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Wie religiös sind die israelischen Juden?

Zentralbüro für Statistik wollte wissen, wieweit jüdische Traditionen gelebt werden

13.09.2010: Wie fromm sind die Juden in Israel eigentlich? - Das ist eine der am häufigsten gestellten Fragen. Und das ist eine der am schwierigsten zu beantwortenden Fragen. Das israelische Zentralbüro für Statistik hat jetzt die Ergebnisse einer Sozialumfrage veröffentlicht, die Antwort darauf geben soll, wie genau die jüdische Bevölkerung in Israel jüdische Traditionen beachtet und welche Veränderungen im religiösen Verhalten der israelischen Juden festgestellt werden können.

72 Prozent gaben an, im Jahr 2008 eine Synagoge besucht zu haben

Die Umfrage wurde im Jahr 2009 unter israelischen Juden durchgeführt, die älter als zwanzig Jahre waren. 72 Prozent gaben an, im vorangegangenen Jahr eine Synagoge besucht zu haben. Ein Viertel derer, die sich als säkular bezeichnen, hatten zu Rosch HaSchanah oder zu Jom Kippur die Synagoge besucht. Mehr als 80 Prozent aller israelischen Juden beteiligen sich immer am Sederabend, zwei Drittel zünden am Chanukkafest immer die Kerzen an und ein Drittel zünden immer am Freitagabend, zum Sabbateingang, die Kerzen an.

21 Prozent der Befragten gaben an, religiöser geworden zu sein

21 Prozent der Befragten gaben an, religiöser geworden zu sein. Fünf Prozent der israelischen Juden bezeichnen sich als "Chosrim BaTeschuva", als solche, die zum jüdischen Glauben zurückgekehrt sind - was immerhin ein Fünftel aller Ultraorthodoxen von sich bekennen. So bezeichneten sich nach dieser Umfrage des israelischen Zentralbüros für Statistik im Jahr 2009 acht Prozent als "ultraorthodox", zwölf Prozent als "religiös", dreizehn Prozent als "traditionell religiös", ein Viertel aller Befragten als "traditionell, aber nicht ganz so religiös" und 42 Prozent als "säkular".

Auf die Frage, wie sehr sie es mit der jüdischen Tradition hielten, antworteten allerdings immerhin 25 Prozent, dass sie es damit "sehr ernst" nähmen und nur sechs Prozent gaben an, die jüdische Tradition "überhaupt nicht" zu beachten. 86 Prozent derer, die sich selbst als "säkular" bezeichnen, halten sich in irgendeiner Weise an die jüdischen Gesetze. Nur 14 Prozent der ungläubigen israelischen Juden wollen davon "überhaupt nichts" wissen.

Die Statistik sagt nichts darüber, wieviele Abtrünnigen die Bibel lesen

Mit all diesen Aussagen zeigen die israelischen Statistiker, wie viele ihrer jüdischen Landsleute eine Jarmulke auf dem Kopf haben - aber sie verlieren kein Wort über diejenigen, die jede jüdische Tradition als verknöchert ablehnen, dabei aber fleißig die Bibel lesen, sie für Gottes Wort halten und ihr tägliches Leben sogar danach ausrichten, was sie in der Bibel gelesen haben, auch wenn das formell kein Befolgen jüdischer Traditionen ist. Dieser Art von "Säkularen" kann man übrigens nicht selten begegnen im Staate Israel. Bemerkenswert ist auch, dass viele jüdische Kriminelle, wenn sie vor Gericht erscheinen, plötzlich eine Kippa tragen, also in irgendeiner Weise jüdische Traditionen befolgen - auch wenn sie offensichtlich kaum Reue für die Taten, derer sie angeklagt sind, an den Tag legen.

Was also hilft uns diese Statistik zur Beantwortung der Frage, wie fromm die Juden Israels tatsächlich sind? - Nichts oder zumindest nicht viel.

Von: Johannes Gerloff, Jerusalem

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