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Türkei und Religionsfreiheit

Türkei auf Platz 30 des Weltverfolgungsindex 2011

08.02.2011: Der Islam gilt als elementarer Bestandteil türkischer Identität. Die Mehrheit der Bevölkerung gehört ihm an. Auch wenn in der Türkei offiziell Religionsfreiheit gilt und das Land seit 1955 Mitglied der Europäischen Menschenrechtskonvention ist, haben in der Praxis religiöse Minderheiten wie die Christen keine Rechte. Die Türkei belegt im Weltverfolgungsindex von OpenDoors, die Liste der Staaten, in denen Christen am stärksten verfolgt werden, Platz 30.

Christen werden gerne als Kriminelle und Verräter hingestellt

Nach dem Lausanner Vertrag von 1923 erkennt die Türkei nur vier religiöse Minderheiten an, darunter zwei christliche. Engagierte Christen und Gemeinden gelten in weiten Teilen der Gesellschaft als "feindliche Agenten", die die Nation unterwandern wollen und gegen den Staat arbeiten. Hass gegen Christen wird besonders von Nationalisten geschürt, die auch vor Angriffen oder der Ermordung von Christen nicht zurückschrecken.

Doch auch Politiker und Medien schüren eine feindliche Stimmung. Berichten von Kirchenvertretern zufolge, werden Christen als Kriminelle und Verräter hingestellt. Immer wieder werden türkische Christen vor Gericht gestellt und wegen aller möglichen Vergehen verurteilt.

Kirchen können keine Rechtsgeschäfte abschließen

Kirchen können keine Rechtsgeschäfte abschließen, etwa Kirchen bauen oder Grundstücke dafür erwerben, wenn sie nicht als Kulturvereine oder Stiftungen anerkannt sind. Diese Anerkennung ist an strenge und nur schwer zu erfüllende Kriterien gebunden. Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigungen für ausländische Christen werden nicht erteilt. Auch Eigentum, etwa Räume für Gottesdienste, kann nur beschränkt erworben werden. Die Priesterseminare sind vom Staat geschlossen worden. Ob die kürzlich in Aussicht gestellte Erlaubnis, dass Priesterseminar der griechisch-orthodoxen Kirche in Chalki nach 40 Jahren wiederzueröffnen, tatsächlich umgesetzt wird – und wenn ja, unter welchen Auflagen – bleibt offen. Kirchen dürfen weder Schulen, Sozialeinrichtungen oder theologische Ausbildungsstätten betreiben noch besitzen.

Heute leben nur noch schätzungsweise 100.000 Christen in der Türkei. Sie gehören zu armenischen, syrisch-orthodoxen, (chaldäisch)-katholischen oder griechisch-orthodoxen Kirchen bzw. zu protestantischen Gemeinden. Zudem gibt es noch deutschsprachige katholische und evangelische Gemeinden.

Quelle: opendoors-de.org, weltweites Hilfswerk für verfolgte Christen, 08.02.2011

 

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