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Anglikanische Kirche in der Zerreißprobe

Anglikaner erwägen härteres Vorgehen gegen Abweichler im Schwulen-Streit

31.07.08: Anglikanische Kirchen, die weiterhin Homosexuelle zu Bischöfen weihen, müssen sich auf härtere Konsequenzen seitens der Kirchengemeinschaft gefasst machen. Eine hochrangige Arbeitsgruppe der Kirche schlug am Mittwoch in Canterbury vor, in einem solchen Fall «keine Strafen, aber doch wirksame Maßnahmen» zu erlassen.

Dies könne etwa bedeuten, dass die betreffende Mitgliedskirche Mitspracherechte in internationalen Gremien einbüße, erläuterte der Vorsitzende Bischof Clive Handford. «Wir wollen eine strukturelle Lösung, die die Gemeinschaft so eng zusammenhält, wie es eben möglich ist», sagte Handford.

Die Arbeitsgruppe mit Namen «Windsor Continuation Group» hatte Anfang der Woche vorgeschlagen, die umstrittensten Praktiken einzelner Mitgliedskirchen bis auf weiteres zu stoppen. Neben der Bischofsweihe für Schwule betrifft das auch öffentliche Segensfeiern für homosexuelle Paare.

Die anglikanische Weltkirche mit rund 77 Millionen Mitgliedern steht wegen des Streits um den Umgang mit der Homosexualität kurz vor einer möglichen Spaltung. Derzeit sind rund 670 Bischöfe aus aller Welt in Canterbury auf der Lambeth-Konferenz versammelt, die alle zehn Jahre stattfindet.

Durch Bischofsweihe des schwulen US-Geistlichen Gene Robinson in der Krise

Die Kirche steckt in einer Krise seit 2003 der schwule US-Geistliche Gene Robinson zum Bischof von New Hampshire geweiht worden war. Konservative Geistliche in Afrika und Südamerika, aber auch Nordamerika und Europa hatten gegen diesen Schritt heftig protestiert.

Rücktrittsforderungen seitens konservativer anglikanischer Geistlicher wies Robinson am Donnerstag zurück. «Ich bin gewählt worden, und ich habe Gelübde abgelegt», sagte der Bischof im Gespräch mit der epd. Die Kirchengemeinschaft könne ein großes Dach sein, unter dem viele verschiedene Meinungen Platz finden, sagte Robinson weiter. «Mein Beitrag ist unter anderem, dass ich hier bin und einen Dialog anbiete.»

Robinson ist nicht offiziell zur Konferenz eingeladen, nimmt aber an Randveranstaltungen teil. Das offizielle Programm sah am Donnerstag das heikle Thema «Der Bischof und die menschliche Sexualität» vor.

Mehrheit der Anglikaner lehnen die Bischofsweihe von bekennenden Homosexuellen ab

Eine große Mehrheit der Anglikaner in Großbritannien hält Homosexualität für eine Sünde. Das zeigt eine Umfrage, die die britische Tageszeitung «Times» am Montag angesichts einer drohenden Spaltung der Weltkirche veröffentlichte. Demnach sind 81 Prozent aller nicht-katholischen Christen der Ansicht, dass homosexuelle Praktiken sündhaft seien. Entsprechend dürften auch keine bekennenden Homosexuellen zu Bischöfen geweiht werden, wie etwa in den USA geschehen.

Die anglikanische Kirchengemeinschaft hält derzeit in Canterbury die sogenannte Lambeth-Konferenz ab, auf der neben der Homosexualität unter anderem auch die Bischofsweihe von Frauen diskutiert wird. Konservative Bischöfe aus Afrika, Südamerika, Europa und Nordamerika warnen vor einer zunehmenden Liberalisierung der Kirche. Die Konferenz dauert bis zum 3. August. Der repräsentativen Umfrage zufolge hat das anglikanische Ehrenoberhaupt Rowan Williams wenig Rückhalt: Nur einer von drei der 517 Befragten gab an, er fühle sich durch den Erzbischof von Canterbury gut repräsentiert.

Quelle: jesus.de-Newsletter vom 31.07.2008 / epd

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