Knappe Mehrheit
            Europa-Parlament hat Estrela-Bericht zurückgewiesen
            11.12.2013: Mit einer 
              knappen Mehrheit von 334 zu 327 Stimmen hat das Europäische 
              Parlament in Straßburg am 10.12.2013 den umstrittenen so genannten 
              Estrela-Bericht, der Abtreibung zu einem Menschenrecht 
              machen will, abgelehnt. Damit bleibt die "Gesundheits"-Politik 
              und schulische Sexualerziehung in der alleinigen Zuständigkeit 
              der EU-Mitgliedsstaaten 
            Estrela fordert sexuelle und reproduktive Gesundheit
            Das von der portugiesischen 
              Sozialistin Edith Estrela erstellte Papier zur sexuellen und 
              reproduktiven Gesundheit sieht unter anderem ein Menschenrecht 
              auf Abtreibung, verpflichtenden Sexualkunde-Unterricht ab 
              der Grundschule und Werbung für Homosexualität bei Jugendlichen 
              vor.  
            EU-Parlament verabschiedete Antrag der Europäischen Volkspartei
            Stattdessen votierten 
              die Abgeordneten für einen alternativen Entschließungsantrag 
              der Europäischen Volkspartei. Demnach 
              bleibt die Festlegung der Gesundheitspolitik, die Organisation des 
              Gesundheitswesens und der medizinischen Versorgung als auch die 
              schulische Sexualerziehung alleinige Zuständigkeit der EU-Mitgliedsstaaten, 
              heißt es in dem angenommenen Änderungsantrag.  
            Grüne: ein Schlag ins Gesicht für Frauenrechte
            Die Vizepräsidentin 
              der Grünen im Europaparlament, Ulrike Lunacek, zeigte sich 
              nach der Abstimmung enttäuscht. Die Ablehnung sei ein 
              Schlag ins Gesicht für Frauenrechte. Mit dem Votum beuge 
              sich das Europaparlament dem Druck ultrakonservativer und 
              reaktionärer Politikerinnen und NGOs.  
            Demonstrationen vor dem EU-Parlament 
            Im Vorfeld der Abstimmung 
              hatte es zahlreiche Proteste gegen den Estrela-Bericht 
              gegeben. Rund 200 Familien- und Lebensschützer hatten am 9. 
              Dezember vor dem EU-Parlament in Straßburg demonstriert. Sie 
              kritisierten vor allem, dass der Bericht das Ziel verfolge, Abtreibungen 
              unter die reproduktiven Rechte von Frauen zu rechnen und dies als 
              Menschenrecht zu deklarieren. So hatte die Bundesvorsitzende der 
              Aktion Lebensrecht für Alle (ALfA), Claudia Kaminski 
              (Köln), an die Parlamentsabgeordneten appelliert, sie sollten 
              es nicht zulassen, dass der gute Name Europas bei der 
              Abstimmung mit dem Blut wehrloser und unschuldiger Kinder 
              befleckt werde. Bei jeder Abtreibung werde ein ungeborener 
              Mensch getötet. Die Bundesvorsitzende der Christdemokraten 
              für das Leben (CDL), Mechthild Löhr (Königstein/Taunus), 
              hatte erklärt, in der Familien- und Sozialpolitik werde vieles 
              versucht, um Familien zu stärken und die extrem gesunkenen 
              Geburtenzahlen in Europa zu erhöhen. Dagegen wolle der Estrela-Bericht 
              die Signale in die gegenteilige Richtung drehen.  
            Bischofskonferenz: Es wird ein vermeintliches Recht auf Abtreibung 
              propagiert
            Auch die katholischen 
              Bischöfe in Deutschland und Österreich hatten sich mit 
              deutlicher Kritik zu Wort gemeldet. Der Vorsitzende der Deutschen 
              Bischofskonferenz, Robert Zollitsch (Freiburg), hatte die Abgeordneten 
              dringend gebeten, die Entschließung abzulehnen. 
              Zum einen beträfen die in dem Bericht erhobenen Forderungen 
              in weiten Teilen Bereiche, für deren Regulierung die EU keine 
              Gesetzgebungsbefugnis besitze. Zum anderen sei die vorgeschlagene 
              Entschließung vor allem inhaltlich hochproblematisch. 
              Denn es werde ein vermeintliches Recht auf Abtreibung propagiert. 
              Im Hinblick auf die Sexualerziehung von Kindern und Jugendlichen 
              werde außerdem das Elternrecht missachtet. Der österreichische 
              Episkopatsvorsitzende, Christoph Kardinal Schönborn (Wien), 
              kritisierte, dass der Bericht eine Verharmlosung der Abtreibung 
              und ein Schritt zu einer verhängnisvollen Normalisierung der 
              Tötung menschlichen Lebens sei: Werdende Mütter 
              in Not werden damit mehr denn je alleingelassen. Statt Ihnen lebensbejahende 
              Alternativen zu bieten, wird die Illusion aufgebaut, Schwangerschaft 
              sei ein mit einem kleinen Eingriff zu heilendes Gesundheitsproblem. 
                
            CSU und AfD gegen Estrela 
            In einem gemeinsamen 
              Offenen Brief an den EU-Parlamentspräsidenten Martin Schulz 
              (SPD) hatten der Europaabgeordnete Martin Kastler und der bayerische 
              Landtagsabgeordneten Alex Dorow (beide CSU) nicht nur die inhaltliche 
              Ausrichtung des Berichtes verurteilt, sondern auch eine Verletzung 
              des Subsidiaritätsprinzips. Viele der 91 genannten, größtenteils 
              an Mitgliedsstaaten, Regionen und die kommunale Ebene gerichteten 
              Forderungen könnten nicht abgedeckt sein durch die in den Verträgen 
              formulierten EU-Kompetenzen. Der Sprecher der eurokritischen Partei 
              Alternative für Deutschland (AfD), Bernd Lucke, 
              warf der EU eine unzulässige Kompetenzanmaßung 
              vor: Jedes EU-Land hat seine eigene kulturelle und religiöse 
              Prägung und muss deshalb ethische Fragestellungen selbst entscheiden 
              dürfen. Einer Aufweichung von klaren ethischen Standards 
              auf der EU-Ebene sei entschieden zu widersprechen.  
            Protest auch bei Facebook 
            Auch im Internet hatte 
              sich binnen kurzer Zeit breiter Protest formiert. Im Sozialen Netzwerk 
              Facebook bekundeten innerhalb von 72 Stunden etwa 4.300 überwiegend 
              junge Menschen ihre ablehnende Haltung gegen den Bericht, indem 
              sie beim Profil EstrelaNo den Knopf Gefällt 
              mir klickten. Mehr als 35.000 EU-Bürger im Alter zwischen 
              20 und 45 Jahren wurden über dieses Profil erreicht, wie die 
              Verantwortlichen mitteilten.  
             
            Quelle: idea.de 
            Autor dieser 
              Webseite: Uwe Schütz 
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