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Im Bibelflash:

Matthäus 28, 18

gesendet am 18.11.2012 von Dr. Hans Frisch
 

Mancher Bibel Flash geht ganz kurz - blitzlichtartig - der heutige nicht. Das liegt aber nicht an dem Text sondern an mir.

"Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden"
Matthäus 28, 18

- so sagt Jesus zu seinen Jüngern, unmittelbar vor der Himmelfahrt.

Manchem mag es damit so gehen wie mir damals vor 38 Jahren. Der Glaube aus meiner Kindheit und meiner Jugend war zu Ende gegangen. Völlig, klar hatte ich erkannt, das einzige Gesetz, das absolut gültig ist auf der Welt, ist der Zufall - wissenschaftlicher gesagt: die Entropie.

Was wir als Ordnung erkennen ist Illusion, denn letztlich geht alles - bildlich gesprochen - den Bach runter.
Es war Ostern und wir hatten meine Schwester in Heiligenstadt besucht. "Kommst du mit in die Kirche" fragte sie, "die Konfirmanden haben den Gottesdienst vorbereitet als Aufgabe nach dem Unterricht."

Da saß ich nun und erlebte mit, wie junge Menschen in den Glauben geführt werden. Sie standen vorn, und jeder sagte seinen Bibelvers.

Ich schaute zu dem Kruzifix. "Und du hast dich für diese Illusion ganz aufgeopfert" sagte ich in Gedanken zu dem Gekreuzigten.

"Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden" sagte mit klarer Stimme eine Konfirmandin. "Im Himmel vielleicht" meinte ich da zu dem da oben am Kreuz, "auf Erden herrschen andere Gewalten - Panzerheere und Atom-U-Boote". Es war die Zeit des kalten Krieges. "Und wenn diese Gewalten losbrechen, dann ist die Welt zerstört. - Ist das gewaltig?" kam es als Antwort zurück in mein Denken. "Das stimmt" musste sich eingestehen. "Doch die Wissenschaft und Technik! Wir haben den Kosmos erforscht und sind auf dem Mond gelandet!" entgegnete ich.

"Und wenn Null zu null aufgeht, wenn die Menschheit über die Runden kommt, dann werdet ihr dankbar sein", so zitierte er das Buch "Grenzen des Wachstums" des Klub von Rom, das ich vor kurzem gelesen hatte - und auch da hatte er recht.

Mir wurde ungemütlich. Etwas schüchtern brachte ich die Philosophie vor. Doch für mich bedeutet das "Existenzphilosophie". Ihr Ausgangspunkt ist die menschliche Existenz, die in der Grenzsituation, in der existenziellen Angst, in der sie ohne alle Täuschungen und falschen Hoffnungen sich selbst begegnet. Auch das kannte er - wie sollte er nicht, dort am Kreuz. "Und das Stärkste, was ihr entdeckt, ist die Angst. Ist das gewaltig?" war die Rückfrage. Da musste ich passen!

"Und du? Was ist deine Gewalt?", fragte ich zurück - und plötzlich sah ich - ganz deutlich und eindeutig: Das Einzige, was die Bezeichnung "gewaltig" uneingeschränkt verdient, ist ER, ist das, was er dort am Kreuz vollbracht hat.

Fragt nicht nach Erklärungen - vielleicht sind einige in meinen Beiträgen für AREF zu finden.
Dass ich da mitmache, hat mit jenem Gespräch in der Kirche von Heiligenstadt zu tun.

Dr. Hans Frisch