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Guter Rat

Konstruktiv statt destruktiv

So machen Sie sich Ihre innere Stimme zu Nutze

„Heute hast du im Büro mal wieder gar nichts zu Stande gebracht!“ – „In Röcken siehst du einfach nicht gut aus.“ – „Wenn du dich von deinen Kindern genervt fühlst, bist du eine schlechte Mutter/ein schlechter Vater.“ Wer es wagt, so oder ähnlich zu Ihnen zu sprechen, ist meist kein anderer Mensch, sondern Ihre innere Stimme. Springt Ihr innerer Kritiker zu hart mit Ihnen um, nimmt er Ihnen eine Menge Lebenskraft und Lebensfreude. So können Sie Ihren feindseligen Kritiker in 4 Schritten in einen wertvollen Verbündeten verwandeln:

1. Schritt: Zuhören

Hackt Ihr innerer Kritiker eher auf Details herum oder holt er gleich zu einem Rundumschlag aus? In welchen Bereichen tritt er besonders vehement auf? Attackiert er Ihre Arbeitsleistung, Ihre Rolle innerhalb der Familie, Ihre Kleidung, Ihr Auftreten, Ihr Einkommen oder einzelne Fähigkeiten? Hören Sie wie ein Dritter Ihrem Kritiker zu und finden Sie seine Hauptangriffsziele heraus.

2. Schritt: Zurückverfolgen

Sehen Sie zurück auf Ihren Lebensweg. Erkunden Sie, woher Ihre negative innere Stimme kommen könnte. Vielleicht von Ihren Eltern, die Sie oft als „Faultier“ betitelten? Oder von einem Lehrer, der Sie als „unsozial“ abstempelte? Oder von Ihrem früheren Partner, der Sie ständig mit seiner Mutter verglich? Oder von unrealistischen Vorbildern aus Werbung und Medien? Meist speist sich Ihre vorwurfsvolle innere Stimme aus mehreren Quellen.

Wenn Sie diese Quellen benennen, verlegen Sie die Stimme aus Ihrem Inneren nach außen. Das hat einen enormen positiven Effekt, denn endlich können Sie Ihre innere Stimme identifizieren: Sie kommt weniger aus Ihrem „Inneren“ als vielmehr aus dem Mund anderer Menschen – hat mit Ihnen selbst also gar nicht so viel zu tun.

3. Schritt: Für sich einstehen

Schreiben Sie 1 Woche lang auf, was Ihre innere Stimme sagt. Oder sprechen Sie die Sätze laut aus, wenn Sie allein sind: „Von Arbeitsorganisation hast du keine Ahnung.“ Das ist am Anfang schwer. Doch so sehen Sie schnell und klar, wie häufig und vehement diese Attacken kommen.

Danach geht es um den entscheidenden Schritt: vom passiven Zuhörer zum aktiven Gesprächsteilnehmer. Widersprechen Sie den Vorwürfen – schriftlich, in Gedanken oder laut ausgesprochen. Am besten mit Aber-Sätzen: „Aber das letzte Marketing-Projekt habe ich sehr erfolgreich organisiert.“– „Aber andere motivieren kann ich sehr gut.“

Nehmen Sie Ihre innere Stimme ins Kreuzverhör: „Was genau soll in der letzten Woche schiefgelaufen sein?“ Dadurch unterbrechen Sie Ihre innere Stimme, bevor sie eine Anschuldigung nach der anderen vorbringen kann. So weisen Sie pauschale oder überzogene Kritik zurück und verhindern, dass Ihre innere Stimme Sie lähmt und sinnvolle Veränderungen blockiert.

4. Schritt: Die Herausforderung annehmen

Versuchen Sie nicht, Ihren inneren Kritiker ganz zum Schweigen zu bringen. Denn oft hat er ja Recht. Gewinnen Sie ihn als Verbündeten und erlauben Sie ihm, Ihnen wertvolle Impulse zu geben. Bitten Sie ihn, konstruktiver und freundlicher zu sein. Schälen Sie aus dem Vorwurf den wahren Kern heraus: „Ich bin kein schlechter Vater (= ursprünglicher Vorwurf), aber ich war in letzter Zeit oft gereizt (= wahrer Kern), weil ich zu wenig Schlaf hatte.“ Im letzten Teil des Satzes haben Sie schon den Ansatzpunkt für eine Veränderung. Die ist nicht immer einfach zu schaffen. Aber wenn Sie sich darum bemühen, wird Ihre innere Stimme bald einen erstaunlich liebenswürdigen Ton annehmen.

Autor: Werner Tiki Küstenmacher