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Erbe der DDR-Abtreibungspolitik?

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident führt Kindestötungen im Osten auf Erbe der DDR zurück

25.02.08: Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Wolfgang Böhmer (CDU) hat am Wochenende gegenüber dem FOCUS die vielen Kindestötungen im Osten kritisiert und das ganze "vor allem mit einer leichtfertigeren Einstellung zu werdendem Leben in den neuen Ländern" erklärt. Böhmer sagte wörtlich, es komme ihm vor, als sei Kindstötung für manche Frauen "ein Mittel der Familienplanung".

Böhmer war bis zur Wende 1990 Chefarzt der Gynäkologie in Wittenberg

Der 72-jährige Böhmer, der bis 1990 Chefarzt der Gynäkologie in Wittenberg war, sieht das ganze als eine Folge der DDR-Abtreibungspolitik. Gegenüber dem MDR sagte er am Sonntag: "Da kamen junge Frauen ins Krankenhaus, weil sie einen Urlaubsplatz am Schwarzen Meer in Bulgarien bekommen hatten, und sagten: 'Da möchte ich nicht schwanger sein, ich möchte die Schwangerschaft abbrechen lassen', Das meine ich mit leichtfertigem Umgang.“

"Üble Diffamierung der Frauen in Ostdeutschland" - Kritik auch aus den eigenen Reihen

Böhmers Äußerungen stießen bei allen politischen Lagern gleichermaßen auf Entsetzen. Wolfgang Tiefensee (SPD), Beauftragter der Bundesregierung für die neuen Länder, forderte Böhmer auf, seine Äußerungen "unverzüglich zurückzunehmen und sich bei den jungen Eltern zu entschuldigen", berichtet die Tageszeitung "Die Welt". Die gemachten Aussagen seien eine "üble Diffamierung der Frauen in Ostdeutschland".

Reinhard Höppner, der frühere Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt und aktueller Kirchentagspräsident, sprach Böhmer gar die Kompetenz ab, sein Land weiter führen zu können: "Wer so über Menschen redet, für die er mit verantwortlich ist, kann seine Aufgabe als Ministerpräsident nicht mehr wahrnehmen."

Bereits 2005 war Schönbohm mit ähnlichen Aussagen in der Kritik

Vor drei Jahren hatte sich der brandenburgische Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) mit ähnlichen Aussagen zu Wort gemeldet. Die "Proletarisierung" und "zwangsweise Kollektivierung" unter dem SED-Regime seien verantwortlich für die Gewaltbereitschaft und Verwahrlosung in den neuen Bundesländern, lautete damals seine Einschätzung, die zu massiver Kritik bin hin zu Rücktrittsforderungen aus Reihen der eigenen Partei führte.

Jede fünfte Schwangerschaft in Deutschland wird mit Abtreibung beendet

Die Bundesvorsitzende der Christdemokraten für das Leben (CDL ), Mechthild Löhr, hingegegen dankt dem Ministerpräsidenten von Sachsen-Anhalt, „dass er die Mauer des Schweigens durchbrochen hat und die Tötung von Kindern in unserem Land mutig zum Thema gemacht hat“. Die Diskussion müsse ernst genommen werden, „denn inzwischen wird bundesweit nahezu jede fünfte Schwangerschaft mit Abtreibung beendet“, machte Löhr aufmerksam. „Hieraus politische Konsequenzen zu ziehen, und das Tabuthema Abtreibung wieder auf die Tagesordnung zu setzen, ist überfällig.“

Quelle: jesus.de-Newsletter vom 25.02.2008 / kath.net

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