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Im Bibelflash:

„An den Strömen von Babylon, da saßen wir und weinten“

gesendet am 2. Februar 2020 von Jens R. Göbel
 

 

Ein sehr erfolgreicher Hit war „Rivers of Babylon“ von Boney M. Der beginnt mit der Zeile „An den Strömen von Babylon, da saßen wir und weinten“. Eine Zeile, die auch manchmal zitiert wird, wenn man unglücklich ist.

Nicht so bekannt ist, dass dieser Hit eine Vertonung eines Bibeltextes ist. Gewissermaßen eine Neuvertonung von Psalm 137. Dort heißt es:

An den Strömen Babels, da saßen wir und weinten,
wenn wir an Zion dachten.

Psalm 137, 1

Für einen Disco-Hit ein trauriger Text. Drückt er doch die Sehnsucht des jüdischen Volkes nach Zion, nach Jerusalem, nach dem Tempel aus. Ein Ort, der für die meisten unerreichbar war, im Babylonischen Exil im 6. Jhd. v. Chr. Ein Text, der aber ein Anker war durch die Jahrhunderte der Vertreibung seit dem römischen Reich. Die Erinnerung an Jerusalem sitzt tief in der jüdischen Seele. Sie ist regelrecht Teil des Genoms und spiegelt sich in vielen Traditionen wieder.

Die Bibel beschreibt an vielen Stellen den Weg, den Gott mit seinem Volk geht. Sei es die Vertreibung, bis das Land zur Wüste geworden ist. Immer wieder Ungemach in der Verbannung, insbesondere in Europa. Bis hin zu einer nie gewesenen Drangsal. Wir nennen diese heute Holocaust oder Shoah. Danach die Staatsgründung mit zunächst harter Bedrängung. Dann aber ein stetiges Aufblühen trotz Widerständen.

Verblüffend wie präzise sich dieser Plan erfüllt, aber auch was die Bibel zu Babylon sagt. Denn sie nennt auch die machtvolle, aber irdisch gesinnte und damit falsche Kirche nach der einstigen Weltmetropole (1. Petrus 5,13; Offenbarung 17,18). Damit wird die Polarisierung zwischen den beiden Städten Jerusalem als die Stadt Gottes und Babylon als Macht, die sich selbst erhöht, auf einer geistlichen Ebene fortgeführt.

Gemäß Bibel besteht ein geistliches Babel immer noch. So sitzen manche noch an dessen Strömen und denken mit Sehnsucht an das ewige Jerusalem, wie es von Jesus Christus verheißen ist (Offenbarung 21,2).

Jens R. Göbel, 01.02.2020