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Keine Hass-Rede

Freispruch für schwedischen Pastor,
der Homosexualität mit „Krebsgeschwür im Körper der Gesellschaft“ verglich

30.11.2005: Dass der schwedische Pastor Åke Green in einer Predigt Homosexualität als „tiefgehendes Krebsgeschwür im Körper der Gesellschaft“ angeprangert hat, ist laut der Entscheidung des höchsten Gerichtshofes des Landes ist keine Volksverhetzung und kein kriminelles Vergehen. „Jetzt können wir uns freier fühlen, wenn wir Gottes Wort verkünden“, kommentierte der erleichterte Pastor einer Pfingstgemeinde am Dienstag das Urteil, das im Königreich Schweden für großes Aufsehen sorgte. Im Juni 2004 war Green von einem südschwedischen Landgericht für seine Predigt zu einem Monat Haft verurteilt worden. Der Pfarrer ging daraufhin in Berufung. Mit Erfolg.

Freigesprochen wurde der 63-Jährige für eine Predigt, die er im Sommer 2003 vor seiner Gemeinde hielt. „Ist Homosexualität ein Trieb oder das Spiel der Bösen Mächte mit den Menschen?“, fragte er laut seine Zuhörer. Viele Kinderschänder, so der Pfarrer in der Predigt, seien anfänglich Homosexuelle gewesen – und auch die weltweite AIDS-Katastrophe habe ihren Ursprung in der Homosexualität.

Keine Hass-Rede, weil mit der Bibel belegt

Der höchste schwedische Gerichtshof konstatierte, dass Greens Predigt die Grenzen einer sachlichen Diskussion um Homosexuelle als Gesellschaftsgruppe überschreite, aber dennoch nicht kriminell sei, weil die Predigt nicht die rechtlichen Kriterien einer Hassrede („hate speech“) enthalte.

Der Pfarrer habe seine Gemeinde schließlich nicht direkt zu Gewalt gegen Homosexuelle aufgerufen. Zudem hatte Green seine homofeindlichen Aussagen mit Zitaten aus der Bibel verbunden, in der Gott die Rolle von Männer und Frauen festlegt und damit andere Formen des sexuellen Umgangs ablehnt.

Religionsfreiheit als Begründung

Die schwedischen Richter sind der Auffassung, dass eine Verurteilung des Pfarrers vor dem europäischen Gerichtshof keinen Bestand gehabt hätte. Der Grund: Religionsfreiheit. Obwohl die Aussagen des Pfarrers gegen das schwedische Gesetz verstoßen, könnten die Europakonventionen so ausgelegt werden, dass der Pfarrer lediglich seine Religionsfreiheit in Anspruch nahm, so die Richter laut Staatsanwalt Stefan Johansson.

Liberale Schweden sind entsetzt

Während Kirchenorganisationen vorsichtig um Barmherzigkeit für den alten Prediger plädierten und hier oft auch das bevorstehende Weihnachtsfest anführten, halten große Teile der liberalen schwedischen Bevölkerung das Urteil für einen Skandal. Zumal ein Bericht der schwedischen Polizei kürzlich bestätigte, dass sich Anzeigen wegen Angriffen auf Homosexuelle in den letzten Jahren mehr als verdoppelt haben.

Schwulenorganisationen und christliche Politiker sind entsetzt über das Urteil

Neben Schwulenorganisationen sind selbst christliche Politiker, wie die in Schweden bekannte Birgitta Rydberg, entsetzt über den Freispruch: „Green soll in die Hölle. Dort gehören Leute hin, die sich Christen nennen und christlichem Glauben an die Nächstenliebe trotzen“, schrieb die gläubige Politikern nach der heutigen Urteilsverkündung in einer Pressemitteilung.

Quelle: focus.de-Newsletter vom 30.11.2005

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