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Sprüche 26, 27

gesendet am 23. April 2006
von Gerhard Marsing

 

Wer eine Grube macht, der wird dreinfallen; und wer einen Stein wälzet, auf den wird er kommen.

Ich möchte kurz eine traurige Geschichte erzählen: Ein Mann, der immer wieder in krumme Geschäfte verwickelt war, hat seinen Widersacher, der ihn anzeigen wollte, hinterruckst ermordet. Um die Leiche los zu werden, fährt er in den Wald, holt eine Schaufel heraus und fängt an zu graben. Als er ein ausreichend großes Loch geschaufelt hat, will er aus der Grube steigen. Aber gerade als er auf die Schaufel gestützt herausspringen will, rutscht die Schaufel weg und der Mörder stürzt rücklings zurück in die Grube, wobei er mit dem Kopf auf einem Stein hart aufschlägt und tot liegen bleibt. Und der imaginäre Beobachter dieser gespenstischen Szene brummelt vor sich hin: „Das geschieht ihm recht.“ Dieses Geschehen ist natürlich frei erfunden, aber wie viele Szenen in Kriminalfilmen, Grusel-Thrillern und Milieustudien sind nach diesem Muster gestrickt. „Wer Andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein“. Das ist kein altes deutsches Sprichwort und auch keine antike griechische Weisheit. Dieser Satz steht Wort für Wort in der Bibel und gehört zu den Sprüchen Salomos.

Und dieser Satz spricht nicht in erster Linie solch dramatisches Geschen an, sondern er meint alle die, die einen andern übervorteilen wollen, ihm eine Falle stellen oder ihn in einen Hinterhalt locken wollen. Irgendwas bleibt immer hängen und fällt früher oder später auf den Fallensteller zurück. Wohl dem, der die Falle rechtzeitig erkennt und den Spieß gleich umdrehen kann. Die Bibel erzählt, dass Jesus gerade auf diesem Gebiet richtig gut drauf war. Wie oft haben die besonders gescheiten Pharisäer ihm eine Falle stellen wollen und jedes Mal hat Jesus gekonnt dagegengehalten und die Fallensteller sind bedröppelt von dannen gezogen. „Wer von euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein“. Jesus ging es nie darum, seine Widersacher bloß zu stellen, aber auf den Leim gehen wollte und konnte er ihnen eben auch nicht. Und die Moral von der Geschicht: Man sollt tunlichst das Gruben graben und Fallen stellen bleiben lassen, dann erspart man sich nicht nur die Retourkutsche sondern auch das schlechte Gewissen.

 

Gerhard Marsing