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Im Bibelflash:
Dotan gesendet am 24.07.2005 von Dr. Hans Frisch
 

Wenn du nicht weißt, wo Dotan liegt, ja, wenn du keine Ahnung von Dotan hast, brauchst Du dich nicht zu schämen - kaum einer weiß etwas davon. Und doch ist dort einmal eine Weiche gestellt worden für den Gang der Weltgeschichte - durch einen Sklavenhandel.

Die Söhne von Jakob waren mit ihren Herden von Hebron im Süden über 100 Kilometer nördlich gezogen, Richtung Sichem. Josef, der Liebling Jakobs, war zu Hause geblieben - doch jetzt schickte der Vater ihn zu den Brüdern um zu erfahren, wie es um sie und um die Herden steht.

Bei Sichem fand er keine Herden. Ein Mann sagte ihm, die seien weitergezogen nach Dotan, und Josef ging die 20 Kilometer weiter nach Norden. Die Brüder entdeckten ihn schon von weitem und erkannten ihn an dem prächtigen bunten Gewand, das Jakob seinem Lieblingssohn hatte machen lassen.

Es war nicht nur der Neid, der sie zu Feinden ihres jüngeren Bruders machte. Der hatte sie furchtbar geärgert mit seinen Träumen. Die sollte man nachlesen in der Josefsgeschichte im ersten Buch Mose.

"Wir bringen ihn um! Dem Vater schicken wir den bunten Rock, zerrissen und blutig gemacht, und sagen: Ein wildes Tier hat ihn zerrissen." Doch der älteste Bruder kann das Schicksal wenden. Sie werfen Josef in eine trockene Zisterne und halten Ausschau nach einer Karawane. Ganz in der Nähe zog die Via maris, die Straße von Damaskus nach Ägypten vorüber. Da brauchten sie nicht lange zu warten.

Über den Preis, den sie für den jungen Sklaven bekamen, ist nichts berichtet. Das mit dem blutigen Rock wurde so gemacht, und Jakob trauerte um Josef, lange. Dass der in Ägypten eine steile Karriere machte bis zum Superminister, das erfuhr er erst viel später, als er wegen einer Hungersnot durch eine siebenjährige Dürre seine Söhne nach Ägypten schickte, zum Getreidekauf.

Wie Josef seinen Brüdern dort begegnet (oder umgekehrt), auch das lohnt sich nachzulesen. In einer königlichen Kutsche wird Jakob zusammen mit Familie, Dienerschaft und Vieh nach Ägypten geholt. Sie bekommen bestes Land in Nildelta zugewiesenen, und die Nachkommen Jakobs, die "Kinder Israels", vermehren sich prächtig. Bis den Ägyptern das zuviel wird. Sie dezimieren den Nachwuchs, und aus den Gästen werden Sklaven - bis Mose sie in die Freiheit führt.

Da wurde aus den "Kindern Israels" das "Volk Israel" - und damit sind wir plötzlich von Dotan in der heutigen Geschichte gelandet.

Dr. Hans Frisch