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Im Bibelflash:

Matthäus 14, 27

gesendet am 1. Juli 2012 von Dr. Hans Frisch
 

Es gibt eine ganze Reihe von mehr oder weniger witzigen Erklärungsversuchen, wie Jesus über das Wasser laufen konnte - die originellste habe ich neulich gehört: Er war doch Zimmermann - da hatte er sich Bretter gebastelt, wie Surfbretter, und die Jünger im Boot haben ihn mit einem Seil ins Schlepptau genommen - vielleicht noch mit einer Seilwinde.

Doch warum sollten sie dann gemeint haben, da geht ein Gespenst übers Wasser? „Und sie schrieen vor Furcht“ steht da. Aber sogleich redete Jesus mit ihnen und sprach:

„Seid getrost, ich bin's; fürchtet euch nicht!“
Matthäus 14, 27

Wahrscheinlich wisst ihr wie es weiterging. Petrus will ihm mutig entgegengehen, doch er hat Angst und versinkt. Jesus rettet ihn und steigt mit ihm ins Boot. Die aber im Boot waren, fielen vor ihm nieder und sprachen: „Du bist wahrhaftig Gottes Sohn!“

Das klingt schon wundersam: da hatte Jesus bis zum Abend geredet und Kranke geheilt - und dann 5.000 gespeist mit zwölf Broten. Zwölf Körbe Reste wurden danach eingesammelt. Und alsbald trieb Jesus seine Jünger, in das Boot zu steigen, und schickt sie auf der Heimfahrt, er stieg allein auf einen Berg, um zu beten.

Dann geht er los, den Jüngern im Boot nach über das Wasser - kein Wunder, dass die Jünger erschraken. Dass sie aber gerade jetzt bekennen: „Du bist wahrhaftig Gottes Sohn!“ ist eigenartig, hatten sie doch schon viele Wunder miterlebt.

Mir kommt ein Verdacht: Ganz am Anfang seines Wirkens, nach der Taufe durch Johannes, da wurde Jesus versucht: „Bist du Gottes Sohn, so sprich, dass diese Steine Brot werden.“ er müsste doch magische Kräfte haben! Er lehnte den Versuch ab. - Jetzt, als die zwölf Körbe mit Resten vor ihm stehen, da begreift er plötzlich, dass Gott, der Vater, ihm ein Brotwunder geschenkt hat.

Die zweite Versuchung: „Spring von Tempeldach hinunter in die versammelte Gemeinde - Gott hat doch seinen Engeln befohlen dich zu schützen, dass du dich nicht stößt - und sie werden an dich glauben!“ Auch das religiöse Zeichen lehnte er ab. - Jetzt geht er übers Wasser und die Schwerkraft hat keine Macht über ihn.

Als dritte Versuchung bot der Teufel ihm weltliche Macht und unermesslichen Reichtum an, wenn er ihn als Herrn anerkennt. Da jagte Jesus ihn davon - und jetzt bekennen die Jünger: „Du bist der Sohn Gottes“, also „Herr der Welt“.

Zwei Kapitel weiter im Matthäusevangelium beginnt der Weg Jesu ans Kreuz mit der ersten Leidensankündigung. Beim Abschiedsmahl bricht er dann das Brot und gibt es den Jüngern: „Das ist mein Leib.“ - Ostern wird die Schwerkraft des Todes überwunden, - und bei der Himmelfahrt sagt er:“ mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden.“

Wer will, darf diese drei Geschichten zusammen sehen - für mich macht das Sinn.

Dr. Hans Frisch