teheran und fordern die Auslieferung ihres gestürzten Schahs.

Eine der Geiseln ist die US-Amerikanerin Kathryn Koob. Allein in einem Raum, an einen Stuhl gefesselt und von iranischen Studentinnen bewacht, muss sie die Tage schweigend verbringen. Später schreibt sie über diese Zeit:

"Ich hatte mich oft genug in meinem Leben gefragt,
wie Weihnachten wohl ohne Rauschgold, ohne Süßigkeiten und Geschenke wäre".
Kathryn Koob in "Eine Frau als Geisel im Iran"

Kathryn Koob mit anderen Geiseln nach ihrer Entlassung aus der 444-tägigen Geiselhaft am 21-01-1981 bei ihrer Ankunft in Algier Zeitungsfoto Associated Press

Wehmütig denkt sie an die Weihnachtsfeste mit ihrer Familie und der Gemeinde und hofft, obwohl es keine Anzeichen dafür gibt, gerade noch vor Weihnachten frei zu kommen. Aber es werden 444 Tage - also zweimal Weihnachten in Geiselhaft.

Sie beginnt - an einen Stuhl gefesselt - die alten Weihnachtslieder zu summen, und dann - da man es ihr nicht verbietet - leise vor sich hin zu singen. Dabei entdeckt sie, wie die altbekannten Texte neue Kraft und neue Bedeutung bekommen: Menschen im Elend - damals und heute - aber den Elenden wurde der Heiland geboren.

Weil sie keine Bibel hat, versucht sie, sich an die biblischen Prophezeiungen über das Kommen Jesu zu erinnern. Und dabei bricht trotz Geiselfhaft Freude durch.

Kathryn Koob schreibt später in ihr Tagesbuch:

"Ich lerne allmählich zwischen Freude und bloßer Fröhlichkeit zu unterscheiden.
Wirkliche Freude, so lernte ich nach und nach,
scheint mitten durch den Schmerz und das Leid hindurch.
Was für ein großartiges Geschenk!"
Kathryn Koob in "Eine Frau als Geisel im Iran"

In diesem Sinne frohe Weihnachten wünscht

Uwe Schütz
- denn so mancher Kalenderblatt-Leser wird wie ich besonders an Weihnachten einen lieben Menschen schmerzlich vermissen.

Quelle: "Eine Frau als Geisel im Iran" von Kathryn Koob, Hänssler-Verlag

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