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Im Bibelflash:

„Feurige Kohlen auf jemandes Haupt sammeln“

gesendet am 5.07.2020 von Heiko Müller
 

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1:30s, mp3, 709 KB

 

„Asche auf mein Haupt“ - das hatten wir ja schon, aber: „feurige Kohlen aufs Haupt“ - des anderen natürlich - „sammeln“, das sagt uns heute nicht mehr so viel und das liegt nicht nur daran, dass wir diese Redensart nicht mehr benutzen. Angeblich gab es in der altägyptischen Literatur Beschreibungen, wonach sich jemand dann eine Schale mit glühenden Kohlen auf sein Haupt gestellt hat, wenn er sich nach einem Vorfall geschämt hat. Die Buße bestand anscheinend darin, das auszuhalten.

Ich mag mir das gar nicht vorstellen. Heute schämt sich eigentlich niemand mehr, hab ich den Eindruck. Wir können uns unheimlich gut selbst darstellen. Wie oft sind die anderen schuld, wenn mir etwas danebengeht. Und ich habe auch gleich immer Ideen parat, was den anderen jetzt als Strafe passieren müsste. Noch ein bisschen Alkohol, und dann passierts tatsächlich. Stuttgart lässt grüßen.

Feindbilder, die vor 2.000 Jahren schon Paulus in seinem Brief an die Gemeinde in Rom ausräumen wollte:

Wenn dein Feind Hunger hat, gib ihm zu essen.
Wenn er Durst hat, gib ihm zu trinken.
Wenn du das tust, ist es, als ob du glühende Kohlen auf seinem Kopf anhäufst
.“
Römer 12,20

Wenn ich möchte, dass mein Gegenüber über sein Verhalten nachdenkt, dann ist es keine gute Idee, es ihm mit gleicher Münze heimzuzahlen, denn das passt ja genau ins erwartete Schema.

Wenn ich das aber durchbreche, dann kann sich etwas verändern. - Ob das auch sicher immer funktioniert? - Weiß ich nicht, aber wie oft habe ich es denn schon wirklich ausprobiert?

Heiko Müller