AREF-Startseite

AREF-News

Kirche / Gemeinde - ein Auslaufmodell ?

Alternative Gemeindeformen verändern die religiöse Landschaft

Der einflussreiche amerikanische Marktforscher George Barna prognostiziert einen kompletten Wandel der religiösen Welt hin zu neuen Formen der religiösen Gemeinschaft. Eine stark anwachsende Zahl junger Menschen, die lieber „Kirche sein“ als „zur Kirche gehen“ wolle, habe in den vergangenen 2-3 Jahren die institutionalisierten Kirchen verlassen und sich neuen Formen der Gemeinschaft wie Hauskirchen, Marktplatzinitiativen oder Cyberkirchen angeschlossen.

Noch im Jahr 2000 fand der überwältigende Teil der religiösen Aktivitäten in den Ortsgemeinden statt. Seitdem aber habe sich das Bild grundlegend gewandelt: 9% aller Erwachsenen hätten sich seitdem einer Hauskirche angeschlossen, 22% sind Teil einer Marktplatzinitiative, die sich in öffentlichen Räumen wie Büros, Cafés oder Sportstätten trifft, und immerhin 10% gehören einer Internetkirche an.

Dabei entwickelt sich das Glaubensleben weg von der Zugehörigkeit zu nur einer einzigen Gemeinschaft. Viele der „Revolutionäre“, wie Barna die Gruppe auch bezeichnet, sei in zwei oder mehr Glaubensinitiativen zur gleichen Zeit aktiv. Ein beachtlicher Teil schätze die lose Verbindung zu einer Ortsgemeinde, die oft aufgrund bestehender zwischenmenschlicher Bindungen zu Familienangehörigen oder Freunden aufrecht erhalten werde. Herz, Kopf und Ressourcen würden jedoch vor allem der alternativen Gemeindeform gelten, die sich als dominante Form durchsetze.

Der Anteil der alternativen Kirchgänger ist in keiner Volksgruppe so hoch wie unter evangelikalen Christen: 4 von 10 Christen haben sich alternativen Gemeinschaften angeschlossen. Allerdings sind es nicht die Christen weißer Hautfarbe, die den Trend tragen, sondern Schwarze, Lateinamerikaner und Asiaten, die in Hauskirchen ungefähr doppelt so häufig vertreten sind. Dass die institutionalisierten Formen im Kern von der amerikanischen Oberschicht getragen werden, zeigt der hohe Anteil Einkommensschwacher und weniger Gebildeter unter den „Revolutionären“.

Wandel erfordert Neudefinition des Begriffs »Kirche«

Mit den neuen Formen religiöser Aktivität erfährt der Begriff Kirche eine neue Definition, die in der Zeit des Übergangs für Verwirrung sorgt: „Manch einer fühlt sich mit der alternativen Form von Kirche so wohl, dass er keinen Zweifel daran lässt, „zur Kirche zu gehen“. Andere haben ein so stark vorgeprägtes Verständnis von Kirche, dass sie sich in der gleichen Lage als „Nichtkirchgänger“ bezeichnen.“

Vergleichbare Trends sind auch im europäischen Raum zu entdecken. Allein die JesusFreaks, die vor 10 Jahren noch mit einer Gemeinde in Hamburg auf sich aufmerksam machten, haben mittlerweile ein dichter werdenes Netzwerk an jungen Gemeinden gebildet, die oft in neuen räumlichen Kontexten (Diskos, Kellerräume, Wohnzimmer, Fabriken) geheimatet sind. Die zunehmende Zahl von Schülerbibelkreisen an deutschen Schulen sowie das offene Nachdenken über Jugendkirchen in den christlichen Medien und Ortgemeinden bestätigen die Entwicklung hin zu alternativen Glaubensformen auch in Deutschland.

Quelle: Jesus.de; 24.10.2005