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Im Bibelflash:

Matthäus 20, 23

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Und er sprach zu ihnen:
Meinen Kelch sollt ihr zwar trinken,
und mit der Taufe, mit der ich getauft werde, sollt ihr getauft werden;
aber das Sitzen zu meiner Rechten und Linken zu geben, steht mir nicht zu,
sondern denen es bereitet ist von meinem Vater.

Matthäus 20, 23

Es waren zwei Brüder, zu denen Jesus sprach - Jakobus und Johannes. „Donnersöhne“ hatte er sie genannt, und neben Petrus waren sie die, die ihm am nächsten standen.
Nach der ersten Leidensankündigung hatte Jesus die drei mitgenommen auf den Berg der Verklärung - nach der dritten Ankündigung von Leiden, Kreuzigung und Auferstehung handelt unser Text. Die Mutter der Brüder hatte Jesus gebeten um den Ehrenplatz für ihre Söhne. Sie gehörte zu den Frauen, die Jesus folgten und ihn unterstützten mit ihrem Dienst und ihrem Geld.

Dann beim Abendmahl sitzt Johannes neben Jesus, und kurz danach nimmt Jesus die drei mit sich zu seinem schwersten Gebet in Gethsemane.

Sie konnten sich schon in einer Sonderposition sehen – und ihre Bitte um Plätze neben Jesus, wenn er im Himmel thront, die ist ja auch ein Glaubenszeugnis: „Gewiss wirst du dort sitzen!“
Dass zuvor die Leiden, die Kreuzigung und der Tod auf Jesus warten - das überspringen sie einfach.
Doch Jesus will es ihnen bewusst machen: „Mein Weg ist kein Triumphzug - ich muss den Kelch des Leidens trinken und in den Tod getauft werden. Könnt ihr mir da folgen?“ fragt er sie - und sie antworten: „Jawohl.“
„Ihr werdet! - Doch wo ihr im Himmel sitzt, das entscheidet Gott, mein Vater.“

„Es handelt sich nicht um Ehrenplätze für Sieger oder Vornehme“ sagt Jesus zu den beiden und auch zu den anderen Jüngern, die sich geärgert hatten über deren Wunsch. „Wer unter euch gewaltig sein will, der sei euer Diener, und wer der vornehmste sein will, der sei euer Knecht – so wie ich, der Menschensohn, nicht gekommen bin um mir dienen zu lassen, sondern um zu dienen und mein Leben zu geben zur Erlösung für viele.“

Johannes ist der einzige Jünger, der am Kreuz steht. - Nach Ostern und Pfingsten ist er unter den Gründern der ersten Kirche. Später gibt es keine direkten Überlieferungen über ihn, aber viele Heiligenlegenden.

Jakobus hat bald erfahren, was Jesus versprochen hatte - er wurde enthauptet. Doch übertrifft er als Heiliger Johannes weit. Er ist der Heilige von Santiago de Compostella und machte sogar dem Petrus in Rom Konkurrenz. In den Kämpfen der Spanier gegen die muslimischen Mauren hatte er als Ritter auf einem weißen Pferd mitgekämpft - statt „Donnersohn“ hieß er jetzt "Matamorus", "Maurentöter“.
Seit tausend Jahren ziehen Pilger aus Europa zu seinem Grab, in unserer Zeit sind an die zweihunderttausend jedes Jahr auf den Jakobswegen unterwegs.
In der gewaltigen Kathedrale ruhen seine Gebeine (oder das, was man dafür hält). Wo sein Platz im Himmel ist, das weiß nur Gott - so wie er auch den Platz schon kennt, der auf uns wartet.

Dr. Hans Frisch