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Ethik wird Pflicht

Berlin : Berliner Senat macht "Ethik" zum Pflichtfach an Berliner Schulen

02.02.06: Der Berliner Senat hat am Dienstag die Einführung eines Pflichtfaches "Ethik" an den Schulen der Bundeshauptstadt beschlossen. Es soll mit dem kommenden Schuljahr in der siebten Jahrgangsstufe und danach in den Klassen acht bis zehn eingeführt werden, teilte Schulsenator Klaus Böger (SPD) vor Journalisten mit.

Die CDU-Opposition und die evangelische Kirche kritisierten die Entscheidung. Dies meldet die Evangelische Presseagentur (epd). Religionsunterricht soll in Berlin als freiwilliges, zusätzliches Wahlfach angeboten werden.

Kulturelle und weltanschauliche Vielfalt Berlins erfordert es, dass sich alle Schüler gemeinsam mit Fragen des friedlichen und respektvollen Zusammenlebens befassen

Die kulturelle und weltanschauliche Vielfalt Berlins bringe es mit sich, dass sich Schüler gemeinsam mit Fragen des friedlichen und respektvollen Zusammenlebens beschäftigen sollten, erklärte Böger. Das neue Fach werde daher "weltanschaulich und religiös neutral, aber nicht wertneutral sein". Er hoffe auf eine zügige Verabschiedung des entsprechenden Gesetzes bis Anfang April im Abgeordnetenhaus. Die Fortbildung der Lehrer habe bereits begonnen. Die Fraktion der an der Senatskoalition beteiligten Linkspartei/PDS, die im Vorfeld in einigen Detailfragen Kritik an Bögers Plänen geäußert hatte, begrüßte die Einführung des neuen Fachs. "Wir haben die Zusage, dass nicht nur im Gesetz, sondern auch im Rahmenplan die religionskundlichen Aspekte stärker aufgenommen werden", sagte der Bildungsexperte der Fraktion, Steffen Zillich, dem epd. "Es ist kein Fach, in dem solcher Wissensstoff eingeübt wird", betonte demgegenüber Böger.

Evangelische Kirche bekundet Interesse an Mitarbeit im neuen Pflichtfach Ethik

Zugleich zeigte sich der Schulsenator erfreut darüber, dass die evangelische Kirche in einem Anhang zum gerade erst geschlossenen Staatskirchenvertrag ihr Interesse an einer Mitarbeit beim neuen Pflichtfach bekundet habe. Zudem sei darin festgelegt, dass in Fällen einer Zusammenarbeit dies auch anschließend in den Zeugnissen der Schüler vermerkt werde.Bischof Wolfgang Huber bestätigte gegenüber epd die Protokollerklärung. Ob und wie die Landeskirche aber von der Möglichkeit zur Mitarbeit Gebrauch machen werde, könne erst nach Vorlage des Gesetzes entschieden werden. "Im Augenblick setzen wir alles daran, diese Möglichkeiten im Rahmen des Gesetzgebungsverfahrens noch zu verbessern", sagte er auf Anfrage.

CDU fordert freie Wahlmöglichkeit zwischen Ethik und Religionsunterricht

Als nicht hinnehmbar kritisierte die CDU die vorgesehene Kürzung von Stunden im Bereich Erdkunde/Sozialkunde/Geschichte zu Gunsten des neuen Faches. Sie bekräftigte zugleich ihre Forderung nach einer freien Wahlmöglichkeit zwischen Ethik und Religionsunterricht. Dies ist auch die Position der beiden großen Kirchen.

Zur Zeit haben die meinsten Berliner Schüler weder Ethik noch Religionsunterricht

Nach Senatsangaben nehmen derzeit 28 Prozent der insgesamt 157.000 Berliner Grundschüler an keinerlei Religions- oder Weltanschauungsunterricht teil. In den weiterführenden Schulen sind es 73 Prozent von insgesamt über 320.000 Schülern. Religionsunterricht wird in Berlin auf freiwilliger Basis von mittlerweile acht Glaubensgemeinschaften erteilt.

Kommentar

Klingt gut, dass sich alle Schüler gemeinsam mit Fragen des friedlichen und respektvollen Zusammenlebens befassen sollen. Aber geschieht das noch in dem Geist der Gründer unserer Bundesrepublik ? Sie haben das Grundgesetz "im Bewusstsein" ihrer "Verantwortung vor Gott und und den Menschen verfasst". Mit dem Ethik-Unterricht macht sich wohl wieder einmal der Mensch zum Maß aller Dinge. Es sei denn die Vertretter der Kirchen machen Ernst bei ihrer Beteiligung am Ethik-Unterricht.

AREF, 02.02.2006

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