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«Herders neuer Atlas der Religionen» gibt Aufschluss über die Verbreitung des Islam

21.10.2010: «Herders neuer Atlas der Religionen» gibt Aufschluss über die Verbreitung des Islam. Der Berliner katholische Theologe Ernst Pulsfort hat in mühsamer und zumeist nächtlicher Kleinarbeit Zahlen über den Islam zusammengetragen und in Karten berführt.

Länder mit mindestens 90% Islam sind dunkelrot

Die südlichen Mittelmeer-Anrainerstaaten bis zur Westküste Afrikas, die arabische Halbinsel sowie östlich davon bis Afghanistan - auf der Weltkarte alles dunkelrot. In diesen Ländern bekennen sich mindestens 90 Prozent der Bevölkerung zum Islam. Die Türkei gehört ebenfalls zu den dunkelroten Ländern.

In Frankreich, Russland und China sind nur noch fünf bis zehn Prozent Muslime. In Deutschland sind es weniger als fünf Prozent der Bevölkerung.

Nach den absoluten Zahlen leben die meisten Muslime in Indien

Ganz anders wirkt die Ausbreitung des Islams, wenn sie in absoluten Zahlen dargestellt wird. Dann liegt Indien an der Spitze: Dort leben mehr als 100 Millionen Muslime. Ursache ist die große Bevölkerung des Subkontinents: 1,1 Milliarden. In Ländern wie der Türkei, dem Iran oder Ägypten sind es 50 Millionen bis 100 Millionen Muslime. In den USA, in Deutschland, Frankreich und Großbritannien immerhin eine bis fünf Millionen.

Um 600 n. Chr. war Europa, die Türkei und der Nahe Osten christianisiert

Vielleicht hilft ein Blick in die Geschichte. Um 600 n. Chr., kurz vor Auftreten des Islams, waren Europa bis auf Skandinavien, die Türkei, der Nahe Osten, der nördliche Rand Afrikas und Regionen bis in den Sudan christianisiert. Selbst 750 n. Chr., als der Siegeszug des Islams bereits begonnen hatte, waren weite Teile Europas weiterhin christlich, auch die Türkei zum überwiegenden Anteil. In Zentralasien, auf der arabischen Halbinsel, in Nordafrika und im südlichen Spanien hatten allerdings bereits die Muslime das Sagen.

Gehört das Christentum zur Türkei?

Selbst 750 n. Chr., als der Siegeszug des Islams bereits begonnen hatte, lebten in die Türkei zum überwiegenden Teil Christen. Die türkische Bevölkerung bekannte sich über Jahrhunderte hinweg etwa zu gleichen Teilen zum orthodoxen Christentum und zum Islam. Genauer gesagt waren es Sunniten, die in der Türkei lebten. Heute machen sie mehr als 90 Prozent der Bevölkerung aus. Die Christen in der Türkei befinden sich inzwischen unter der Fünf-Prozent-Marke. Bundespräsident liegt mit der Aussage richtig: «Das Christentum gehört zweifelsfrei zur Türkei» - das belegt der Atlas sehr deutlich.

Gehört der Islam zu Deutschland?

Umgekehrt wird es schwieriger. Über die Jahrhunderte war der Islam nie bis Deutschland vorgedrungen. In Europa fasste der Islam allein vorübergehend in Spanien Fuß sowie in einzelnen Staaten auf dem Balkan. Erst seit der «Gastarbeiter»-Zuwanderung in den 1960er Jahren gibt es Muslime in nennenswerter Zahl in Deutschland. 50 Jahre sind aber für die Verbreitung einer Religion kaum mehr als nichts. Daher rührte wohl das Unbehagen über den Satz von Christian Wulff. Dabei hatte er gesagt: «Der Islam gehört inzwischen auch zu Deutschland.» Stimmt, wie ein Blick auf die Karte zeigt.

Die Zahl der Muslime nimmt stärker zu als die der Christen. Während die christlichen Religionsgemeinschaften 1899 noch einen weltweiten Anteil von rund 36 Prozent und die Muslime von 20 Prozent hatten, war der Anteil der Christen 2009 auf 32 Prozent zurückgegangen, der der Muslime auf 21,6 Prozent gestiegen.

Die Ausbreitung der Menschen ohne religiösem Bekennung wächst am stärksten

Wem dieser «Vormarsch» des Islams Sorge bereitet, der sollte noch einen Blick auf eine andere Karte im Religionen-Atlas werfen: die Ausbreitung der Menschen ohne religiöses Bekenntnis. Ihr Anteil ist von 1899 bis 2009 stärker gewachsen als jede andere Religion. Besonders viele konfessions- und religionslose Menschen leben in kommunistischen Diktaturen wie China und Nordkorea. Ein weiterer Hort der Menschen ohne Bekenntnis ist mit einem Anteil von 30 bis 40 Prozent - Deutschland.

Ernst Pulsfort: Herders neuer Atlas der Religionen. Herder-Verlag Freiburg 2010, 160 Seiten, 36 Euro.

Quelle: jesus.de-Newsletter / epd, 21.10.2010

 

 

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