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Im Bibelflash:

Lukas 6, 37

gesendet am 22.04.2012 von Jens R. Göbel
 

Die großen Probleme im Leben fallen selten vom Himmel oder wachsen aus der Erde. In aller Regel entstehen Probleme im Zusammenleben mit anderen Menschen. Sei es in der Familie, am Arbeitsplatz, in der Nachbarschaft oder irgendwo sonst im Leben. Wollte man alle Probleme vermeiden, müsste man wohl vielen Menschen aus dem Weg gehen. Man wäre sehr schnell sehr einsam. Ob ein Leben als Einsiedler das wirklich bessere ist und ob damit wirklich alle Probleme gelöst wären, kann aber durchaus bezweifelt werden.

Realistisch gesehen müssen wir also irgendwie miteinander auskommen. Auch die Bibel hält uns dazu an, Gemeinschaft zu pflegen. Damit das funktionieren kann, vermittelt sie eine gewisse Haltung, die Jesus einmal so beschreibt:

"Und richtet nicht, und ihr werdet nicht gerichtet werden;
verurteilt nicht, und ihr werdet nicht verurteilt werden.
Lasst los, und ihr werdet losgelassen werden."

Lukas 6, 37

Ein barmherziger Umgang miteinander ist demnach angesagt. Wie notwendig der ist, leuchtet schnell ein. Nur wie leicht werden wir unbarmherzig zueinander. Das muss sich nicht gleich in einem Gang zum Gericht äußern. Schnell haben wir eigene Sanktionsmaßnahmen ergriffen. Das Resultat ist meist eine weitere Eskalation des Konflikts. Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es wieder heraus. Letztlich führt das zum Ende von Gemeinschaft.

Interessant ist, dass die Bibel nicht nur zu einem gerechten Leben mahnt, sondern mit nahezu gleicher Intensität zum barmherzigen Umgang mit Ungerechtigkeiten auffordert. Offenbar hat sie im Blick, dass wir mal auf der einen, mal auf der anderen Seite stehen. Fehler, die wir an anderen verurteilen, sind uns meist nicht ganz unbekannt.

Regelrecht brisant wird die Sache, wenn wir lesen, dass der Maßstab unseres Umgangs miteinader einmal von Gott an uns angelegt wird. Da möchte man ja fast Ungerechtigkeiten suchen, um barmherzig sein zu können (Matthäus 18,21-35).

Jens R. Göbel, 19.04.2012