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Das Kalenderblatt

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KW 17 / 2018

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Hitlers Tagebücher entdeckt, Stern 

Ohne Zweifel

Vor 35 Jahren: Angebliche Hitler-Tagebücher gefunden

Titelseite der Zeitschrift Stern Heft 18/1983: Hitlers Tagebücher gefunden.
Titelseite der Zeitschrift Stern Heft 18/1983: Hitlers Tagebücher gefunden. Urheber: Gruner + Jahr (Verlag)

25.04.1983: Auf einer internationalen Pressekonferenz in ihrem Verlagshaus Gruner + Jahr gibt die Illustrierte Stern bekannt, nach dreijährigen Recherchen seien „Hitlers Tagebücher“ gefunden worden. An ihrer Echtheit könne nicht gezweifelt werden. Peter Koch, Chefredakteur des Stern, schlussfolgert: „Die Geschichte des Dritten Reiches wird in großen Teilen neu geschrieben werden“.

Drei Tage später (28.04.1983) beginnt der Stern mit der Veröffentlichung von Tagebuchauszügen. Eine Woche darauf (06.05.1983) wird das Ergebnis der BKA-Untersuchung bekannt: Es handelt sich zweifelsfrei um eine Fälschung.

* * *

„Was zur größten journalistischen Sensation der Nachkriegszeit werden sollte, ging als bislang größter Presse-Flop aller Zeiten in die Geschichte ein“, formulierte die Deutsche Welle.

Diese Blamage hätte sich der Verlag durch die Beachtung der journalistischen Grundregeln ersparen können. Im sogenannten Pressekodex heißt es unter Ziffer 2: „Zur Veröffentlichung bestimmte Informationen in Wort, Bild und Grafik sind mit der nach den Umständen gebotenen Sorgfalt auf ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen“.

Das heißt, nur wenn ich mir absolut sicher bin, dass etwas Fakt ist, kann ich es als Fakt darstellen. Und dazu braucht es im Journalismus zwei voneinander unabhängige Quellen. Bei den „Hitler-Tagebüchern“ hätte eine einfache chemische Papierprobe die Wahrheit ans Licht gebracht, denn die im Papier verwendeten Substanzen waren nicht vor 1955 auf dem Markt.

Hat man aus der Geschichte gelernt? Ich fürchte: Nein. Heute haben wir dafür nur einen neuen Begriff: „Fake News“. Und sie kursieren leider nicht nur in den sogenannten „sozialen Netzwerken“. Der Pressekodex wurde zwar seiner Zeit für Printmedien erstellt, aber wie wäre es, wenn wir uns in unserer privaten Kommunikation daran halten?

Uwe Schütz

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