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"Operation Sommer-Regen"

Israelische Armee rückt in Gaza ein

28.06.2006: Die israelische Armee rückt in den Gazastreifen ein, um ihren 19-jährigen Soldaten zu befreien.
28.06.2006: Die israelische Armee rückt in den Gazastreifen ein, um ihren 19-jährigen Soldaten zu befreien.

28.06.2006: Die israelische Armee ist im Gazastreifen eingerückt, um wegen ihres entführten 19-jährigen Soldaten Druck auf die Palästinenser auszuüben. Armeeflugzeuge zerstörten drei Brücken und eine elektrische Umschaltstation in Gaza.

Der israelische Premier Ehud Olmert hat die Freilassung palästinensischer Häftlinge in einem Austausch bereits ausgeschlossen. In Israel gibt es rund 8.000 palästinensische Häftlinge, darunter auch mehrere hochrangige Hamas-Mitglieder, die nach palästinensischen Angaben mehr als 20 Jahre in Haft verbracht haben.

Drei Brücken gesprengt

Die "Operation Sommer-Regen" begann in der Nacht zum Mittwoch, 28. Juni. Panzerdivisionen sind an der Grenze zum Gazastreifen aufgefahren. Am Mittwochmorgen trafen Raketen israelischer Flugzeuge drei Brücken. Damit will es die Armee den Entführern erschweren, den entführten Soldaten wegzubringen. Eine der Brücken liegt in der Nähe der ehemaligen jüdischen Siedlung Netzarim in der Mitte des Gazastreifens. Dadurch werde das Gebiet "in zwei Teile getrennt", sagten palästinensische Sicherheitsbedienstete. Die zweite Brücke stand nahe der Ortschaft Deir e-Balah, die dritte im Süden von Gaza-Stadt.

Weite Teile der Region sind ohne Strom

Bei einem Angriff geriet ein elektrisches Umschaltwerk in Brand, wodurch der Strom in weiten Teilen der Region ausfiel. Augenzeugen berichten, dass israelische Soldaten auch den stillgelegten Flughafen von Gaza erreicht hätten. Die Truppen ziehen offenbar auf der Straße entlang der Grenze zwischen Gaza und Ägypten in Richtung Rafah. Wie die "Jerusalem Post" meldet, verlassen die Bewohner der östlich davon liegenden Ortschaften zu Tausenden ihre Häuser. Das palästinensische Fernsehen hatte berichtet, die israelische Luftwaffe wolle Rafah bombardieren.

Die von Hamas regierte PA ruft zum Widerstand auf

Im Hörfunk rief ein Hamas-Mitglied der palästinensischen Autonomiebehörde die Palästinenser zu den Waffen. „Kämpft gegen Eure Feinde, die zum Sterben gekommen sind. Ergreift Eure Gewehre“, sagte der Mann. Im Gazastreifen hatten Palästinenser Barrikaden errichtet, Schützenlöcher gegraben und Straßen mit Sandhaufen blockiert. Eine Palästinensergruppe drohte mit der Tötung eines entführten israelischen Siedlers im Westjordanland.

Keine Wiedereinnahme des Gazastreifens

Die Armee erklärte, die Militäraktion diene ausschließlich der Befreiung des israelischen Soldaten und sei keine Wiedereinnahme des Gazastreifens. "Unser Ziel ist es nicht, eine Bestrafung durchzuführen", sagte Premier Ehud Olmert am Dienstag, "sondern Druck auszuüben, damit der entführte Soldat freikommt. Wir wollen eine Balance herstellen: wenn der Soldat freigelassen wird, nehmen wir den Druck auf die Palästinenser zurück."

Palästinenser wohlen palästinensische Gefangene von Israel freipressen

Die Entführer des israelischen Soldaten Gilad Schalit wollen mit ihrer Geisel palästinensische Gefangene freipressen. Wie sich inzwischen herausstellte, hat der Entführte neben der israelischen auch die französische Staatsbürgerschaft.

Die bislang unbekannte Gruppierung "Armee des Islam", die an der Entführung beteiligt war, teilte am Montag mit, den Soldaten nicht einfach freigeben zu
wollen. "Wir haben lange Nächte damit verbracht, eine solche Operation vorzubereiten, wir werden ihn deshalb nicht einfach als Geschenk freilassen, während unsere Gefangenen und die Leichen unserer Märtyrer in Israel sind", sagte ein Sprecher der Gruppe. Die "Armee des Islam" sei eine Abspaltung der Volkswiderstandskomitees, fügte er hinzu. Diese stehen wiederum in enger Verbindung mit der Hamas.

Entführter Soldat hat auch einen französischen Pass

Wie sich inzwischen herausstellte, hat der Entführte neben der israelischen auch die französische Staatsbürgerschaft. Der Vater des 19-jährigen Soldaten, Noam Schalit, wurde in Frankreich geboren. Er bat die Entführer am Montag in einer öffentlichen Stellungnahme um ein Lebenszeichen seines Sohnes. Sie sollten sich erinnern, "dass er ein Lebewesen" sei.

Da auch sein Sohn die französische Staatsbürgerschaft hat, arbeiten auch Vertreter der französischen Regierung seit der Entführung am Sonntag daran, ihn frei zu bekommen. Jael Avran, Sprecherin der französischen Botschaft in Tel Aviv, sagte, französische Delegierte in Paris stünden in Kontakt mit palästinensischen Kollegen. Zudem wolle der französische Botschafter bald die Familie des Israelis besuchen.

"Der Soldat ist an einem sicheren Ort"

Nach Informationen der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) wird der entführte Gilad Schalit im Flüchtlingslager Chan Junis im südlichen Gazastreifen festgehalten. Seine Entführer wollen ihn wahrscheinlich woanders hinbringen, eventuell ins Flüchtlingslager Dschabalija im Norden des Gebietes. "Der Soldat ist an einem sicheren Ort, an den die Zionisten nicht herankommen", sagte Mohammed Abdel Al, Sprecher der "Volkswiderstandskomitees", laut der Tageszeitung "Ha´aretz".

Ägyptische Soldaten sichern die Grenze zum Gazastreifen

Etwa 2.500 ägyptische Soldaten sind am Montag nahe Rafah entlang der Philadelphi-Route zwischen Gaza und Ägypten aufgestellt worden. Diese sollen verhindern, dass die Geisel nach Ägypten gebracht wird.

Europäische Union ist tief besorgt

Die israelische Armee erklärte, dies sei erst der Beginn der Operation "Sommer-Regen". Das palästinensische Gesundheitsministerium hat am Dienstag den Ausnahmezustand für die Krankenhäuser im Gazastreifen ausgerufen aus Furcht vor weiteren Militärschlägen Israels.

In einer ersten Reaktion erklärte das US-Außenministerium, Israel habe das Recht auf Selbstverteidigung. Es müsse jedoch sichergestellt werden, dass „unschuldige Zivilisten nicht zu Schaden kommen“, hieß es.

Die Europäische Union äußerte sich am Dienstagabend über die jüngste Entwicklung im Nahen Osten „tief besorgt“ und forderte die radikalen Palästinenser auf, den entführten Soldaten „sofort und bedingungslos“ wieder freizulassen. Auch UN-Generalsekretär Kofi Annan appellierte erneut an die Palästinenser, den Soldaten freizulassen und damit zur Entspannung beizutragen.

Quellen : Israelnetz.de-Newsletter und focus.de-Newsletter vom 28.06.2006

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