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Das Kalenderblatt

Eine Kalenderwoche zurück

KW 52 / 2001

Eine Kalenderwoche weiter

 

"Schöne Bescherung !"

Vor 22 Jahren: Heiligabend als Geisel in US-Botschaft im Iran

Es war Heiligabend geworden. Gegen 17.30 Uhr öffnet sich die Tür. Man bringt Kathryn einen künstlichen Tannenzweig. Inzwischen darf sie zeitweilig ihren Sitzplatz verlassen. Ihre weihnachtlichen Basteleien erregen die Neugier der jungen Bewacherinnen.

So kann Kathryn erzählen, was ihr Weihnachten bedeutet und wie sie es zu Hause in der Familie feiert. Sie vergleicht die Adventszeit mit der Vorbereitungszeit des islamischen Ramadan. Eine längere Diskussion gibt es über Joseph, denn nach dem Koran hatte Marjam (Maria) nie einen Mann.

Plötzlich kommt eine Hand durch den Türspalt, und jemand fragt:

"Hätten Sie gern eine Bibel ?"

"Eine alte King-James-Bibel wurde mir gebracht. Diese Bibel sollte mir in den vielen Monaten, die noch vor mir lagen, ein treuer Begleiter werden."

 

 

Inzwischen ist es 23 Uhr geworden. Auch heute Abend, am Heiligen Abend, schreien die Studenten

"Marg bar Ahmrika !"
("Nieder mit Amerika")

 

 

Aber plötzlich erklingen die Glocken der Kirche von gegenüber. Das Schreien auf der Straße erinnerte Kathryn an das "Kreuzige!", das damals der Mob schrie.

"Durch Weihnachten hindurch kann ich Karfreitag sehen."

"In Hektik, Lärm und Aufruhr wurde Christus geboren;
und mitten in all diesem Lärm und Aufruhr hier in Teheran konnte ich seine Geburt feiern."

Bevor sich Kathryn zum Schlafen fertig macht, bringt ihr die Bewacherin einen Teller mit Gebäck. Froh teilt Kathryn diese Süßigkeiten mit ihr. Denn:

"Weihnachtsgeschenke taugen eigentlich nur dann etwas,
wenn man sie mit jemandem teilen kann."

Uwe Schütz

mehr bei uns :
Vorgeschichte : Hintergründe der Geiselnahme
"Schöne Bescherung" Teil 1

Quelle: "Eine Frau als Geisel im Iran" von Kathryn Koob, Hänssler-Verlag