... den Frieden lernen
Netanjahu will ein demilitarisiertes Palästina neben einem starken
Israel
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Benjamin
Netanjahu
Archivfoto: Johannes Gerloff
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15.06.09: In Israel scheint
man zufrieden zu sein mit Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Die
mit Spannung erwartete programmatische Rede am Sonntagabend im Begin-Sadat-Zentrum
der Bar-Ilan-Universität ist gelungen. Der Regierungschef hat sich
nicht von den Amerikanern die Butter vom Brot nehmen lassen. Weder in
der Frage des Friedensprozesses, noch im Blick auf die israelischen Siedlungen
hat er klein beigegeben. Elegant hat er seine Position in diplomatische
Worte gekleidet. Von den Palästinensern, aber auch von seinem eigenen
Volk fordert er: Stellt Euch der Realität!
Mit seinem emphatischen "Niemand
in Israel will Krieg!", mit der klaren Absage an eine Rückkehr
palästinensischer Flüchtlinge in das Staatsgebiet Israels und
der Aussage "Wir wollen die Palästinenser nicht beherrschen!"
weiß er die überwältigende Mehrheit seiner Landsleute
hinter sich. Sein Ja zu einem demilitarisierten palästinensischen
Staat bei gleichzeitig glasklaren Sicherheitsabsprachen für Israel
entspricht den Vorstellungen der Israelis. Die Furcht vor einem weiteren
"Hamastan" im Westjordanland ist allgegenwärtig - und keineswegs
unrealistisch. Konkret bedeutet das: Ein künftiger Palästinenserstaat
wird weder eine Armee noch Kontrolle über den Luftraum haben und
auch keine Militärbündnisse - etwa mit dem Iran oder seinen
Stellvertretermilizen - eingehen können.
Für Siedlungen will Netanjahu
bis zu einem Friedensabkommen kein weiteres palästinensisches Land
enteignen. Neue Siedlungen sollen nicht gebaut werden. Gleichzeitig will
Israels Regierungschef aber auch das Leben seiner Landsleute in den umstrittenen
Gebieten nicht einschränken, etwa durch ein Bauverbot innerhalb bestehender
Ortschaften. Der Premierminister brach in seiner Rede gar eine Lanze für
die Leute, die auch innerhalb der israelischen Gesellschaft heftig umstritten
sind: "Die Bewohner der Gebiete - den als abfällig empfundenen
Begriff 'Siedler' vermied er sorgfältig - sind weder Feinde des Volkes
noch Feinde des Friedens. Sie sind ein integraler Teil unseres Volkes,
werteorientierte Pioniere und eine zionistische Gesellschaft."
"Soundbites" aus Netanjahus programmatischer Rede
Zur Möchtegern-Atommacht
Iran:
Die größte
Bedrohung für die Menschheit ist heute die Verknüpfung von radikalem
Islam und Atomwaffen.
An die arabischen Führer
gewandt:
Ich bin bereit, Sie jederzeit
zu treffen. Ich bin bereit, dafür nach Damaskus, Riad, Beirut zu
gehen, an jeden Ort, einschließlich Jerusalem.
Zum Friedensprozess:
Israel ist verpflichtet durch
internationale Abkommen und erwartet von allen Parteien, dass sie sich
an die Abkommen halten.
Ich will keinen Krieg. Niemand in Israel will Krieg.
Zum Frieden bedarf es Mut und
Aufrichtigkeit von beiden Seiten, nicht nur von den Israelis.
Die palästinensische Führung
muss sich aufraffen
und sagen: "Genug Konflikt. Wir anerkennen das Recht des jüdischen
Staates auf diesem Land und wir sind bereit, Seite an Seite mit Euch
in wahrem Frieden zu leben."
Eine grundlegende Voraussetzung
für ein Ende des Konflikts ist eine öffentliche, bindende
und unzweideutige palästinensische Anerkennung Israels als Nationalstaat
des jüdischen Volkes.
Die Wurzel des Konflikts
ist und bleibt die
Weigerung, das Recht des jüdischen Volkes auf einen eigenen Staat
in seiner historischen Heimat anzuerkennen.
Das Existenzrecht eines jüdischen
Staates Israel
ergibt sich
nicht aus dem Holocaust, sondern aus der 3.500-jährigen Geschichte
des jüdischen Volkes.
Judäa und Samaria ist das Land unserer Vorväter.
Unser Recht auf einen souveränen Staat hier, im Land Israel, ergibt
sich aus einer einfachen Tatsache: Dies ist die Heimat des jüdischen
Volkes.
Zu "Land für Frieden":
Jeder Rückzug unsererseits
wurde mit massiven Terrorwellen beantwortet.
Die Hamas im Süden und
die Hisbollah im Norden halten an ihrer Verpflichtung fest, israelische
Städte wie Aschkelon, Be´er Scheva, Akko oder Haifa zu "befreien".
Das palästinensische Flüchtlingsproblem
muss außerhalb
der Grenzen des Staates Israel gelöst werden, denn eine Rückführung
der palästinensischen Flüchtlinge nach Israel gefährdet
seine Existenz als Staat des jüdischen Volkes.
Dass das möglich ist,
haben wir selbst in einer ähnlichen Situation bewiesen: [Ende der
1940er, Anfang der 1950er Jahre] hat das kleine Israel Hunderttausende
jüdischer Flüchtlinge, die ihre Häuser und alle Habe
in arabischen Ländern zurücklassen mussten, erfolgreich eingegliedert.
Ein Palästinenserstaat
muss demilitarisiert
sein - ohne Armee, ohne Kontrolle seines Luftraums, mit einem effektiven
Kontrollsystem gegen Waffenschmuggel und ohne die Möglichkeit,
Militärbündnisse einzugehen.
Aber:
Wir müssen uns der Wahrheit
stellen: In unserer Heimat lebt eine große palästinensische
Gemeinschaft, die wir nicht regieren wollen, die wir nicht beherrschen
wollen, der wir weder unsere Flagge noch unsere Kultur aufzwingen wollen.
Siedlungen
werden keine neuen
gebaut. Es wird kein neues Land für Siedlungen enteignet.
Die jüdischen Siedler
sind weder Feinde des
Volkes noch Feinde des Friedens. Vielmehr sind sie ein integraler Teil
unseres Volkes, werteorientierte Pioniere und eine zionistische Gesellschaft.
Sie sollen ein normales Leben
führen und ihre Kinder aufziehen können, wie überall.
Die Palästinenser
müssen sich entscheiden
zwischen dem Weg des Friedens und dem Weg der Hamas.
Zur Hamas:
Israel wird niemals an einem
Verhandlungstisch sitzen mit Terroristen, die den jüdischen Staat
vernichten wollen.
Im Blick auf den entführten
israelischen Soldaten Gilad Schalit:
Wir sind verpflichtet, ihn
nach Hause zu bringen, gesund und sicher.
Netanjahu schloss seine Rede mit Worten des Propheten Jesaja
Benjamin Netanjahu beschloss
seine Rede mit den Worten des Propheten Jesaja (Kapitel 2, Vers 4):
"Es wird kein Volk wider
das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen,
Krieg zu führen" und den Worten: "Mit Gottes Hilfe werden
wir nicht mehr lernen, Krieg zu führen. Wir werden den Frieden
lernen."
Von: Johannes
Gerloff (Jerusalem)
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16.06.2009: Reaktionen
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