Kaiserschnitt auf Wunsch?
            Kaiserschnitt auf Wunsch kann Atemprobleme beim Neugeborenen verursachen
            
              
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                   Hochschwangere 
                    Frau Foto: wikipedia.de, public domain  
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            28.01.2013: Neugeborene, die auf Wunsch der Mutter mittels Kaiserschnitt 
              auf die Welt gebracht wurden, haben häufiger Schwierigkeiten 
              mit den ersten Atemzügen und teilweise auch länger anhaltende 
              Atemprobleme als Kinder, die normal über den Geburtskanal oder 
              nach Einsetzen der Wehen per Notkaiserschnitt entbunden wurden. 
              Darauf weisen die Lungenärzte der Deutschen Gesellschaft für 
              Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) in Werne hin.  
            Das Risiko für respiratorische Störungen ist auch 
              dann noch deutlich erhöht, wenn der Kaiserschnitt zeitlich 
              nah am errechneten Geburtstermin vorgenommen wird, betont 
              Prof. Dieter Köhler vom wissenschaftlichen Beirat der DGP, 
              der die Lungenklinik Kloster Grafschaft im sauerländischen 
              Schmallenberg leitet. Das ist wahrscheinlich auf den beim 
              Kaiserschnitt fehlenden Katecholamin-Stoß zurückzuführen. 
              Diese Stresshormone werden bei einer normalen Geburt von der Mutter 
              auf Grund der Wehen und Schmerzen beim Durchtritt des Kindes durch 
              den engen Geburtskanal (oder auch - nach Einsetzen der Wehen - bei 
              einem Not-Kaiserschnitt) ausgeschüttet und stellen somit eine 
              natürliche Begleiterscheinung dar, die allerdings auch für 
              die Entfaltung der Lungen des Neugeborenen förderlich und notwendig 
              sind. So sorgen die Katecholamine bei einer vaginalen Geburt dafür, 
              dass weniger Flüssigkeit in die Lungen des Kindes abgesondert 
              wird und gleichzeitig die Bildung eines wichtigen Stoffes angekurbelt 
              wird - des so 
              genannten Surfactants, der die Lungenbläschen weitet und dem 
              Kind die ersten Atemzüge erleichtert. 
            Nach einem Kaiserschnitt fehlt den Lungenbläschen ein Schutzfilm
            Der Surfactant, der aus einem Gemisch von Eiweißen und Fetten 
              besteht, wird von den Lungenbläschen (Alveolen) gebildet und 
              unterstützt die Atmung. Er stellt eine Art Schutzfilm für 
              die Lungenbläschen dar und fungiert dabei als grenzflächenaktiver 
              Faktor, der die Oberflächenspannung 
              der Lungenbläschen verringert. Wenn bei der Ausatmung die Alveolen 
              kleiner werden, verdickt sich der Surfactant-Film an ihrer Oberfläche 
              und verhindert so, dass die Lungenbläschen in sich zusammenfallen 
              (kollabieren). Erweitern sich die Lungenbläschen bei der Einatmung, 
              wird der 
              Schleimfilm zwar dünner, aber die Tendenz zu kollabieren ist 
              dann ebenfalls vermindert. 
            Kaiserschnitt ist für das Kind nicht stressfreier  
              im Gegenteil!
            Kaiserschnitte, die nicht aus medizinischer Notwendigkeit, sondern 
              auf den ausdrücklichen Wunsch der Mutter durchgeführt 
              werden, sind in den letzten Jahren deutlich häufiger geworden. 
              Viele Schwangere scheuen offenbar die Schmerzen und Anstrengungen 
              einer vaginalen Geburt; manche 
              meinen sogar, dass sich die Geburt per Kaiserschnitt auch für 
              das Kind stressfreier gestalte, berichtet Köhler. Dem 
              ist allerdings nicht so  vielmehr müssen die Kinder nach 
              einem Wunschkaiserschnitt sehr viel stärker um ihren Atem ringen 
              als nach einer vaginalen Geburt. 
            Komplikationen, die eine Sauerstofftherapie oder Beatmung erforderlich 
              machen, treten nach einem Kaiserschnitt rund fünfmal häufiger 
              auf. Einer Studie zufolge kam es bei jedem zehnten Kind, das als 
              spätes Frühchen bereits in der 37. Schwangerschaftswoche 
              per Kaiserschnitt geholt wurde, zu respiratorischen Problemen  
              wie z.B. einer vorübergehend gesteigerten Atemfrequenz oder 
              aber einem dauerhaften Lungenhochdruck. Bei Kindern, die ebenso 
              früh aber vaginal entbunden wurden, werden solche Störungen 
              hingegen etwa viermal seltener beobachtet. Angesichts dieser 
              Zahlen kann man den Kaiserschnitt auf Wunsch der Mutter also wirklich 
              nicht als die komplikationslosere oder schonendere Methode ansehen 
              - geschweige denn empfehlen, solange dazu keine medizinische Notwendigkeit 
              besteht, meint Köhler. 
            Ausführliche Informationen über die Ursachen von Lungenerkrankungen 
              sowie Möglichkeiten ihrer Behandlung und Vorbeugung finden 
              Interessierte und Betroffene im Internet unter: www.lungenaerzte-im-netz.de/lin/show.php3?id=4&nodeid= 
            Quelle: Pressemeldungen der Dt. Gesellschaft für Pneumologie 
              (DGP) vom 28.01.2013 
            Autor dieser Webseite: Uwe Schütz 
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