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Weltmeister

gesendet am 27. Juli 2014 von Dr. Hans Frisch
 

Wir sind Weltmeister - seit zwei Wochen und für die nächsten vier Jahre – vielleicht noch länger.

Begeisterung

Vor den KO-Runden hatten wir hingeschaut auf die Begeisterung - die Begeisterung bei der WM und auf die Begeisterung vor 100 Jahren beim Beginn des Ersten Weltkriegs. Ich hatte gemeint, an dem Unterschied der beiden Begeisterungen ist ein gewaltiger Fortschritt der Menschheit zu erkennen – die tröstenden Umarmungen der Sieger und der Besiegten beim Spiel gegen Brasilien bestätigen diese Meinung wunderbar. Auch mein abschließender Wunsch, für die Massen begeisternde Spiele und für uns Deutsche den Sieg, ging in Erfüllung - unsere fantastische Mannschaft hat ihn erkämpft.

Fußball-WM in Brasilien 2014: Tanz um die WM-Trophäe
13.07.2014: Tanz um die WM-Trophäe Die lange herbeigesehnte WM-Trophäe. Deutschland gewinnt nach 1954, 1974, 1990 zum 4. Mal eine Fußball-WM

Der Triumpf

Nach diesem Sieg blieben die Umarmungen aus – das Triumphgefühl siegte bei den Spielern und bei den Fans – sogar bei den Brasilianern. Das wurde ausgiebig gezeigt und besprochen, gelobt und gefeiert. Doch mitten in dem wunderbaren Siegestaumel öffnete sich plötzlich ein Fenster in die Tiefe und die Herkunft solcher Feste und Spiele:

Die Siegestrophäe, der goldene Ball, stand auf dem Rasen und die Sieger tanzten um ihn herum – es war wie der Tanz um das goldene Kalb damals, als Israel siegreich geflüchtet war und Mose auf dem Berg Sinai die Urkunde des Bundes Gottes mit seinem Volk empfing.

 

Es wurde eine lange Unterredung damals (besser: eine Unterweisung). 40 Tage und Nächte - länger als die ganze Weltmeisterschaft gedauert hat – blieb Mose auf dem Berg, und die vielen Einzelnen unten brauchten einen Mitte, die sie einen konnte und einen Führer, der sie leitet – eine Gottheit, die sie begeistert. Alle spenden ihre goldenen Ohrringe, Männer und Frauen. Aaron gießt daraus das goldene Kalb. Sicher war es ein Stier - ein Bild für Baal, den großen Gott des Orients. Weil aber das Gold der Ohrringe nicht für ein großes Standbild reichte, wurde es ein Kalb, kaum größer als die WM-Trophäe (obwohl wir uns das immer viel größer vorstellen). Um diesen goldenen Baal tanzten die Israeliten herum wie die Spieler um den goldenen Ball.

„Tanz um Baal“ – „Tanz um den Ball“ - wir wollen es nicht übertreiben und noch als Götzen den Siegesschützen dazu bringen. Es genügt, dass von den „Fußballgöttern“ gesprochen wird. Von dem religiösen Charakter der Spiele und der Siegesfeiern muss aber noch die Rede sein.

Musik

Warten auf den Moment in Stonehenge
Warten auf den Moment in Stonehenge

Der Moment - Hier und jetzt

Wer schon einmal in dem Steinkreis von Stonehenge gestanden ist, der kann sich vorstellen, dass der Aufwand damals in der Bronzezeit mit dem Aufwand für die Stadien in unserer Zeit vergleichbar ist – es musste ein sehr wichtiges Anliegen gewesen sein, das zu bauen damals, durch Jahrtausende – und heute, unter Zeitdruck.

In Stonehenge – und an vielen anderen Orten mit megalithischen Bauwerken – ging es um die präzise Bestimmung eines bestimmten Tages im Jahreslauf, wohl der Sonnenwende im Sommer und im Winter. Es wurden im Rhythmus der Jahreszeiten heilige Feste gefeiert mit heiligen Spielen – aus solchen Spielen bei den Azteken ist der Fußball entstanden.

Das zentrale Ereignis in Stonehenge (und ähnlichen Orten) war der Moment, in dem das Licht der aufgehenden Sonne genau auf einen Stein in der Anlage traf (wie ein Ball ins Tor). Es sind auch andere Erklärungen möglich, doch bei allen geht es um den richtigen, heiligen Augenblick.

Im vorigen Jahr waren 70.000 Menschen dort zusammen, um dies Ereignis zu erleben (vorwiegend wohl Esoteriker), – sie hätten das Stadion in Rio gefüllt. In diesem Jahr war es nur der Hälfte – die würden gerade ins Nürnberger Stadion passen.
„Hic et nunc“ – „hier und jetzt“ so beschreibt der Religionsforscher Eliade dieses Ereignis der Begegnung von heiligem Ort und heiliger Zeit.

Besser lässt sich die Faszination eines Finalspiels, besonders des Siegestreffers, für die im Stadion anwesenden nicht beschreiben: – „Ich bin dabei, hier und jetzt“.Es ist wohl eine Erfahrung, die archaische Wurzeln hat und eine Art Heiligkeit besitzt; es wird gespürt, auch wenn es nicht mehr bewusst erkannt wird.

„Das ist dein Gott“ hatte Aaron zu dem Volk der Israeliten gesagt, als er Baal aufstellte – und Jubel brach auf. Lahm sagte es nicht, als er den Ball in die Höhe hob – doch die fast anbetende Begeisterung der Massen auf der Fanmeile in Berlin war sicher gewaltiger als die damals auf dem Sinai.

15.07.2014: Emfpang der Deutschen Fußball-Nationalmannschaft auf der "Fan-Meile" in Berlin
15.07.2014: Emfpang der Deutschen Fußball-Nationalmannschaft auf der "Fan-Meile" in Berlin

Die Grundbedürfnisse des Menschen sind geblieben

15.07.2014: Emfpang der Deutschen Fußball-Nationalmannschaft in Berlin. Spieler kommen mit dem Pokal durch das Brandenburger Tor
15.07.2014: Emfpang der Deutschen Fußball-Nationalmannschaft in Berlin. Spieler kommen mit dem Pokal durch das Brandenburger Tor

Das soll keine Kritik sein, sondern ein Hinweis darauf, wie Grundbedürfnisse des Menschen durch Jahrtausende lebendig bleiben. Zu diesen gehört die Begegnung und die Beziehung zum Heiligen - und diese ist nicht begrenzt auf Kirchen oder religiöse Orte.

Es ist sicher nicht zufällig, wenn die Stadien als „Fußballtempel“ bezeichnet werden. Die Spieler wären dann Priester in diesem Tempel und das Spiel eine heilige Feier.

Als die Spieler in Berlin durch das Brandenburger Tor kamen mit dem goldenen Ball, da gingen sie durch eine Nebelwolke wie durch Weihrauch. Ich weiß nicht, was die Regie sich dabei gedacht hat, aber es passte perfekt zu diesem Moment – „Hier und jetzt!“

Musik

Der „Tanz um den goldenen Ball“ beim Abschluss der WM hatte den Blick auf tiefere Dimensionen der Spiele, wir dürfen ruhig sagen, dieser „heiligen Spiele“, geöffnet. Mitten in der begeisterten Masse vor der Bühne am Brandenburger Tor streifte die Kamera ein hochgehaltenes Pappschild auf dem handgeschrieben stand: „Danke Jesus.“ Und jetzt wird es richtig kompliziert.
All die Gebete der Argentinier, der Brasilianer, der Afrikaner wurden nicht erhört – doch ein deutscher Beter weiß dankbar: „Ich wurde erhört.“

Beten für den Sieg?

Fußball-WM-Finale am 13.07.2014 in Riio: In der 113. Minute stoppt Maria Götze eine Flanke von Andre Schürle mit der Brust ...
Fußball-WM-Finale am 13.07.2014 in Riio: In der 113. Minute stoppt Maria Götze eine Flanke von Andre Schürle mit der Brust ...

Als ich in der Bibelstunde am Mittwoch nach dem Finale von dem Tanz um den goldenen Ball erzählte, da bekannte Maria: „Ich habe für unsere Mannschaft gebetet“. Und Andreas sagte: „Ich wollte auch für den Sieg der Deutschen beten; aber da sah ich, wie die andern beteten“.

„Der da oben ist unparteiisch“ meinte ich dazu - und vermute doch, er hat (trotz seiner Allwissenheit) gespannt zugeschaut und zum Schluss das Siegestor so wunderschön werden lassen - den Ball erst auf das Herz von Götze und dann ins Tor. Und Christus der Erlöser, hoch über Rio, hatte alles im Blick - das Stadion, auch rechts und links und 5 km dahinter drei Favelas.

 

WM-Endspiel: Mario Götze schießt in der 113. Minute zum 1:0-Sieg gegen Argentinien ein.
... und schießt dann zum 1:0-Sieg gegen Argentinien ein.

„Christus der Erlöser“ steht dort über Rio

Eigentlich ist es unvorstellbar, dass Gott den Kampf in Israel bei Gaza und das Finale in Rio zur gleichen Zeit im Blick hat, dazu Kampf, Leid, Begeisterung und Verzweiflung auf der ganzen Welt.

Blick aus dem Hubschrauber auf die Christus-Statue und auf Rio de Janeiro
Blick aus dem Hubschrauber auf die Christus-Statue und auf Rio de Janeiro.Foto:wikipedia.de unter Creative Commons Lizenz

Doch Gott - wenn er ist - ist sicher unvorstellbar. Nur wenn und wo er sich offenbart, werden wir etwas von ihm erkennen.
„Christo Redentor“ – „Christus der Erlöser“ steht dort über Rio. Die Fernsehkameras zeigten ihn mit der Abendsonne als Heiligenschein.

Wenn Christus tatsächlich Gottes Offenbarung für die Menschen ist, dann ist eine solche Darstellung durchaus nicht übertrieben. Seit 82 Jahren steht die Statue dort - doch seit 2000 Jahren ist die Erlösung durch Christus in der Welt.

Gott, der sie uns geschenkt hat, der ist sicher sportlich unparteiisch - trotzdem dürfen wir um Sieg für unsere Mannschaft bitten, ohne Sorge, dass wir ihn zur Parteinahme bewegen könnten – und wir dürfen ihm danken für den Sieg - ihm oder Jesus, das gibt keinen Familienstreit zwischen Vater uns Sohn.

Begreifen brauchen wir das nicht, so wenig wir begreifen müssen, das Licht Welle und Teilchen zugleich ist. Wenn es nicht so wäre, könnten wir nichts sehen.

Was wir begreifen dürfen ist: Aus Liebe zu mir hat Gott sich in Christus offenbart. Das ist unendlich wichtiger als der Ausgang der WM - und das dürfen wir begeistert bekennen und verkünden.

Eine Massenbegeisterung wird diese Botschaft kaum auslösen, sie wendet sich an jeden einzelnen Menschen und erzeugt nicht Masse, sondern Gemeinschaft.

Dr. Hans Frisch

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Begeisterung bei der WM und auf die Begeisterung vor 100 Jahren beim Beginn des Ersten Weltkriegs