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Nach Pfingsten 2009

gesendet am 7. Juni 2009 von Dr. Hans Frisch
 

Beneidenswert, wer am Pfingstsonntag mit im Stadion sein durfte - mitten in der Begeisterung über den Club und mit dem Club. Wir konnten es nur im Fernsehen nacherleben.

Am Tag davor waren wir mit einer Freundin im Dokumentationszentrum, nahe beim Stadion. Auch dort kann Begeisterung nacherlebt werden - im gleichen Stadion und dem Gelände daneben, eine Begeisterung, die mitreißend war - mitreißend in den Gleichschritt der Marschkolonnen zur Musik, mitreißend in das Schreien: "Heil" und "Sieg Heil", auch in die religiöse Stimmung, als aus dem Zeppelinfeld ein Lichtdom wurde durch die Strahlen von hunderten Flakscheinwerfern im Dunkel der Nacht.

Du meinst, das hat nichts miteinander zu tun, die Begeisterung über den Club und die bei den Reichsparteitagen, außer dem gleichen Stadion. Recht hast du - doch schau dir die Bilder der Begeisterung an, auch die von großen Rockkonzerten (wie jetzt Rock im Park) oder anderen Events. Alle wissen: "Das ist nur jetzt, vielleicht noch für die Feier im Biergarten oder den Autokorso, danach beginnt wieder die wirkliche Wirklichkeit, und da ist meist wenig Begeisterung."

Wer uns kennt, der weiß, wir wollen nicht über den Club, nicht über Fußball und auch nicht über die Parteitage in Nürnberg nachdenken - obwohl der Aufstieg des Clubs Grund zur Freude und die Nazizeit Grund zum Nachdenken ist. Unser Thema ist ein "Event" vor 1.967 Jahren, im Tempel von Jerusalem und die Folgen, denn das wirkt immer noch, mitten unter uns. Auch da geht es um Begeisterung.

Über 47.000 waren im Franken Stadion - damals beim Wochenfest in Jerusalem dürften noch mehr beisammen gewesen sein. Doch in der "Jesus-Fankurve", in einer der vielen Hallen rings um den Tempelhof, da waren die Jünger Jesu zusammen, wohl mit einigen Freunden. Dort fing es an: Ein Brausen wie ein starker Wind, Lichterscheinungen wie Flammen und dann eine Begeisterung, die zwar nicht ansteckend und mitreißend war, aber die Erstaunen hervorrief. Denn sie fingen an zu rufen und zu reden in einer eigenartigen Sprache, die niemand kannte, die aber die meisten verstanden. Obwohl sie verschiedenste Muttersprachen hatten hörten sie die großen Taten Gottes verkünden. Viele verstanden, doch nicht alle. Für manche hörte sich das an wie Lallen von Betrunkenen.

Dann redet Petrus Klartext: Was er verstanden hatte in den 40 Tagen zwischen Ostern und Himmelfahrt, als der auferstandene Jesus den Jüngern immer wieder erschienen war und mit ihnen über das Gottesreich sprach, das erzählte er jetzt den Zuhörern. "Der Jesus, den ihr kanntet als Wundertäter und wunderbaren Prediger, auf den wir gehofft hatten als Erlöser und Messias, den ihr ans Kreuz gebracht hat, den hat Gott auferweckt und zum Erlöser und Messias gemacht, des sind wir alle Zeugen." "Da ging es ihnen durch Herz" steht in dem Bericht von damals - und. das ging noch tiefer als die Erkenntnis und die Freude: Der Club ist erstklassig, er ist nicht "auferstanden" aber "aufgestiegen".

Musik

Das Brausen dort im Tempelvorhof hatte sich gelegt und die Flammen waren verschwunden. Petrus hatte seine Predigt, die erste christliche Predigt, beendet - und es war ihnen durchs Herz gegangen. "Ihr Männer, liebe Brüder, was sollen wir tun?" fragten die Zuhörer. "Tut Buße und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden, so werdet ihr empfangen die Gabe des Heiligen Geistes." ist die Antwort - und 3.000 Menschen lassen sich taufen.
So entsteht die erste christliche Gemeinde, 50 Tage nach Ostern.

Da waren keine Begeisterungsstürme aufgebraust, kein Jubelgeschrei, keine Sprechchöre. Jeder kam als Einer, tat Buße und ließ sich taufen. Es standen keine Beichtstühle da, es wurden nicht Rosenkränze verteilt für Bußgebete, es war wohl auch keine Zeit und keine Gelegenheit für Bußgespräche. Wie können 3.000 Menschen an einem Tag Buße tun?

Ich weiß es nicht, ich weiß auch nicht, wie 3.000 Taufen zu schaffen sind - doch: Wer es annimmt, dass Jesus für ihn gestorben ist und bekennt, dass er Vergebung und Erlösung nötig hat, der hat Buße getan. Und wer dies besiegelt mit der Taufe, oder auch nur mit der Bereitschaft dazu, der bekommt Anteil an der neuen Wirklichkeit, die mit dem Opfertod und Auferstehung Jesu in die Welt gekommen ist.

Das klingt sehr theoretisch, und mancher feiert da vielleicht lieber mit den anderen Sieg und Aufstieg seines Clubs. Schließlich hängen daran ja auch einige Millionen Euro, nicht für ihn, aber Mittel zur Sicherung und Stabilisierung der Mannschaft, denn Training und gute Spieler sind teuer.

In Jerusalem lief es anders. Sie zogen nicht singend und rufend durch die Stadt, sie trafen sich nicht im Biergarten, sie verkündeten nicht ihren Sieg. Die Apostelgeschichte berichtet: Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet. Alle aber, die gläubig geworden waren, waren beieinander und hatten alle Dinge gemeinsam. Sie verkauften Güter und Habe und teilten sie aus unter alle, je nachdem es einer nötig hatte.
Und sie waren täglich einmütig beieinander im Tempel und brachen das Brot hier und dort in den Häusern, hielten die Mahlzeiten mit Freude und lauterem Herzen und lobten Gott und fanden Wohlwollen beim ganzen Volk. Der Herr aber fügte täglich zur Gemeinde hinzu, die gerettet wurden.

Hier ist die Begeisterung nicht gemeinsam explodiert (und verpufft), sie ist in jeden einzelnen eingegangen und wirkt. Es entsteht bleibende, verbindliche Gemeinschaft, bereit zum Opfer füreinander. "Urkommunismus" hat man dieses Miteinander in der Urgemeinde genannt, und wie eine Fata Morgana taucht dieses Bild einer idealen Gemeinschaft immer wieder auf. Es ist eine Illusion, und war damals schon eine, denn, den Besitz gemeinsam konsumieren, das geht schief. Und es dauerte nicht lange, da war diese Gemeinschaft "insolvent".

Doch inzwischen hatte sich das Feuer des Evangeliums, des Heiligen Geistes, ausgebreitet. In Damaskus, in Antiochia, in Rom und dann in fast allen Städten Kleinasiens und auch in Griechenland zu denen Paulus kam, waren Gemeinden entstanden. Nicht so unvernünftig begeistert wie in Jerusalem - und die spendeten jetzt für die Urgemeinde. Nicht ganz so viel wie zur Zeit für die Rettung der Wirtschaft ausgegeben, wird, aber genügend, um die Gemeinde am Leben zu halten für die nächsten 40 Jahre. Dann zeigte sich, dass ihre verschwenderische Liebe das Vernünftigste war. Denn Jerusalem wurde zerstört, und kein Besitz der Reichen und Geizigen hat das überdauert - das Bild der Urgemeinde leuchtet aber noch bis in unsere Zeit.

Musik

Geburtstag der Kirche wird Pfingsten genannt, und das Feuer dieser Begeisterung breitete sich aus im ganzen römischen Reich - ähnlich wie das Phänomen Hoffenheim, eine kleine Mannschaft, die von Sieg zu Sieg stürmte.

Aber das Wohlwollen, welches die erste Gemeinde in Jerusalem beim ganzen Volk fand, es wurde bald zum Widerstand und schließlich zur Verfolgung. Tausende Christen starben als Märtyrer, viele wurden im Kolosseum zum Vergnügen der Massen von Raubtieren zerrissen. Die Gemeinde Christi wuchs trotzdem, und nach 300 Jahren wurde sie vom Kaiser nicht nur anerkannt sondern gefördert. So entstand die römisch-katholische Kirche. Der Begeisterung hat das nicht gutgetan, denn nicht mehr die Liebe war das Band, welches sie vereinte, eher die Angst. Und mancher neuer Aufbruch der ersten Begeisterung wurde Opfer der kirchlichen Macht, so auch die ersten Freikirchen - Gemeinden, die frei blieben von staatlicher Unterstützung und staatlichem Einfluss. Tausende von den sogenannten "Wiedertäufern" wurden umgebracht - von der katholischen und evangelischen Kirche wurden sie verfolgt.

Unsere Sendung bei AREF, der Arbeitsgemeinschaft Rundfunk Evangelischer Freikirchen, ist ein Beweis, dass diese Zeiten vorbei sind (obwohl die Freikirchen hier und da noch als Sekten misstrauisch betrachtet werden). In vielen Orten gibt es eine gute Beziehung zwischen den verschiedenen christlichen Gemeinden mit gemeinsamen Gottesdiensten.

Es ist nicht eine brennende Liebe, wie damals in Jerusalem, schließlich kühlt die heiße erste Liebe im Laufe einer langen Ehe ja auch etwas ab, aber immer wieder werden Menschen ergriffen von der Botschaft: "Was damals geschah, auf Golgatha und zu Ostern und Pfingsten in Jerusalem, das hat mit Dir zu tun." So sehr hat Gott die Welt geliebt, so sehr hatte dich geliebt, dass er den, den er am liebsten gerettet hätte, den er als seinen Sohn bezeichnete, am Kreuz sterben ließ - ein furchtbarer Tod.

Die Jünger haben nach Ostern erlebt, dass dieser Jesus lebendig ist, und seitdem erfahren immer wieder und immer mehr Menschen, die sich darauf einlassen, die das Angebot annehmen: "Er lebt!"

Leider, oder Gott sei Dank - gibt es dafür nur einen Beweis. So wie das Bekenntnis: "Ich liebe dich" nur bewiesen wird, wenn ihm das gleiche Bekenntnis antwortet.
Hoffen wir, dass der Club lange und erfolgreich in der ersten Liga bleibt - und hoffen wir, dass noch viele den Zugang finden zu dem "Jesus Club" der damals in Jerusalem entstanden ist. Die Begeisterung ist da nicht so laut und explosiv wie sie Pfingstsonntag im Frankenstadion war, doch sie geht tiefer, und sie hält an - bis in die Ewigkeit.

Dr. Hans Frisch