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Anschlag auf christliche Gemeinde in Izmit durch Polizei vereitelt

Voller Hass

Türkei: Polizei verhinderte in Izmit im letzten Moment einen Mordanschlag auf die kleine Gemeinde in Izmit

Anschlag auf christliche Gemeinde in Izmit durch Polizei vereitelt
Blick auf Izmit Foto: wikipedia.de, public domain

28.01.2013: Türkische Polizeibehörden haben nach eigenen Angaben ein Mordkomplott gegen die kleine Gemeinde in Izmir aufgedeckt. Am 15. Januar verhafteten sie 14 verdächtige Personen, unter ihnen auch Gemeindemitglieder. Offenbar hatten diese ihr Christsein nur Glauben vorgetäuscht, um die Gemeinde und den Pastor ausspähen zu können. Karaali, der 33-jährige Pastor ist, ist türkischer Staatsbürger und ehemaliger Moslem.

Verdächtige erschlichen sich Gemeindemitgliedschaft, um an Informationen zu gelangen

"Zwei der Festgenommenen waren offizielle Gemeindemitglieder, sie waren für uns wie Familienmitglieder. Einer von ihnen hat sich sogar im vergangenen Juli taufen lassen", erklärte der bestürzte Pastor. Andere hätten gelegentlich an Gottesdiensten teilgenommen. Unter den Verdächtigten befinden sich auch drei Frauen. "Sie haben unsere Gemeinde infiltriert, um Informationen über mich, meine Familie und die Gemeinde zu sammeln."

Verschwörer hatten Mordanschlag auf eine evangelistische Veranstaltung geplant

Berichten türkischer Medien zufolge planten die Verschwörer, den Pastor Karaali während einer evangelistischen Veranstaltungsreihe zu töten. "Die Festnahme geschah buchstäblich in letzter Minute", bewertet Hakan Tastan die dramatische Entwicklung. Der Christ aus Istanbul besuchte vergangene Woche Izmit.

Die 14 Festgenommen hatten im Zuge ihrer Informationssammlung unter anderem Kopien persönlicher Dokumente angefertigt, Karten von der Kirche und dem Haus der Pastors gezeichnet sowie Personen fotografiert, die zum Predigen nach Izmit gekommen waren. Bei einer Hausdurchsuchung fand die Polizei Medienberichten zufolge auch zwei Waffen. Die Anti-Terror Einheit der Polizei von Izmit entschloss sich zum Zugriff, als sie Informationen über die Ankunft eines Besuchers aus dem osttürkischen Diyarbakir erhielt. Der Mann war offenbar mit der Durchführung des Mordes beauftragt worden. Aufgrund der laufenden Ermittlungen war von der Polizei zunächst keine Stellungnahme zu erhalten. Karaali erklärte, er habe von der Bedrohung erst aus der Zeitung am Morgen nach den Verhaftungen erfahren. Noch am selben Tag habe ihn die Polizei einbestellt und ihn während der fünfstündigen Unterredung sowohl befragt als auch über die Geschehnisse informiert.

Pastor stand seit Morddrohungen vor einem Jahr in engem Kontakt mit der Polizei

Seine Behandlung durch die Beamten sei außergewöhnlich gut gewesen. Er stand mit den Behörden in Kontakt, seit er sie im Januar 2012 über eine gegen ihn ergangene Morddrohung informiert hatte. Damals hatte er den ihm angebotenen Personenschutz abgelehnt, war aber zusammen mit seiner Frau und ihren zwei kleinen Kindern in eine besser gesicherte Wohnung umgezogen. Im Sommer hatte es eine weitere Drohung gegeben. "Sie sagten zu mir ‚Du redest zu viel. Wir hören deine Stimme überall und wir werden dir den Schädel einschlagen'. Sie drohten mir, wenn ich nicht still sei, würde es schlimm werden."

Izmit wurde 1999 durch ein großes Erdbeben durch ein großes Erdbeben bekannt

Die Stadt Izmit liegt etwa 150 km östlich von Istanbul im Zentrum einer großen Industrieregion mit über einer Million Einwohnern. Bei einem verheerenden Erdbeben am 17. August 1999, bei dem das Epizentrum in Izmit lag, kamen rund 18.000 Menschen ums Leben, 44.000 wurden verletzt. Ursache des Bebens war eine Verschiebung der Anatolischen Platte, die zwischen der Eurasischen Platte und der Arabischen Platte klemmt (Nordanatolische Verwerfung).

Die Gemeinde hat 20 Mitglieder, alles Einheimische

Die christliche Gemeinde existiert seit 13 Jahren und besteht etwa aus 20 Mitgliedern, alle einheimische Türken. Karaali und seine Frau leiten die Gemeinde seit vier Jahren in einem schwierigen Umfeld: "In Izmit gibt es eine Menge radikaler Gruppen, die uns anfeinden und das Leben schwer machen. Viele Menschen beobachten uns argwöhnisch. Wir erklären ihnen, worum es beim christlichen Glauben geht. So kommen durchaus auch Besucher, die uns wohlwollend begegnen, aber andere kommen voller Hass." Schon Karaalis deutscher Vorgänger, Wolfgang Häde, hatte Morddrohungen erhalten und nach dem Mord an drei Christen im osttürkischen Malatya im Jahr 2007 für über ein Jahr unter Polizeischutz gestanden.

Pastor Karaali: "Unsere Zuversicht ist ungebrochen"

Karaali bekräftigte unterdessen, er wolle weiterhin Pastor der kleinen Kirche bleiben. "Wir glauben, Gott hat hier noch Arbeit für uns. Unsere Zuversicht ist ungebrochen, weil wir sehen, dass unser Herr mit uns ist, denn er hat diesen Anschlag verhindert. Wir werden ihm weiter folgen, wir machen weiter!"

Im Jahr 2012 stand die Türkei an 31. Stelle unter den Ländern, in denen Christen am stärksten verfolgt werden. Auf der aktuellen Weltverfolgungsindex 2013 von Open Doors, dem Hilfswerk für verfolgte Christen, ist das Land nicht mehr unter den Top 50 Christnverfolgerstaaten. Dies ist jedoch nicht als Zeichen einer nachhaltigen Verbesserung zu werten, sondern andere Länder sind vorgerückt, in denen sich die Situation für Christen dramatisch verschlechtert hat..

Quelle: Nachrichten aus der verfolgten Kirche - 01/28/2013 vom 28.01.2013

Autor dieser Webseite: Uwe Schütz

 

 

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