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Erneut Kritik an einem Christival-Seminar

"Pro Familia" kritisiert ein Christival-Seminar zum Thema Abtreibung

Externer Link zur offiziellen Christval--Website
Wer sich bis zum 18. Februar zum Christival anmeldet spart 20 Euro. "Nicht-Verdiener" zahlen 88 €, alle anderen 108 €. Details gibt

01.02.08: Erneut gibt es Kritik an einem Seminar des christlichen Jugendkongresses "Christival", das zwischen dem 30. April und dem 4. Mai in Bremen stattfinden wird. Die Gesellschaft für Sexual- und Familienplanung "Pro Familia" kritisierte ein Seminar zum Thema Abtreibung, das von einem Referenten des Vereins "Die Birke" abgehalten wird. Diese Initiative setzt sich für den Schutz des ungeborenen Lebens ein.

Wie die Berliner "Tageszeitung" (taz) am Mittwoch, 30. Januar meldete, warnte "Pro Familia" vor dem Seminar mit dem Titel "Sex ist Gottes Idee - Abtreibung auch?"

Dies sei eine "gedrehte Wertung", so die Geschäftsführerin und Sexualpädagogin Annegret Siebe von "Pro Familia Bremen. "Das keimende Leben ist mehr wert als das Leben einer Frau." Sie fände es "bedrohlich", wenn solche Thesen auf einer Tagung vertreten werden, auf der mit 20.000 jugendlichen TeilnehmerInnen gerechnet wird. Seminare zum Thema Abtreibung, die keine offene Auseinandersetzung ermöglichen, sondern von vornherein klarmachen, dass Schwangerschaftsabbrüche falsch sind, würden gegen das Menschenrecht auf sexuelle und reproduktive Selbstbestimmung verstoßen, so Siebe.

Christival-Thema: "Jesus bewegt" - auch ungewollt Schwangere?

Die Veranstalter des "Christival" laden Jugendliche zwischen 14 und 26 Jahren nach eigener Aussage ein, in Bremen Anregungen zu erhalten und "neue Schritte im Glauben" zu machen. Das Motto des Kongresses, der zum fünften Mal von verschiedenen Christen aus Deutschland organisiert wird, lautet "Jesus bewegt". Dem gemeinnützigen Verein "Christival e.V." gehören über 100 Mitglieder aus evangelischer Kirche, christlichen Werken, Politik, Verbänden und Unternehmen an.

Auf dem Kongress, für den Familienministerin Ursula von der Leyen die Schirmherrschaft übernommen hat, werden etwa 225 Seminare, Workshops und Foren zu unterschiedlichen Themen angeboten. In der Kritik steht nun Seminar Nr. 642: "Ungewollt schwanger – was nun? Oft kommt das Kind zu einem ungünstigen Zeitpunkt, es gibt finanzielle Schwierigkeiten, Partnerschaftsprobleme etc. Kann eine Abtreibung meine Probleme lösen?" Der Referent ist Markus Arnold von der Heidelberger Schwangerschaftskonfliktberater "Die Birke e.V.".

Die Birke e.V. will Frauen Alternativen zur Abtreibung aufzeigen

Der Verein setzt sich dafür ein, Frauen Alternativen zur Abtreibung aufzuzeigen und betont die Notwendigkeit des Schutzes ungeborenen Lebens. In der Kritik steht insbesondere die Haltung des Vereins zu einer Abtreibung, die Frauen vornehmen lassen, die Opfer einer Vergewaltigung wurden. Auf der Webseite des Vereins heißt es dazu: "Nach ca.30 Jahren Schwangerschaftskonfliktberatung bleibt klar festzuhalten: Nahmen Frauen anschließend eine Abtreibung vor, fügten sie dem ersten lebenslangen Trauma ein zweites lebenslanges Trauma hinzu; jene Frauen, die Beistand erhalten und ihr Kind austragen (also die konstruktive Krisenbewältigung wählten), leiden nachweislich deutlich weniger unter der Vergewaltigung - und sie sind weit davon entfernt, ihr Kind (etwa) zu hassen." Der Verein betont zudem, dass eine mögliche Abtreibung für die Frau eine Gefahr darstelle, die Annahme des Kindes hingegen "eine Chance - für Kind UND Eltern" sei.

Der Birke e.V. sieht die Diskussion positiv

Der Birke e.V. sieht die Diskussion positiv. Schon lange habe man sich dringend gewünscht, dass "das totgeschwiegene Unrecht der Abtreibung wieder auf die öffentliche Tagesordnung kommt" und zeigen sich erstaunt darüber, dass in der TAZ behauptet wird, sie würden gegen ein "Menschenrecht auf sexuelle und reproduktive Selbstbestimmung" verstoßen. Der Birke e.V. stellt die rhetorische Frage: "Sollen wir es nun also übernehmen, pro familia darüber aufzuklären, dass ein solches Menschenrecht gar nicht existiert"?

Außerdem sei aber auch, so Birke e.V., ein "Blick auf das Bündnis" interessant, das versucht, das Seminar zu kippen: Die Berliner Tageszeitung TAZ, pro familia Bremen und pro familia Baden-Würthemberg.

Sprecher des Christival schließt Absage des Seminars über Abtreibung aus

Der Sprecher des Christival, Stephan Volke, versicherte gegenüber Medienmagazin pro indes: "Beim Thema Homosexualität hat die Kritik dazu geführt, dass die Dozenten das Seminar abgesagt haben. Wir von Christival haben das akzeptiert. Wenn 'Pro Familia' nun aber eine Kampagne gegen ein weiteres Seminar fährt, wird das nicht dazu führen, dass das Seminar über Abtreibung abgesagt wird.

Bereits Volker Beck kritisierte das Christival wegen "gefährliche Psychokurse"

Erst vor drei Wochen hatte der Erste Parlamentarische Geschäftsführer der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Volker Beck, den Christival-Verantwortlichen vorgeworfen, "gefährliche Psychokurse" anzubieten. Seine Kritik zielte auf ein Seminar mit dem Titel "Homosexualität verstehen - Chance zur Veränderung". Die beiden Referenten vom "Deutschen Institut für Jugend und Gesellschaft", einem Arbeitsbereich der "Offensive Junger Christen"(OJC), zogen ihr Seminar daraufhin zurück. Die OJC erklärte, die Kritik Becks sei unberechtigt, doch wolle man verhindern, dass das Christival "mit Kritik überhäuft wird, bevor es überhaupt startet" mehr

Beck hält jedoch an seiner Kritik an der Haltung des OJC zur Homosexualität fest. Der Grünen-Politiker fordert Familienministerin von der Leyen weiter dazu auf, die Schirmherrschaft des Festivals abzugeben. Die Bundesregierung bat er, vor Angeboten zu warnen, die gegen homosexuelle Empfindungen "reparative Therapien" anböten und damit Homosexualität auf eine Stufe mit Alkoholismus stellten.

Thema Christival auch im Deutschen Bundestag

Am 24. Januar stellte Beck gemeinsam mit verschiedenen Mitgliedern der Fraktion "Bündnis 90/Die Grünen" wie Renate Künast und Fritz Kuhn eine Kleine Anfrage an den Deutschen Bundestag. Darin verurteilen sie erneut "antihomosexuelle Seminare und pseudowissenschaftliche Therapieangebote religiöser Fundamentalisten". Die Unterzeichner fragen unter anderem: "Sind der Familienministerin die Publikationen des Vorsitzenden von 'Christival', Roland Werner, bekannt, in denen er Thesen der Ex-Gay-Bewegung vertritt, einschließlich der Behauptung, homosexuelle Gefühle seien Symptome einer tieferliegenden Identitätskrise, und wie beurteilt die Ministerin diese Aussagen?" Sie verweisen dabei auf Bücher und Texte Werners wie etwa "Homosexualität und Lebenserneuerung", "Christ und homosexuell?" oder "Homosexualität – ein Schicksal? Innere Heilung, Lebensbilder, Thesen zur Seelsorge, das Zeugnis der Bibel". Die Grünen-Politiker verlangten zudem eine Stellungnahme des Ministeriums zu den Aktivitäten anderer christlicher Organisationen wie "Campus für Christus", "Wüstenstrom", "Freundschaftsnetzwerk.de", "Living Waters Berlin" oder "Weißes Kreuz".

Das "Deutsche Institut für Jugend und Gesellschaft" wies Becks Kritik mit dem Hinweis zurück, dass es lediglich um Menschen gehe, "die ihre homosexuellen Impulse als unvereinbar mit ihren Wünschen, Überzeugungen und Lebenszielen erfahren".

Quellen: jesus.de-Newsletter / medienmagazin PRO vom 01.02.2008, taz.de vom 30.01.2008 und www.birke-ev.de

 

 

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