"Sag mal, Alter, wie bist du denn drauf?", sagt Ralf mir ins Gesicht. - Irgendwas habe ich gesagt, und Ralf fühlte sich anscheinend sofort dadurch angegriffen.

Mir fällt auf, dass ich Ralf mit keinem Wort erwähnt habe. Trotzdem reagiert er. Schon komisch, habe ich da einen Nerv erwischt? Scheint so, und deshalb findet er das natürlich völlig uncool und beißt zurück. Das verleitet mich dann zu oft, gar nichts mehr zu sagen.

Gegen eine Gruppe von Leuten ist das natürlich noch schwieriger. Da bin ich dann alleine gegen viele. Das bringt alles sowieso nichts.
In der Gruppe aber bin ich stark. Das weiß die Gruppe, und es fällt ihr ziemlich leicht, mal ein bisschen über einen Einzelnen zu lästern. Der wehrt sich ja doch nicht. Einer ist das Opfer, die anderen mobben. Heute und morgen gleich wieder, macht ja nichts, passiert ja nichts.

Wirklich nichts? Wer schon einmal mit Gemobbten gesprochen hat, weiß, wie sehr sie verzweifeln, und der weiß auch, welche Rachegedanken durch ihre Köpfe gehen. Was passieren kann, denke ich, zeigt uns nicht nur Winnenden. Wer ist wann Täter und wer wann Opfer?

Deshalb ist es wichtig, dass wir nicht verlernen, miteinander zu reden, wenn uns etwas nicht passt. Das war damals schon Jesus wichtig unter seinen Jüngern:

"Leute, passt auf!
Wenn dein Bruder etwas gegen dich getan und dich verletzt hat, dann sag ihm das.
Und wenn es ihm leidtut, dann vergib ihm das auch."
Lukas 17, 3

Das hilft wirklich, weiteren Erfurts und Winnenden in unserer Gesellschaft vorzubeugen.