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Im Bibelflash:

Psalm 59

gesendet am 18.10.2015 von Dr. Hans Frisch
 

„Ein güldenes Kleinod Davids, vorzusingen, als Saul hin sandte und sein Haus bewachen ließ, um ihn zu töten“ – das steht über dem 59. Psalm.

David war jung - er hatte Goliath besiegt und damit Israel gerettet, er hatte mit seinem Harfenspiel den König Saul öfter aus seiner Depression befreit - doch der wollte ihn töten. Denn dem David jubelte das Volk zu, und sein Stern war am Sinken.

„Errette mich von den Übeltätern und hilf mir von den Blutgierigen“

betet er zu Gott - denn sie belauern ihn ständig.

„Vertilge sie ohne Gnade, vertilge sie, dass sie nicht mehr da sind!“

Das sind keine frommen Worte - aber auf Gottes Hilfe zu hoffen, darum zu bitten, ist ein Glaubensakt. In auswegloser Lage ist das oft die einzige Möglichkeit - wenn die Rettung geschieht darf ich es als Gebetserhöhung ansehen und Gott danken.

1960 planten wir unsere Republikflucht. Da merkten wir dass die Stasi uns beobachtet. Als wir am Sonntagmorgen zum S-Bahnhof gingen, wussten wir: Die stehen auf dem Bahnsteig um uns festzunehmen.
Sie standen auch, aber auf dem falschen Bahnsteig, den Richtung West Berlin. Dass wir an diesem Sonntag noch in die andere Richtung zum Gottesdienst fahren würden, damit haben sie nicht gerechnet. Nun waren wir außerhalb von Berlin, und an allen Zugängen wurde kontrolliert – aber trotz Ringfahndung kamen wir durch.

Noch heute sagen wir Dank, wenn wir daran denken - und das ist oft. Der Bautzener Senf auf dem Frühstückstisch erinnert mich immer wieder daran, dass fünf Jahre Bautzen uns erwartet hätten.

Wenn jetzt einer sagt: „Warum hat Gott den vielen, die auch gebetet haben, nicht geholfen?“ Ich weiß es nicht!

Trotzdem stimme ich ein in den Schluss des Psalms:

Ich aber will von deiner Macht singen / und des Morgens rühmen deine Güte;
denn du bist mir Schutz und Zuflucht in meiner Not.
Meine Stärke, dir will ich lobsingen; denn Gott ist mein Schutz, mein gnädiger Gott.

Dr. Hans Frisch