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"Radio Paradiso" vor dem Aus

Medienanstalt will die Lizenz von "Radio Paradiso" in Berlin nicht verlängern

Radio Paradiso Logo27.05.2010: "Radio Paradiso", der einzige kirchlich-orientierte Radiosender in Berlin-Brandenburg, steht vor dem Aus. Die Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB) hat die am 30. November 2010 auslaufende UKW-Lizenz für das christliche "Radio Paradiso" nicht verlängert. Der Sender gehört zu großen Teilen der evangelischen Kirche und ihren Einrichtungen.

"Kein christliches Profil erkennbar"

Ein Argument der Medienanstalt für ihre Entscheidung ist der deutlich reduzierte Wortanteil des Senders, was auch zu Abstrichen in der Qualität geführt habe. Charakteristisch sei eine vom Musikformat bestimmte Wellness-Ausrichtung unter Verzicht auf Programmelemente, die die an der Musik interessierten Hörer stören könnten. Reichweiten und Nachfrage sind durch diese „Popularisierung“ gestiegen, was nach dem Urteil des Medienrates nicht zu einem von journalistischen und christlichen Inhalten geprägten Programmprofil beiträgt.

Die Tatsache, dass der Wortanteil einer MABB-Studie zufolge von 180 Minuten auf 72 Minuten zurückgegangen sei, wollte Geschäftsführer Matthias Gülzow nicht unkommentiert lassen: "Der Vorwurf, dass wir nicht genug Wortbeiträge in unserem Programm haben, ist nachweislich falsch", wird er in der FAZ zitiert. Der Wortanteil habe sogar leicht zugenommen. Darauf habe der Sender den Medienrat rechtzeitig hingewiesen.

Medienbeauftragter der EKD weist den Vorwurf zurück

Der Vorwurf, dass das christliche Profil des Senders nicht erkennbar sei, hält Markus Bräuer, Medienbeauftragter der EKD, nicht für nachvollziehbar: "Zu entscheiden, was zur christlichen Verkündigung gehört und in welcher Form sie sich äußert, sollte man den Kirchen überlassen." Der christliche Glaube komme in einzelnen Sendungen und Andachten zum Ausdruck. Bräuer bezeichnete die Entscheidung als unverständlich und nicht sachgerecht, auch weil es keine Abmahnung oder ein Zeichen der Medienaufsicht gegeben habe.

Von Seiten der Medienanstalt hieß es, dass die Entscheidung aufgrund einer Programmanalyse aus dem Jahr 2008 gefallen sei. Sprecherin Susanne Grams wollte sich bis zu einer offiziellen Entscheidung und der schriftlichen Stellungnahme des Medienrates nicht äußern. Wie die "Berliner Morgenpost" berichtet, will der Sender rechtliche Schritte gegen die Entscheidung des Medienrates prüfen. Bis Ende November ist "Radio Paradiso" noch zu empfangen. Ob der Radiosender nach Lizenzablauf via Internet weitersendet, sei allerdings unklar.

"Radio Paradiso" soll die Frequenz an Sender "oldiestar" abgeben

In Berlin werden Radiolizenzen aufgrund einer rechtlichen Bestimmung alle sieben Jahre verlängert. Nach Ablauf von zwei Lizenzperioden - "Radio Paradiso" ist im 14. Jahr auf Sendung - sieht das Gesetz eine offizielle Ausschreibung vor. Die Medienanstalt des Landes will die Frequenz von "Radio Paradiso" an den Sender "oldiestar" abgeben. Eine bis dato ungewöhnliche Entscheidung, die sowohl von kirchlichen Vertretern als auch von Politikern scharf kritisiert wurde.

Hauptgesellschafter von Radio Paradiso sind die Evangelische Darlehnsgenossenschaft und das Berliner Immanuel-Krankenhaus. Radio Paradiso sendet in Berlin auf 98,2 MHz. Es ist das erste christliche UKW-Programm Deutschlands, das täglich 24 Stunden sendet. Radio Paradiso gehört 26 Gesellschaftern aus Kirchen, der Diakonie und engagierten Einzelpersonen. In ihrem Web-Auftritt heißt es zu ihrem Selbstverständnis: "Wir stehen für die christlichen Werte, die unserer Gesellschaft zu Grunde liegen , wie Nächstenliebe und Toleranz. Radio Paradiso finanziert sich ausschließlich über Werbeeinnahmen."

Quelle: www.pro-medienmagazin.de