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             Seit 
              Freitag läuft der Film "Luther" 
              in den Kinos. Der große Reformator hätte am 10. November 
              seinen 520. Geburtstag gefeiert. 
            Als 
              Jugendlicher ist Luther nicht so sehr an Kirche interessiert. Im 
              Lande gibt es nur die eine römisch-katholische Kirche mit ihren 
              Kardinälen und Bischöfen und ihrer Hierarchie mit Papst 
              Leo dem 10. an der Spitze. Eine Unabhängigkeit zwischen Kirche 
              und Staat gibt es nicht. Auch die weltlichen Herrscher stehen unter 
              dem Einfluss der Kirche. Besonders hart trifft es die Bauern. Sie 
              sind gezwungen, die Klöster zu versorgen. Für sie selbst 
              bleibt fast nichts. Auch das normale Volk ist der Kirche ausgeliefert. 
              Sie entscheidet über Bußeleistungen, die Sünder 
              - und das sind letztlich alle - tun müssen, um nicht nach ihrem 
              Tod im Fegefeuer zu schmoren. Doch die Kirche erfindet eine Alternative 
              zu den Bußleistungen: 
             
               
                In 
                  groß organisierten Landestouren bietet der Prediger Johann 
                  Tetzel den Gläubigen an, sich Ablassbriefe zu kaufen.  
                  "Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Fegefeuer 
                  springt." 
               
             
             Die 
              Einnahmen kommen den Bistümern zu Gute und werden für 
              den Bau des Petersdomes in Rom verwendet. Von den Messen der damaligen 
              Zeit haben die wenigsten Leute etwas. Latein ist die Kirchensprache, 
              das kann niemand aus dem Volk verstehen. Und darüber nachdenken 
              soll letztlich auch niemand wirklich, wenn es nach dem Klerus geht. 
              Auch Bibeln hat das Volk nicht, selbst die gedruckte Gutenbergbibel 
              ist in Lateinischer Schrift und unerschwinglich. 
            Der 
              Student Luther hat bereits seinen Magister in Philosophie der freien 
              Künste und studiert noch Jura hintendran. Er gerät in 
              ein schweres Gewitter und wird fast vom Blitz erschlagen. Aus spontaner 
              Dankbarkeit gelobt er Mönch zu werden. Im Augustinerkloster 
              von Erfurt entdeckt er die Theologie für sich. Er promoviert 
              und hinterfragt immer mehr die Praktiken und Lehren der Kirche aus 
              Rom. In seinen Predigten und veröffentlichten Schriften vermittelt 
              er dem Volk, was er selbst in der Bibel herausgefunden hat: 
             
               
                Niemand 
                  erlangt Vergebung durch gute Werke und auch nicht für Geld, 
                  sondern allein durch seinen Glauben. Er protestiert gegen das 
                  Verkaufen der Ablassbriefe und heftet 95 Thesen an die Schlosskirche 
                  zu Wittenberg, die die Unrechtmäßigkeit der Briefe 
                  belegen sollen. 
               
             
            Die 
              Kirche fürchtet um ihre finanziellen Einkünfte, und tatsächlich 
              fangen die Anhänger Luthers an, sich gegen diese Praxis aufzulehnen. 
              Luther soll seine Schriften und Thesen widerrufen, seine Werke werden 
              von der Kirche öffentlich verbrannt, er wird vorgeladen. Doch 
              Luther kann nicht widerrufen, er geht sogar noch weiter und zweifelt 
              öffentlich die Unfehlbarkeit des Papstes an. Die Ächtung 
              lässt nicht lange auf sich warten, er wird verbannt und als 
              "vogelfrei" erklärt. 
            Der 
              Kurfürst Friedrich der Weise versteckt ihn auf der Wartburg 
              und schützt ihn. Sein Deckname ist jetzt "Junker Jörg". 
              Luther nutzt die Einsamkeit und übersetzt in nur 11 Monaten 
              das Neue Testament der Bibel vom Griechischen ins Deutsche. Draußen 
              beginnen sich die Bauern gegen ihre Unterdrücker aus Kirche 
              und Welt aufzulehnen. Es gibt Krieg, 100 000 werden niedergemetzelt. 
              Die Reformationsbewegung wird jedoch nicht im Keim erstickt. Sie 
              geht weiter. Die Reformation der Kirche gelingt Luther nicht, wie 
              wir heute wissen. Zu groß sind die Gräben zwischen beiden 
              Seiten. Und so bleibt bis heute nur die Spaltung. 
            Luther 
              hat viele Schriften und Lieder hinterlassen. Das größte 
              Werk ist sicherlich die Übersetzung der kompletten Bibel ins 
              Deutsche. Die damals schon erfundene Druckkunst sorgte für 
              die schnelle Verbreitung des Wortes und der Reformationsbewegung 
              und diente so letztlich auch zur Vereinheitlichung der Sprache der 
              Deutschen Länder. Seine Kirche gibt den Herrschaftsanspruch 
              über die Welt auf. Sie schafft das Mönchtum ab und erlaubt 
              es den Pfarrern wieder zu heiraten. 
            Heiko 
              Müller 
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