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Zahl der Evolutionskritiker wächst

Prof. Scherer: Akzeptanz der Evolutionstheorie ist schwieriger geworden

Prof. Siegfried Scherer
Prof. Siegfried Scherer
Leiter des Lehrstuhls für Mikrobielle Ökologie an der Technischen Universität München

Die Evolutionstheorie als wissenschaftliche Tatsache zu akzeptieren, ist heute schwieriger als vor 50 Jahren. Diese Ansicht vertritt Prof. Siegfried Scherer, der Leiter des Lehrstuhls für Mikrobielle Ökologie an der Technischen Universität München. In einem Interview mit der Evangelischen Nachrichtenagentur idea sagte er, dass die Evolutionstheorie für ihre Annahme, das Leben habe sich vom Einzeller hin zu komplexen Lebensformen entwickelt, keine wissenschaftlich belastbaren Beweise vorlegen könne. Die Frage, wie der erste Einzeller vor Millionen Jahren entstanden sein soll, sei nach wie vor völlig ungeklärt.

"Seit über 50 Jahren arbeitet die Wissenschaft mit Hochdruck daran - mit immer demselben Ergebnis: Es geht selbst im Labor nicht", so Scherer. Auch sei wissenschaftlich nicht plausibel zu machen, wie sich das Leben durch Veränderungen des Erbguts immer höher entwickele. Scherer: "Als Biologe kann ich sagen: Je mehr wir über Genetik wissen, desto schwieriger wird es, diese Fragen zu beantworten."

Umstrittene Einladung durch Thüringens Ministerpräsident Dieter Althaus

Scherer ist in die Schlagzeilen geraten, weil ihn Thüringens Ministerpräsident Dieter Althaus zur Veranstaltungsreihe "Erfurter Dialog" eingeladen hat. Der Biologieprofessor Ulrich Kutschera (Kassel) nannte die Entscheidung des CDU-Politikers eine "Katastrophe". Auch die Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Bildung und Forschung, Cornelia Pieper (FDP), kritisierte die Einladung. Vor drei Jahren hatte Althaus Scherers Publikation "Evolution - ein kritisches Lehrbuch" als ein "sehr gutes Beispiel für werteorientierte Bildung" gelobt.

Thüringens Ministerpräsident Dieter Althaus hat in einem SPIEGEL-Interview den Vorwurf zurück gewiesen, "religiösen Fundamentalisten den Boden zu bereiten". Alhaus fühlt sich mit den ideologischen Angriffen an DDR-Zeiten erinnert mehr

Manche Befunde lassen sich mit dem Evolutionsmodell leichter erklären

In einem Interview mit der evangelischen Nachrichtenagentur idea nimmt Scherer Stellung zum Bericht der Bibel, die besagt, dass die Welt in sechs Tagen geschaffen worden sei. Seiner Ansicht nach sind viele Naturphänomene bei der Annahme einer Sechs-Tage-Schöpfung vor wenigen tausend Jahren noch nicht befriedigend erklärbar. So wiesen Millionen Lichtjahre entfernte Sterne, aber auch Zerfallsprozesse in radioaktiven Atomen auf ein hohes Alter des Kosmos hin. Zudem könne man den Befund, dass es bei Versteinerungen in tieferen Schichten fast nur einfachere Lebewesen gibt und erst in höheren Schichten komplexere Organismen, leichter mit einem evolutionsbiologischen Modell erklären als mit der Schöpfungslehre.

Allerdings sei in den vergangenen Jahrzehnten die Zahl der Evolutionskritiker gewachsen, weil dieses Modell entscheidende Probleme nicht gelöst habe. Der "Erklärungsnotstand der Evolutionstheorie" habe einige Forscher nachdenklich werden lassen. Scherer ist ehrenamtlicher Vorsitzender der evangelikalen Studiengemeinschaft "Wort und Wissen", die sich mit dem Zusammenhang von Wissenschaft und christlichem Glauben beschäftigt.

AREF, 21.10.2005

mehr bei uns:
SPIEGEL-Interview mit Ministerrpäsident Althaus