zur AREF-Startseite

Du hast die Wahl

gesendet am 28.09.2008 von Dr. Hans Frisch
 

„Du hast die Wahl", heute für den Landtag, morgen für das Fernsehprogramm, oder für das Angebot im Kaufhaus und im Supermarkt, nach dem Schulabschluss für einen Beruf, beim Erwachsenwerden für eine Lebenspartnerin oder einen Lebenspartner.

Und nicht nur vor dem großen Wahlzettel und vor der überfüllten Käsetheke im Kaufmarkt kann die Wahl zur Qual werden - doch es hilft die Sympathie, der Appetit und bei der Partnerwahl die Verliebtheit. Die Werbung ist bemüht, uns zu helfen - sie präsentiert die Politiker sehr sympathisch, die Käsesorten sehr appetitlich, und die Mädchen machen sich zum Verlieben schön.

Weil aber jeder für sich wirbt, bleibt uns die Qual der Wahl

Beim Käse ist es relativ leicht: heute kaufe ich den Schweizer Emmentaler, morgen den holländischen, danach den deutschen - und finde den, bei dem ich bleibe. Beim Politiker geht es um eine Wahl für die nächsten vier Jahre, und ob es mir schmeckt oder nicht, was ich da gewählt habe, ich muss es mit auslöffeln. Von der Partnerschaft fürs ganze Leben wollen wir hier nicht reden.

Bleiben wir also beim Politiker! Der hat sich uns präsentiert, von Tausenden Plakaten hat er uns sympathisch angeschaut, als Vertreter einer Partei, die uns klar gemacht hat, dass sie unsere Hoffnungen kennt und erfüllen will, dass Sie unsere Befürchtungen ernst nimmt, dass sie alles tun will für unsere Sicherheit, jetzt und bis ins Alter, dass sie auch für die Chancen und das Wohl unserer Kinder sich einsetzt und natürlich auch für die Umwelt und das Klima.

Ich hoffe, jeder hat seine Partei da wieder erkannt. Bleibt die Frage: soll es „christlich-sozial" oder „sozialistisch" weitergehen – „freiheitlich-liberal" oder „gen- und atomfrei" - oder von jedem etwas?

Doch sei beruhigt - nicht du musst darüber entscheiden, denn deine Stimme ist nur eine von 9 Millionen und hat kein entscheidendes Gewicht. Trotzdem musst du sie in die Waagschale werfen - gewissenhaft und ernst gemeint, denn das ist dein Anteil an der Demokratie und der Freiheit.

Du hast den vollen Durchblick, du siehst klarer als die vielen Tausend, welche sich nur durch ihr kleines Interesse bestimmen lassen in der Wahl - und doch damit den Ausgang entscheiden! Du merkst, dass in der Demokratie nur derjenige an die Macht kommt, welcher die Massen gewinnt - und die sind eher mit Geschenken als mit dem Aufruf zum notwendigen Opfer zu gewinnen. Und daran krankt die Demokratie.

Es sollten doch die Eliten das Sagen haben, zu denen du gehörst. Doch wer hört schon auf dich? Und so wird Wertvolles nicht bewahrt und wirklich Neues nicht gewagt. Meinst du, ich weiß gar nicht zu welchem Lager, zu welcher Partei oder Richtung du gehörst? Ich weiß aber, wie es dir geht - denn so geht es den meisten, mir auch.

Musik

Welches System ist das richtige?

Also lassen wir die Elite ans Ruder. Die Finanzspezialisten für die Finanzen, die Bildungsspezialisten für die Bildung, die Militärs für die Verteidigung. Du kriegst Angst? Das kannst du auch - denn die Finanzexperten haben uns gerade gezeigt, zu welch gewaltigen milliardenschweren Fehlern sie fähig sind - sie werfen sogar noch 300 Millionen Euro in den sich öffnenden Abgrund.

Das schlechte Abschneiden bei der Pisa-Studie lag wohl kaum am Fehlen von Bildungsexperten, und was Militärs können, wenn sie den Kurs bestimmen, das hat der Untergang der Sowjetunion gezeigt - die horrenden Rüstungsausgaben haben in den Bankrott geführt! Gott bewahre uns vor der Herrschaft der Eliten und Spezialisten.

Man müsste ein System erfinden, in dem die Führung - ohne die es nun einmal nicht geht - auf die Bedürfnisse, die Hoffnungen, die Befürchtungen der Menschen - also der Masse - hört, gemeinsam mit Spezialisten Lösungen und Wege erkundet und im Rahmen der Möglichkeiten verwirklicht. Und die Lösungen müssen so sein, dass sie von einer Person verstanden, vertreten, erklärt und verantwortet werden.

Natürlich wird der Kurs einigen oder vielen nicht passen, sie können und werden das kundtun, sie werden kritisieren, werden Alternativen und Kursänderungen anbieten und verlangen. Wenn sie damit den Willen einer Mehrheit aussprechen, dann werden sie bei der nächsten Wahl die Mehrheit gewinnen - und der Kurs kann geändert werden – allerdings mit den gleichen Folgen! In einem solchen System können zwar Fehler gemacht werden, sogar große Fehler, doch können die sich nicht zur gewaltigen Katastrophe oder zur Diktatur auswachsen.

Ich bin unter Stalin geboren in der Ukraine, habe meine Kindheit unter Hitler erlebt, Schulzeit und Studium habe ich in der DDR abgeschlossen, und bin mit Familie ein Jahr vor der Mauer in die Bundesrepublik geflohen. Da habe ich schon einige Systeme erlebt.

Man konnte auch in der Sowjetunion leben, auch im Deutschland der Nazizeit, und gar nicht so schlecht in der DDR - doch die Freiheit des mündigen Bürgers, die gibt es nur in der Demokratie.

Der Preis dafür ist, dass die Stimme des unmündigen, verführbaren, vielleicht auch egoistischen oder verblendeten Mitbürgers das gleiche Gewicht hat wie deine Stimme. Du kannst allenfalls deine Stimme erheben, kannst versuchen, Stimmung zu machen für deine Einsichten und Meinungen, kannst versuchen zu überzeugen.

Für diesmal ist es gelaufen, aber die Zeit bis zur nächsten Wahl wird zeigen, ob die Steuermannschaft einen vernünftigen Kurs findet und einhält, selbst bei zunehmend stürmischer See. Und, um im Bild zu bleiben, wir sind nicht auf einen Kreuzfahrtschiff, auf dem Erholung und Unterhaltung angesagt ist, eher auf einem Segelschiff, auf dem jeder seine Aufgabe hat und wo es auf jeden ankommt. Und da hast du täglich die Wahl, ob du deine Aufgabe gewissenhaft annimmst oder nicht. Und nebenbei muss die gesamte Mannschaft den Kurs im Auge behalten, denn kein Kapitän kann blindes Vertrauen verlangen.

Also, als Zwischenmusik passt auf keinen Fall: „Eine Seefahrt, die ist lustig" - wohl auch nicht: „Wir lieben die Stürme, die brausenden Wogen".

Was hast du zu bieten, Jobst-Bernd?

Musik

Wer jetzt meint, er sei im falschen Sender - bei einer verspäteten Wahlsendung einer freien Wählergruppe und nicht bei AREF, der „Arbeitsgemeinschaft Rundfunk evangelischer Freikirchen", den können wir beruhigen: hier ist AREF, hier sprechen freikirchliche Christen - doch als Bürger unseres Staates, unseres Freistaates.

Gerade die Freikirchen waren Vorkämpfer für die Trennung von Staat und Kirche, und dieser Kampf hat manche Opfer auf Seiten der Freikirchen gefordert. Also, als Freikirchen haben wir mit dem Staat nicht viel zu tun, als Bürger aber genauso viel, wie jeder andere Bürger. „Warum dann eine Sendung zur Wahl?" wird sich mancher fragen.

Deine Wahl hat doch ganz viel Gewicht

„Du hast die Wahl" - das heißt, heute: du darfst deine eine Stimme zu 9,3 Millionen Stimmen in die Waagschale werfen - und heute Abend erfahren wir, wer letztlich gewählt ist. Deine Stimme hat daran den Anteil von 0,00001 Promille, und doch ist sie genauso wichtig, wie jede andere. Vom Standpunkt des Wahlsiegers sieht es ganz anders aus - der sieht sich als Sieger, und er hat ja wohl auch eine Menge dafür getan. Du „Null Komma noch was" Promillesieger kannst dich mit freuen, und du Promille Verlierer kannst mit deinem Favoriten traurig sein. Doch jede Wahl hat ihre Gewinner und Verlierer.

Unser eigentliches Thema ist eine andere Wahl. Du bist gewählt - auch du und auch ich. Nicht, weil du so sympathisch bist, oder so clever, oder so erfolgreich - weil du geliebt bist und es nötig hast. Du brauchst keinen Wahlkampf zu machen, du brauchst die Wahl nur anzunehmen. Doch stell dir das nicht allzu leicht vor. Bei dieser Wahl gibt es kein Tricksen und kein Täuschen - es geht um die absolute Wahrheit, um deine absolute Wahrheit.

„Ich bin heilig, und ihr sollt heilig sein" - so hatte Gott zu dem Volk gesprochen, das er sich erwählt hatte - und das gilt für alle, die es mit IHM zu tun haben wollen. Das dürfte ein einsamer Gott werden - kennst du einen Heiligen, bist du einer? Wenn du wissen willst, wie heilig dieses Volk war, dann lies das Alte Testament. Nein, das war alles andere als heilig, dagegen haben wir fast einen Heiligenschein. Doch Gott hatte das Volk nicht erwählt, weil es das Beste war, sondern weil ER es liebte - und ihm blieb nichts anderes übrig, als in Liebe zu bitten, zu warten, zu vergeben und neu anzufangen, immer wieder. Und so ist dieses Volk ein Beweis geworden für die geduldige, gnädige verzeihende Liebe seines Gottes.

Was uns das angeht?

Wenn es einen Gott gibt, dann ist es dieser Gott - und die Geschichte seines Volkes ist die Geschichte seiner Offenbarung in der Geschichte. Jesus hat behauptet, in ihm wird Gott völlig offenbar, mit ihm bricht „das Reich Gottes" an - und in diesem Glauben ließ er sich kreuzigen. Für die, die es taten, hat er gebetet: „Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun."

Jesus hat geglaubt, er stirbt zu meinem und zu deinem Heil - und danach geschah etwas, was die Jünger damals und durch Jahrhunderte Millionen Menschen überzeugt hat: „Es war zu unserem Heil."

Wenn das stimmt, dann hat Gott damals auch dich und mich erwählt, dass wir in seiner Liebe und durch seine Liebe leben sollen. Und für alles, was gegen uns spricht, ist Jesus eingetreten.

Da sollte absolute Wahrheit eigentlich leicht fallen. Wir brauchen keine Ausreden, wir brauchen keinen Schuldigen zu suchen für unser Versagen oder unsere Schuld, wir dürfen dankbar die Wahl annehmen, wenn sie auch unbegreiflich ist, unbegreiflicher als wenn morgen dir gesagt würde: „Du bist in den Landtag gewählt."

Und deine Ja-Stimme zu dieser Wahl, sie hat mehr als hundertprozentiges Gewicht, denn sie wird nicht nur dein Leben verändern sondern auch die Welt um dich.