Luther - Filmrezensiongesendet am 2. November 2003 von Heiko Müller | 
     
         | 
  
|  
       
 
 Regisseur Eric Till hat vielmehr einen Abenteuerfilm gedreht. Ein Abenteuer, das sich aber stark an der wahren Begebenheit orientiert. Sein Luther ist der schmächtige Joseph Fiennes. Und der spielt seine Rolle mit Leidenschaft, keinen Moment langweilig. Das Publikum ist gefesselt. Die Erzählzeit wird zur Gegenwart. Wir leiden mit Luther in seiner Klosterzelle, wenn er mit dem Teufel ringt. Uns geht ein entschlossenes "Nein!" über die Lippen, noch während Luther zögert, seine Thesen zu widerrufen. Wir können nachempfinden, welch einen Druck der Ablassprediger auf das Volk ausgeübt haben muss. Alfred Molina überzeugt in seiner Rolle als Johann Tetzel, der selbst den Ärmsten noch den letzten Brotgroschen aus der Tasche gezogen hat. Wir stürzen innerlich mit Luther wutentbrannt auf die Wittenberger Schlosskirche zu, um die Thesen gegen diesen Ablasshandel anzuheften. Neben dem packenden Ereifern sorgt der Film aber auch für eine Reihe komischer Momente. 
 Meistermimiker ist Sir Peter Ustinov in der Rolle als Kurfürst Friedrich der Weise (Bild links). Er durchschaut die Machenschaften des Klerus und die Verstrickungen mit dem Adel. Ustinov lässt den Kurfürsten mit dem Gesicht denken. Als Zuschauer liest man in Ustinovs Stirnfalten und freut sich, mit welcher Ironie Friedrich die Machthaber gegeneinander ausspielt. 
 Luther wird zu seinem Schützling auf der Wartburg, wo das erste Exemplar des Neuen Testaments auf Deutsch entsteht. Friedrich kann es kaum erwarten, darin lesen zu dürfen, als Luther ihm im Film dieses Geschenk macht. Er ahnt den Zündstoff, den dieses Werk in den Händen der Gläubigen darstellt, die sich nun selbst ein Bild machen können, ja jetzt die Lehren der Kirche an der Schrift nachprüfen können. Und obwohl diese Überreichung des Neuen Testaments von Luther an Friedrich historisch nie stattgefunden hat, so ist in dieser Szene doch die Botschaft dieses sehenswerten Films an sein Publikum: Lies nach und erkenne selbst, wie gut es Gott mit dir meint. Heiko Müller  | 
  
mehr 
  bei uns über Luther:
  1517: Luther 
  begehrt gegen Missstände in der Kirche auf
  1520 : Luthers 
  Bruch mit der katholischen Kirche 
  Lebenslauf von Dr. Martin Luther
  
Kirche / Gemeinde fing vor 2.000 Jahren so gut an. Warum sieht man davon heute nur so wenig ?
.gif)
 
Luther, 
        der Film, Religion im Kino. Kann man umfassend das Leben des Reformators 
        und seine Zeit auf eine Filmrolle bannen? - Man kann nicht. Wer nämlich 
        im Kinosessel hockt und einen historisch fehlerfreien Heldenepos erwartet 
        mit einem pummeligen Mönch, dessen Geschichte sich in alle Details 
        verliert, der wird enttäuscht.
