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Keine Gedenkminute bei Olympia in London

IOC lehnt Schweigeminute für die Opfer des Attentats auf die israelische Olympia-Mannschaft von 1972 ab

27.07.2012: Gedenken an die Opfer des Anschlags auf die israelische Olympia-Mannschaft 1972 am Trafalgar Platz in London am Tag der Eröffnung der 30. Olympischen Sommerspiele Foto von User "Chesdovi" bei wikipedia unter Creative Common Lizenz Namensnennung

27.07.2012: Wenn heute Abend die 30. Olympischen Spiele in London eröffnet werden, wird es keine Gedenkminute für die Opfer des Anschlags auf die israelische Olympiamannschaft bei den Olympischen Spielen 1972 in München geben. Die Witwe eines der in München ermordeten Israelis hatte zuvor in einer Petition an das IOC appelliert. Der Bitte hatten sich mehr als 100.000 Menschen und Institutionen angeschlossen, darunter auch US-Präsident Barack Obama, der Deutsche Bundestag, das kanadische Parlament und die Knesset . Aber das Internationale Olympische Komitee (IOC) lehnte dies auch zum 40. Jahrestag abgelehnt. Es habe am vergangenen Montag eine Schweigeminute im olympischen Dorf gegeben, außerdem seien eine Erinnerungsveranstaltung und ein Gedenkgottesdienst geplant.

Initiatorin ist die Witwe des ermordeten Fechttrainers Andrei Spitzer

"Ich bitte um eine Minute Schweigen zum Gedenken an die elf israelischen Athleten, Trainer und Schiedsrichter, die bei den Olympischen Sommerspielen in München ermordet wurden", schreibt Ankie Spitzer in der Petition, die sie über das Videoportal YouTube bekanntgemacht hat. "Nur eine Minute bei den Sommerspielen 2012 in London und bei allen Olympischen Spielen, um Frieden zu fördern." Die Initiatorin ist die Witwe des Fechttrainers Andrei Spitzer, der bei dem palästinensischen Überfall auf die israelische Olympiamannschaft ums Leben kam.

IOC-Sprecherin Emmanuelle Moreau stellte bereits im Mai gegenüber der "Jerusalem Post" klar: "Das IOC hat bei mehreren Anlässen dem Gedenken an die Athleten Tribut gezollt, die 1972 in München tragisch starben, und es wird dies auch fortsetzen. Doch wir haben kein Gedenken während der Eröffnungszeremonie der Londoner Spiele vorgesehen. Das Gedenken an die Opfer verschwindet nicht. Eins ist sicher, wir werden nie vergessen."

In den vergangenen vier Jahrzehnten hatten Spitzer und andere Angehörige wiederholt versucht, das IOC von einer Schweigeminute bei den Eröffnungszeremonien zu überzeugen. "Ich habe keine politische oder religiöse Agenda", heißt es in der Petition. "Nur die Hoffnung, dass mein Ehemann und die anderen Männer, die in Frieden, Freundschaft und Sportgeist zu den Olympischen Spielen gingen, erhalten, was sie verdienen. Vierzig Jahre Warten ist lang genug."

Palästinenser begrüßen die Absage des "rassistischen Aktes", Täter seien keine Terroristen, sondern Helden

Der Präsident des palästinensischen olympischen Komitees, Dschibril Radschub, befürwortet die Absage des IOC-Chefs Jacques Rogge. Sport sei eine Brücke zur Liebe. Trennung und Ausbreitung von Rassismus solle nicht vom Sport gefördert werden, zitiert das israelische Medienbeobachtungsinstitut „Palestinian Media Watch“ (PMW) aus einem Brief an Rogge. Und ein rassistischer Akt wäre für die Palästinenser eine solche öffentliche Schweigeminute.

Die palästinensische Zeitung „Al-Hajjat al-Dschadida“ sprach statt von einem Terroranschlag von „der München-Operation, welche während der Olympischen Spiele 1972 durchgeführt wurde“. Die palästinensischen Mörder seien für sie keine Terroristen, sondern Helden. Der Chef der „Operation“ sei ein „funkelnder Stern“ und die Tat eine seiner vielen „scheinenden Aktionen“, berichtet PMW.

USA bedauern Entscheidung

Die amerikanische Außenministerin Hillary Clinton habe sich persönlich mit einem Brief an das IOC für den Wunsch der Witwen eingesetzt. Es sei enttäuschend und bedauerlich, dass die Verantwortlichen dem Vorschlag nicht gefolgt seien, sagte Victoria Nuland, Sprecherin des Außenministeriums, am gestrigen Donnerstag.

IOC-Ehrenmitglied Walther Tröger verteidigt das „Nein“ - der „Hype“ sei „unnötig“

„Man muss einfach sehen, dass diese ganze große Gemeinde, die hier versammelt ist, vor allem die Aktiven, gar nicht wissen, wovon die Rede ist“, verteidigte der deutsche Sportfunktionär und IOC-Ehrenmitglied Walther Tröger die Ablehnung am heutigen Freitag im Deutschlandradio Kultur. Der „Hype“ sei „unnötig“. Tröger war 1972 als Bürgermeister des olympischen Dorfes an den Verhandlungen mit den palästinensischen Terroristen beteiligt.

Peinlich

Die Erklärung des deutschen Sportfunktionärs ist fast noch peinlich wie die der Palästinenser (s.o.), denn falls die bei den Olympischen Spielen in London teilnehmenden Sportler wirklich nicht wissen, was 1972 in München geschehen ist, dann ist die Information an die aktiven Sportler und die Schweigeminute überfällig. Interessant, dass sich zu der offiziellen Stellungnahme der Palästinenser, die Schweigeminute wäre ein rassistischer Akt, offenbar keiner äußert.

Am 5. September 1972 waren palästinensische Terroristen unter der Bezeichnung "Schwarzer September" in das Olympische Dorf in München eingedrungen und hatten zehn israelische Athleten und einen Trainer als Geiseln genommen. Bei einem Befreiungsversuch t wurden die elf Israelis und ein deutscher Polizist erschossen. Das IOC setzte die Olympischen Spiele fort, die israelische Delegation flog mit den 11 getöteten Sportkameraden nach Hause.

Quelle: jesus.de-Newsletter vom 27.07.2012 und vom 03.05.2012

Autor dieser Webseite: Uwe Schütz

 

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