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Gideon
gesendet am 3. September 2000 von Dr. Hans Frisch
 

Krug mit Flamme in einem runden blauen Feld - Das Zeichen Gideons

Zu den Symbolen aus der Bibel, die weltweit verbreitet sind, gehört neben Davidstern und Kreuz auch ein Krug mit Flamme in einem runden blauen Feld und goldenem Rand - das Zeichen der Gideons. Mancher wird es schon gesehen haben auf einem Neuen Testament in einem Hotelzimmer oder auf einem kleinen grünen neuen Testament wie sie Schüler und Studenten bekommen. Doch nicht von den Gideons, die auf der ganzen Welt Gottes Wort weitergeben, soll heute erzählt werden, sondern von Gideon im Alten Testament - von in dem sie den Namen übernommen haben.

Wer war Gideon?

Gideon war ein Richter in Israel, drum findet man seine Geschichte auch im Buch der Richter. Richter, das waren Führer der 12 Stämme Israels in der Zeit, als es noch keinen König gab. Da schenkte Gott in kritischer Situation jeweils einen Führer - und kritisch war die Situation zu Gideons Zeit.

      "Und als die Israeliten taten, was dem Herrn mißfiel,
      gab sie der Herr in die Hände der Midianiter sieben Jahre."

Es war nicht das erste Mal, daß die Israeliten so taten - aber, nach dem Sieg der Richterin Deborah über die Feinde hatte das Volk 40 Jahre Ruhe gehabt. Damit war es jetzt vorbei. Wieder waren die fremden Götter verführerischer als der eine strenge Gott der Väter - und als Strafe für die Untreue läßt dieser Gott zu, daß Beduinenstämme der Umgebung - Midianiter und Amalekiter - mit ihren nomadischen Massenheeren das Land durchziehen, die Äcker abweiden, Erntevorräte kassieren, das Vieh wegtreiben - schon sieben Jahre lang. Da beginnt die Geschichte von Gideon.

Er war ein junger Bursche. Oben im Weinberg war er beim Dreschen mit dem Flegel. Der Wind zum Wegblasen der Spreu war hier recht kräftig - und, in der Kelter, da suchten die Feinde nicht nach Getreidevorräten. So konnte die Familie vielleicht überleben. Andere versteckten ihre Vorräte in Höhlen und in Felsspalten.

Die Not war groß - und Not lehrt Beten. Vielleicht könnte der Gott, von dem die Vorväter soviel berichtet hatten, doch helfen. Aber ein Prophet tritt auf und dämpft ihre Hoffnung: "Eure Untreue ist die Ursache der Not."

Im Weinberg bekommt Gideon einen seltsamen Auftrag

Gideon ist beim Dreschen.

    Da sitzt unter der großen Eiche neben der Kelter plötzlich ein Mann: "Gott mit dir, du streitbarer Held!", spricht der ihn an.

    "Wenn Gott mit uns wäre, dann würde uns nicht so etwas widerfahren - unsere Väter haben von Wundern erzählt, als das Volk aus Ägypten geführt wurde. Aber uns hat Gott verstoßen und in die Hände der Midianiter gegeben", antwortet Gideon - und ist damit genau beim Thema.

    Unbeirrt antwortet der Mann: "Geh hin in dieser deiner Kraft; du sollst Israel erretten aus den Händen der Midianiter. Siehe, ich habe dich gesandt!"

    Gideon schüttelt den Kopf: "Womit? Meine Sippe ist unbedeutend. Und ich bin in den Jüngste in der Familie."

    "Ich will mit dir sein, daß du die Midianiter schlagen sollst wie einen Mann" antwortete der Bote.

Gideon braucht Gewissheit, dass es ein Auftrag von Gott ist

Da merkt Gideon, das könnte ein Engel sein, da könnte Gott zu mir reden - und bittet um ein Zeichen. Ein Opfer bereitet er vor, legt es auf einen Stein - der Engel berührt es mit seinem Stab und es geht in Flammen auf. Der Engel aber ist verschwunden. Gideon ist erschrocken - Gottes Stimme beunruhigt ihn und er baut dort oben im Weinberg einen Altar.

Nun wußte Gideon, daß er es mit dem Gott und der Väter, dem Gott Israels zu tun hat - aber vor dem Hause sein Vaters stand ein Altar des Baal, und daneben ein Standbild der Göttin Aschera. "Zerstöre den Altar, zerhaue das Standbild! Mit dem Holz sollst du mir ein Brandopfer bringen - schlachte zwei Stiere!" hört er die Stimme.

Gideon hat Angst, aber ihm ist klar, wenn es mit Gott gehen soll, dann müssen die Götzen weg. Zehn Knechte müssen ihnen helfen bei dem Zerstören, beim Bau eines neuen Altars und beim Opfer. Am Morgen großes Erschrecken in Dorf: "Baal, der Gott der Fruchtbarkeit ist beleidigt worden, seine Rache wird furchtbar sein. Wer war's?" "Der Sohn von unserem Chef sagen die Knechte." "Gibt deinen Sohn heraus - er muss sterben", fordert die Menge, "vielleicht läßt Baal sich versöhnen."

Genial wehrt der Vater die Forderung ab: "Wollt ihr Baal sein Gericht abnehmen - er soll sich selbst rächen." Ein Gottesgericht wird eingefordert - vielleicht ist der Vater schon zur Besinnung auf den Gott Israels gekommen durch die tapfere Tat des Sohnes.

Eine spannende Situation: Baal, der mächtige Gott des ganzen Orients ist zur persönlichen Rache aufgerufen - herausgefordert von Gideon. Wir können uns das nicht so recht ausmalen, aber, daß Gideon einen neuen Namen bekommt, "Jerubaal" "Baal soll kämpfen" gibt uns einen Eindruck von der Wirkung.

Natürlich passiert nichts. Wer Israel kennt, der weiß wo die Jesreelebene ist: Östlich von Haifa erstreckt sie sich tief ins Land, rechts begrenzt von einem Höhenzug, den Gilboabergen. in dieser Ebene lagerte das riesige Heer der vereinigten Beduinenstämme.

Als Gideon zum Sammeln bläst, hat er 32.000 Mann, aber im Tal lagern 300.000 Feinde

"Da erfüllte der Geist des Herrn Gideon" steht in dem Bericht. Er läßt zum Sammeln blasen. Was im Urwald Trommeln sind, das waren damals in Israel die Posaunen. Von Ort zu Ort ging das Signal und 32.000 Mann versammelten sich auf den Gilboa-Höhen. Unten im Tal lagern über 300.000 Feinde. Gideon wird es mulmig. Seine Begeisterung verfliegt. "Gott, ich brauche ein Zeichen, daß ich mir das nicht einbilde. Ich lege hier abgeschnittene Schafwolle auf die Tenne, wenn die morgen früh nass ist von Tau und der Boden ringsum trocken, dann bin ich gewiß."

Ein Zeichen von Gott ist Gideon nicht genug

Die Wolle ist nass, eine Schale Wasser drückt er heraus, der Boden ist trocken. Würdest du auf so ein Zeichen hin den Kampf gegen eine zehnfache Übermacht wagen? Gideon auch nicht. Er will noch ein Zeichen, umgekehrt! Am nächsten Morgen soll die Wolle trocken und der Boden feucht sein.

Wer ängstlich und verzagt ist, soll nach Hause gehn - 22.000 Männer gehen

Und wieder geschieht es. Da zog er mit seinem Heer und mit Gottes Zusage hinunter an die Quelle, die heute Gideonquelle heißt. Mit Gottes Hilfe konnte er sich doch Chancen auf einen Sieg ausrechnen - da redet Gott zu ihm (wir würden sagen, da wurde ihm klar): "Wenn ihr siegt, werdet ihr stolz auf euch selbst sein und den Gott Israels wieder vergessen. Laß ausrufen: Wer ängstlich und verzagt ist, soll nach Hause gehn." 22.000 Männer gehen.

Nur 300 Mann bleiben übrig

Nun gut - 10.000 Männer, die keine Angst haben, sind ein starker Trupp - wie die neuere Geschichte Israels zeigt. Also - es sind noch zu viele, denn wie stolz würden die erst sein, wenn sie den Sieg erringen. Eine eigenartige Auswahl schlägt Gott vor. Am Bach aus der Quelle - heute ist dort ein Schwimmbad - da sollen alle trinken. Die sich hinlegen und direkt aus dem Bach trinken, wie ein Hund, die sollen mit kämpfen, die Wasser mit der Hand schöpfen sollen nach Hause gehen. Verpflegung und Posaunen sollen sie dalassen.

Danach hatte Gideon nur noch 300 Mann, das waren auch für Gott nicht mehr zu viele. Gideon hätte wahrscheinlich gern nochmals die Wolle ausgelegt. Aber da hat Gott ein Einsehen: "Gehe ins Lager der Feinde, und horch, was sie reden - danach wirst du stark sein. Wenn du Angst hast, nehmt den Diener Pura mit."

Er nimmt ihn mit - geht ins feindliche Lager (was bei fehlenden Uniformen und dem orientalischen Betrieb kein Problem war) und er hört, wie zwei von den Wachen sich unterhalten: "Ich habe heute Nacht geträumt, ein Gerstenbrot kam von dort oben gerollt" - und er zeigt auf die Gilboahöhe, wo Gideons Leute lagern - "das hat das ganze Zelt zerstört, das Unterste zu Oberst." "Das ist nicht anderes als das Schwert Gideons, des Israeliten, Gott hat uns alle in ihre Hände gegeben" antwortet der andere.

Wenn dir das wie ein Märchen klingt, bedenke: Gideon hatte Baal, den Gott des ganzen Orients, auch der Beduinen, herausgefordert - die Nachricht hatte sich bestimmt ausgebreitet wie ein Lauffeuer. Und auch die Feinde dort im Lager waren beunruhigt über das ausbleibende Gottesgericht.

Vom Gott Israels gingen noch Erzählungen und Sagen um. Er hatte damals seinen Leuten einen Sieg nach dem anderen geschenkt. Im Traum konnten da versteckte Ängste hochkommen und sich solche Bilder finden. Ein Gerstenbrot zerstört das Beduinenzelt. Gideon hat verstanden, kehrt zurück zu seinen 300 Mann und bewaffnet sie.

Mit Fackeln, die in Tonkrügen brannten und mit Posaunen in die Schlacht

Als ich die Geschichte einmal in einem Kindergottesdienst erzählte und fragte: "Womit hat er sie wohl bewaffnet?" "Mit Spießen, mit Schwertern!" meinten die Kinder. Als ich das verneinte: "Mit Sensen, mit Forken!" "Nein - mit Fackeln, die in Tonkrügen brannten und mit Posaunen.

Dann teilt er sein kleines Heer in drei Hundertschaften. Um Mitternacht stellt er sie um das Lager auf- wie ein Mercedes-Stern, sagte ich damals den Kindern - dann gibt er die Weisung: "Wenn ich meinem Krug zerschlage, dann zerschlagt alle die Krüge, so daß die Fackeln sichtbar leuchten. Wenn ich die Posaune blase, dann blast alle die Posaunen und schreit: "Hier Schwert des Herrn und Gideons."

Der Bericht der großen Schlacht ist kurz: Und sie blieben stehen, jeder an seiner Stelle, rings um das Lager her. Da fing das ganze Heer an zu laufen, und sie schrieen und flohen. Und während die dreihundert Mann die Posaunen bliesen, schaffte der HERR, daß im ganzen Heerlager eines jeden Schwert gegen den anderen war. Und das Heer floh bis an die Grenze.

"Typisch Bibel" wird mancher sagen

"Typisch Bibel" wird mancher sagen: "Der Herr schafft, daß die Feinde sich selbst besiegen." Das Wunder mit der Wolle, das kann man ja noch durchgehen lassen - besonders wenn man weiß, wie reichlich der Tau auf den Hängen nahe beim Mittelmeer sein kann. Den Traum der Wachen können wir psychologisch Vorgebildeten erklären - aber das?

Nun: Stellt euch vor, ein sehr großes nächtliches Beduinenlager, die Feuer sind niedergebrannt, die Wache hat gewechselt, durch die Träume der Schläfer geistern Ängste vor dem möglicherweise doch stärkeren Gott dieses Gideon - da scheppert etwas draußen, wie wenn ein Krug zerschlagen wird. Einige schauen raus - da heben sich im Schein von 100 Fackeln glänzende Posaunen, ihr Schall dröhnt durch Nacht, weckt das ganze Lager - und dann Kriegsgeschrei: Die Namen, von denen sie träumen - Jahwe und Gideon, Jahwe und Gideon. Das muß ein riesiges Heer sein, das hinter den Fackeln in der Dunkelheit angetreten ist. Da kann man nicht allein antreten zum Kampf. Und schon fliehen die aus den äußeren Zelten ins Zentrum des Lagers, stolpern über Zeltseile, schrecken Kamele auf, rempeln mit den anderen zusammen in der Dunkelheit - und das von drei Seiten. Wir wissen von schlimmen Berichten, was eine Massenpanik ist - und das hier ist eine. Wenn da nicht zu unterscheiden ist, ob die von der anderen Seite kommen, schon eingedrungene Feinde sind oder eigene Leute auf der gleichen Flucht, dann wird bald das Schwert eines Jeden gegen den Andern sein.

Ein Wunder? Jeder Psychologe würde lachen - perfekte psychologische Kriegführung ist das. Und recht hat er - was da geschieht, geschieht alles im Feld von Ursache und Wirkung (bis auf den Engel, und die Sache mit dem Fell bei der man nach Erklärungen suchen könnte). Also: kein Wunder - oder doch? Da wird aus einem Bauerjungen so einfach ein genialer militärischer Führer. Wodurch?

Er hatte einen Auftrag gehört - und hatte ihn persönlich ernst genommen. Nicht kritiklos, aber als der Bote sich legitimiert hat mit dem Feuer, da steigt er ein und zieht, trotz seiner Angst, Konsequenzen. Trennt sich von den fremden Göttern und bekennt den Gott Israels durch das Stieropfer. Vor Baal wird er keine Angst mehr gehabt haben, aber vor der Menge die ihn lynchen wollte.

Als das Gottesgericht des Baal ausbleibt, da wird der tapfer. Er bläst zum Sammeln - und erschrickt vor seinem eigenen Mut. "Ein Zeichen brauche ich" und er bekommt es, sogar doppelt. Die Bedenken, welche zur Verminderung seines Heeres führen sind nachzuvollziehen - die Konsequenz, es dann auch zu tun, die ist erstaunlich. Den Alptraum der Wachsoldaten, den konnten sogar wir psychologisch erklären. Zum Schluß zeigt sich, daß gerade die Verkleinerung des Heeres Voraussetzung für den Sieg war - denn, drei Gruppen mit je 10.000 Mann hätten sich nicht unbemerkt an das Lager schleichen können - und in einer regulärem Schlacht hätte auch 32.000 kaum eine Chance gehabt Also, alles im Feld von Ursache und Wirkung. Bis auf das Wunder des Glaubens.

Gideon verstand, was Gott von ihm wollte und die Zweifel, die er äußerte, wurde ausgeräumt

Da hat einer verstanden, was Gott von ihm wollte - und hat es getan. Seine verständlichen Zweifel hat er ausgesprochen. Aber als sie beseitigt waren, da hat er wieder getan, was er erkannt hatte. Und, wunderbar ging alles seinen Weg zum Sieg, zur Befreiung. "Der Geist Gottes kam auf Gideon" steht da am Anfang der Geschichte. Könnte es so sein: Der Geist Gottes interessiert sich nicht für das, was wir von Gott denken oder sagen - er will, daß wir tun, was wir erkannt haben - was er uns erkennen ließ.

Meine Erfahrung zeigt, daß die Folgen - im Feld von Ursache und Wirkung - wunderbar sind. Und wenn wir Zweifel haben? Es braucht nicht Schafwolle zu sein, aber wir dürfen solange warten bis er unsere Zweifel auflöst. Allerdings fängt auch hier der Weg zum fernen Ziel mit dem ersten Schritt an. Ich hätte da einiges zu erzählen.

Und das Symbol: Krug mit Fackel in blauem Feld - das meint die Fackeln Gideons. Der goldene Rand gehört zur Posaune.

Dr. Hans Frisch

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