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Leserbrief zum Thema "Home Schooling"

Eingegangen: 25.01.2005

Sehr geehrte Damen und Herren

Die Presse berichtete kürzlich über Schulboykotte in NRW aus Gewissensgründen, vorwiegend aus Raume Paderborn. Auch wir als Home-School-Eltern werden von den Behörden mit Zwangsandrohungen massiv unter Druck gesetzt. Um einen breiten Leserkreis hierzu zu informieren, bitten wir Sie, unseren Leserbrief unverkürzt abzudrucken.

Homeschooling-Eltern - Ein Fall für die Justiz?

Als selbst unterrichtende Eltern, die auch von den Behörden massiv unter Druck gesetzt werden, ist uns die Situation des Homeschoolings in Deutschland aus eigener Erfahrung bekannt. Bei vielen Homeschool-Eltern liegt ein reifer Entscheidungsprozess vor ihrer Entscheidung, ihre Kinder nicht mehr der öffentlichen Schule anzuvertrauen, so auch bei uns.

Beleuchtet man die Veränderungen der letzten Jahrzehnte im Bildungssektor bezüglich der Lerninhalte sowie der Pädagogik, so ist festzustellen, dass es in beiden Bereichen gewaltige Akzentverschiebungen gab und noch geben wird. Als Geburtsjahr dieser neuen Entwicklung lässt sich zweifellos 1968 datieren. Eine durch
fehlende Vorbilder fehlgeleitete studentische Jugend ließ sich vom Sozialismus instrumentalisieren und erprobte den offenen Aufstand.

Die Ziele dieser emanzipatorischen Bewegung, alle Autorität aufzuheben und die Gesellschaft gründlich zu verändern, ließen sich auf direktem Wege nicht verwirklichen, was auch die Akteure nach einer Zeit der Straßenkrawalle erkannten. Man änderte die Vorgehensweise und sprach offen aus: "Man wird von uns hören, mehr als manchem lieb ist."

So begann der lange Marsch durch die Institutionen, der dann das gesamte gesellschaftliche Leben, insbesondere aber die Gesetzgebung und das Bildungswesen veränderte. War vorher fast eine gesamte Generation zum blinden Gehorsam fehlgeleitet worden, so setzte sich nun die antiautoritäre Bewegung durch.

Den menschenverachtenden Hintergrund dieser emanzipatorischen ( Um-)Erziehung lässt sich gut an Hand von Schulbücher Anfang der 70er Jahre nachvollziehen. So steht z.B. im Deutsch-Lesebuch "Wirklichkeiten" vom Schöningh-Verlag in der Geschichte:

"Der Beschleunigungsschub" folgendes: "Vielleicht werden wir die psychologischen Probleme der alten Menschen niemals bewältigen können, wenn es uns nicht durch bio-chemische Einwirkung oder durch Umerziehung gelingt, ihr Zeitgefühl zu verändern. Vielleicht lassen sich für sie Enklaven innerhalb unserer Gesellschaft schaffen…."

Liest man in der Primärliteratur der 68er Bewegung z. B. das Buch "Kinderkreuzzug" von G. Amendt, so erkennt man, dass mit Hilfe der Schulsexualerziehung, die es damals noch gar nicht gab, nichts anderes beabsichtigt wurde als die klassischen, von Gott gegebenen Erziehungsprinzipien auszuhebeln und die Familie zu zerstören.

Denn wer die gängige Schulsexualerziehung erfolgreich durchlaufen hat, wird kaum noch in der Lage sein, später einmal eine Ehe nach Gottes Geboten zu führen, sondern sich eher in problematischen Beziehungen aufhalten. Nicht nur, dass oftmals der Unterricht stimulierend wirkt, es werden auch viele falsche Informationen an die Kinder weitergegeben, wobei dieser Unterricht auch fächerübergreifend angesetzt ist. So steht z.B. in einem Handbuch der Rahmenrichtlinien für Sexualkunde für
die Lehrer: "Wir brauchen die sexuelle Stimulierung der Schüler, um die sozialistische Umstrukturierung der Gesellschaft durchzuführen und den Autoritätsgehorsam einschließlich der Kinderliebe zu den Eltern gründlich zu beseitigen".

Weitere schwerwiegende Fehlinformationen werden auf dem Gebiet der Evolutionslehre weitergegeben. Demnach sei der Mensch nichts anderes als ein durch einen allmählichen Entwicklungsprozess umgewandeltes Tier. Verschwiegen wird aber, dass die Evolutionslehre auf viele Stützpunkttheorien basiert, die nicht beweisbar sind. Einer der eifrigsten Verfechter dieser Hypothesen Sir A. Keith, ein Schüler Darwins äußerte sich hierzu: "Wir glauben aber daran, weil die einzige Alternative dazu der Schöpfungsakt eines Gottes sei, und das ist undenkbar."

Mir persönlich ist ein Fall bekannt, wo ein Kind seinen Glauben an den allmächtigen Schöpfergott verlor als es im Schulunterricht vermittelt bekam, dass der Mensch vom Affen abstamme. Nicht einmal die Vertreter dieser Hypothesen stammen vom Affen ab, sondern haben auch eine unsterbliche Seele, einen freien Willen und sind von Gott nach seinem Ebenbild geschaffen.

Hierbei handelt es sich um alles andere als um tolerierbare Unterrichtsinhalte, wenn auf Grund dieser Falschinformationen ein Großteil der Jugend zwischen Mensch und z.B. Schaf nur noch einen graduellen Unterschied sieht.

Mit diesen Vorstellungen werden auch die Hemmungen für eine Abtreibung beseitigt, was ich selbst in unzähligen Gesprächen mit Jugendlichen in der Öffentlichkeit erfahren habe. Die Evolutionslehre gehört aus den Schullehrplänen ersatzlos gestrichen, was uns ja kürzlich Italien und Serbien vorexerzierte. Wir als Eltern, die den von Gott gegebenen Erziehungsauftrag auszuführen haben, sind nicht bereit, unsere Kinder in solch diffizilen Bereichen folgenschweren Fehlinformationen auszusetzen.

Weitere schwerwiegende Mängel im Schulalltag, die auf Disziplinschwierigkeiten der Schüler, Überforderung und Mangel an Lehrkräften beruhen, führen auf beiden Seiten zu Verschleiß und Resignation. Obwohl auch hierüber die Medien berichten, erhält man die interessantesten Hintergrundberichte von ehemaligen Schulleitern im Ruhestand. Im aktiven Dienst haben viele Schulleiter genug damit zu tun, die Fassade ständig zu übertünchen.

Bevor wir uns jedoch entschlossen, unsere Tochter selbst zu unterrichten, versuchten wir durch eine gezielte Befragung, bei aller für sie nach der Grundschule in Frage kommenden Schulen, eine geeignete Schule zu finden.

Wir fragten z.B. ob es an der Schule Rauschgiftprobleme gibt, und wenn ja wie die Schulleitung damit umgeht? Leider beantworteten nur wenige der angeschriebenen Schulen unsere Fragen, und auch nur bruchstückhaft. Die meisten angeschriebenen Schulen ersparten sich eine Antwort. Ein Vertrauen kann so nicht entstehen.

Nachdem wir die Lehrinhalte eines christlichen Heimschulwerkes untersuchten, waren wir davon überzeugt, dass hier nicht wenig Allgemeinbildung vermittelt wird. Vor allem lernt das Kind wie man selber lernt, also es lernt für das Leben. Der Unterricht findet nach einem festen Stundenplan vormittags in einem eigens eingerichteten Schulzimmer statt. Regelmäßig wird das erworbene Wissen in Tests abgefragt und zu examinierten Fachlehrern geschickt, die dem Heimschulwerk angeschlossen sind, die von diesen dann entsprechend benotet und auch korrigiert werden.

Hier wäre kein Raum für Bildungsverweigerer. Zumeist macht das auch noch alles Spaß, und der Lernstand wäre auch für die Schulbehörden mit wenig Aufwand gut überprüfbar. Eine Belastung ist die Auseinandersetzung mit den Behörden schon, aber aufhalten können sie
diese Bewegung nicht. Uns scheint, dass die Behörden hierbei irgendwie hilflos und auch
überfordert sind, wenn sie uns diktatorische Zwangsmaßnahmen per Ordnungsverfügung androhen.

Hier wird kein Unterschied mehr gemacht zwischen Homeschoolern und klassischen Schulschwänzern, wofür diese Gesetze ja verabschiedet wurden. Dabei gebe es nach Angaben von Fachleuten allein im Kreis Düren ca. 1200 notorische Schulverweigerer. Dabei wird mit Duldung der Schulbehörden zugelassen, dass ein Teil dieser schulmüden Jugendlichen sich in caritativen bzw. gemeinnützigen Vereinen etwas Grundfertigkeiten im Lesen ,Schreiben usw aneignet. Der Sinn dieser Maßnahmen soll hier nicht beurteilt werden, aber es ist ganz klar, dass hier mit zweierlei Maß gemessen wird.

Weltweit jedoch bildet Deutschland, bis auf wenige kommunistische Diktaturen, das absolute Schlusslicht in der behördlichen Duldung von Heimschulen. In einigen Ländern wird dies sogar gefördert. Bei internationalen Vergleichen erreichen Homeschüler die besten Plätze.

Hat man davor etwa Angst?
Auch ist hierüber schon eine Klage beim Europäischen Gerichtshof in Straßburg anhängig, so dass hoffentlich niemand im benachbarten Ausland aus diesem Grunde um Asyl bitten muss.

Konservativ im positiven Sinne bedeutet doch das Feuer zu hüten, und nicht die Asche bewachen. Das heutige öffentliche Schulwesen mit seiner Zwangsmitgliedschaft kann man leider nicht als konservativ im positiven Sinne auffassen.

So wie sich die Wissenschaft die sich an der Wahrheit orientiert und der von Gott geoffenbarte Glaube niemals ausschliessen, so wollen auch Homeschool-Eltern nur das Beste für ihre von Gott anvertrauten Kinder. Es ist nicht eine Frage der Konfession, um zu dieser Erkenntnis zu kommen. Schon in den 70er Jahren warnten einige wenige kath. Bischöfe vehement vor der damals neu eingeführten Schulsexualerziehung. Ein Erzbischof zeigte in einer öffentlichen Predigt die Notwendigkeit des Hausunterrichtes auf, bevor die Kinder, durch die neuen "Unterrichtsinhalte" Schaden an ihrer Seele nehmen würden.

Schließen möchte ich mit einem Zitat von Papst Johannes Paul II am 25.4.1997 abschließen:
"Wann auch immer die Rechte katholischer Eltern, ihren Kindern eine glaubensorientierte Erziehung zu ermöglichen, bedroht sind, muss mit Entschlossenheit geantwortet werden"

Mit der Bitte um Abdruck, sowie mit freundlichen Grüßen
Bernd und Maria Lambertz, 52372 Kreuzau bei Düren, Nordrhein-Westfalen

Bei der AREF-Webredaktion eingegangen und veröffentlicht am 25.01.2005

 

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28.01.2010:
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11.10.2006:
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19.02.2006:
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27.09.2005: Acht Mütter leben ihren Kindern in Österreich, weil ihnen in Deutschland Sorgerechtsentzug droht

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25.01.2005:
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25.01.2005:
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