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gesendet am 25. Dezember 2025 von Uwe Schütz |
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Was war das für eine Welt, in die Jesus hineingeboren wurde?Das jüdische Land ist seit 60 Jahren Teil des Römischen Reiches. Nach der Ermordung von Gaius Julius Caesars im Jahr 44 vor unserer Zeitrechnung und den anschließenden Bürgerkriegen regiert nun sein Großneffe Gaius Octavius als Kaiser Augustus das Römische Reich. Für die Unruheprovinz Judäa hat er in Jerusalem Herodes als Vasallenkönig eingesetzt, der das Land mit harter Hand regiert. Sobald er seine Macht bedroht sieht, greift er auch gegen seine eigene Familie zu brutalen Maßnahmen. Trotzdem droht Aufruhr. Das jüdische Volk leidet nicht nur unter der römischen Besatzung und ihrem von Rom verordneten König. Die religiöse Elite, die Priester und Schriftgelehrten, achten streng auf die Einhaltung der jüdischen Gesetze. Das einfache Volk leidet auch noch unter grausamer Armut. Von allem, was auf einem Stück Land wächst oder erwirtschaftet wird, kassiert Rom Steuern. Um das noch zu optimieren, hat Kaiser Augustus zum ersten Mal für das gesamte Reich eine Volkszählung angeordnet. Damit das von ihnen vermessene Land den einzelnen Steuerpflichtigen zugeordnet werden kann, muss jeder in seinen Herkunftsort reisen und sich in Steuerlisten eintragen lassen. Die Sehnsucht nach einem von den jüdischen Propheten angekündigten Retter, dem Messias, der Israel aus Unterdrückung und Fremdherrschaft befreit, ist deshalb groß. |
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Diesen
Radiobeitrag |
Die Weihnachtsgeschichte (in heutigem Deutsch nach Lukas 2, 1 - 20)Wegen der neuen von Rom diktierten Steuergesetze müssen auch die Leute im jüdischen Land sich in Steuerlisten eintragen lassen. So muss auch Josef, ein Zimmermann aus Nazareth in Galiläa, in seinen 150 km entfernten Geburtsort Bethlehem in die Nähe von Jerusalem reisen. Seine Verlobte Maria ist hochschwanger. Wohl um ihr Anfeindungen zu ersparen, nimmt er sie mit auf die beschwerliche Reise. Als sie endlich in Bethlehem ankommen, sind wegen der Volkszählung alle für sie bezahlbaren Herbergen überfüllt. Maria bringt ihr Kind deshalb in einer sehr primitiven Unterkunft zur Welt und legt es in eine Futterkrippe. Einen besseren Platz gibt es nicht. In der Nacht wird es auf einem Feld in der Nähe plötzlich sehr hell, und die Hirten, die dort ihre Schafe hüten, sind zu Tode erschrocken. Es erscheint ihnen ein Engel und sagt: Fürchtet euch nicht! Ich verkünde euch eine Botschaft, die das ganze Volk mit großer Freude erfüllen wird: Heute ist für euch in der Stadt, in der schon David geboren wurde, der versprochene Retter zur Welt gekommen. Es ist Christus, der Herr. Und daran werdet ihr ihn erkennen: Das Kind liegt, in Windeln gewickelt, in einer Futterkrippe! (Lukas 2,10-12, Hoffnung für alle, Brunnen-Verlag) Auf einmal ertönt auch noch ein großer Engelschor. Als die Engel wieder verschwunden sind, machen sich die Hirten sogleich auf den Weg nach Bethlehem. Sie finden Maria und Josef und das Kind in der Futterkrippe - genauso, wie es der Engel ihnen gesagt hat, und berichten, was der Engel ihnen über ihr Kind gesagt hat. Die Hirten kehren zu ihren Schafherden zurück. Alle Anwesenden staunen über das, was die Hirten
ihnen erzählt haben. Maria muss fortan immer wieder über ihre
Worte nachdenken: Euch ist heute in der Stadt, in der schon David geboren
wurde, der versprochene Retter zur Welt gekommen. |
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Diesen
Radiobeitrag |
Was macht die Weihnachtsgeschichte glaubwürdig?Eine Teenagerin wird schwanger, ohne mit einem Mann geschlafen zu haben. Ihr Verlobter will sie verlassen, weil das Kind nicht von ihm ist. Aber ihm erscheint ein Engel und sagt ihm, das Kind sei vom Heiligen Geist gezeugt und solle sein Volk von ihren Sünden retten. Das Schicksal dieser Welt in den Händen von zwei Teenagern? Im Fernsehprogramm würde so eine Geschichte wohl als kitschig abgetan und kaum Einschaltquoten erzielen. Ich meine aber, die Geschichte ist so verrückt, dass sie wahr sein kann. Wer denkt sich so etwas aus? Für die Geschichte gibt es sogar zwei Quellen: Ein Bericht ist von Matthäus, einem ehemaligen Zollbeamten, und der andere ist nach Lukas benannt. Beide waren zwar weder bei den Engelsbesuchen noch bei der Geburt des Kindes dabei, aber insbesondere der Lukas-Bericht betont, dass sorgfältig recherchiert wurde. Er stellt die Geschichte auch in einen realen historischen Zusammenhang und nennt die Namen Augustus und Herodes und die Orte Nazareth und Bethlehem. Wann müsste sich die Geschichte also abgespielt haben? Sowohl Matthäus als auch Lukas berichten, dass Jesus zur Zeit des König Herodes des Großen geboren wurde. Der ist im Jahr 4 vor unserer Zeitrechnung gestorben. Der von Lukas erwähnte Quirinius wurde aber erst im Jahr 6 unserer Zeitrechnung zum Statthalter in Syrien ernannt. Diese Angaben passen also nicht zusammen. Dass diese Aussage nicht einfach irgendwann weggelassen wurde, macht die Geschichte für mich eher glaubhafter. Der genaue Geburtstermin wurde allerdings erst über 300 Jahre später vom römischen Kaiser Konstantin auf den 24. Dezember festgelegt. Eigentlich ist es eine spannende Geschichte, aber wir haben mit unseren Liedtexten wie Holder Knabe im lockigen Haar und schlaf in himmlischer Ruh wohl eine zu rührselige Geschichte daraus gemacht. Wenn die Geschichte glaubhaft werden soll, müssen wir sie von der Zuckerwatte befreien: Für Maria war die Geschichte aber alles andere als rührselig: Ca. 16 Jahre jung, verlobt und schwanger. Dem jüdischen Gesetz zufolge war sie des Ehebruchs schuldig und müsste gesteinigt werden. Tolle Aussichten - oder? Aber was antwortete Maria dem Engel, der ihr sagte, sie solle den Retter zur Welt bringen? Ich stehe Gott zur Verfügung. Mir geschehe, wie du gesagt hast. Genau so fangen wahre Geschichten mit Gott an - bis heute! Bemerkenswert ist auch: Nur weil die römischen Besatzer eine Volkszählung anberaumt hatten, brachte Maria ihr Kind nicht in ihrem Heimatort Nazareth zur Welt, sondern in Bethlehem - genau wie es der jüdische Prophet Micha 700 Jahre zuvor vorhergesagt hatte. Die jüdische Obrigkeit hatte sich die Sache aber anders vorgestellt. Gott kommt nicht am Königshof, sondern quasi durch die Hintertür in diese Welt. Das passt in keine Religion! Da ist immer Angst oder zumindest Furcht im Spiel. Damit das nicht passiert, hat der lebendige Gott sich ganz klein und verletzlich gemacht. Aber ist dieses Christuskind
nur zu den Braven gekommen? Nein! Als erwachsener Mann wird
er gut 30 Jahre später zu einem korrupten Zollbeamten sagen, er sei
gekommen, Verlorene zu suchen und zu retten. |
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Autor: Uwe Schütz |
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